Nicht viel Licht ins Dunkel

Am 24. Dezember 2009 lief wieder stundenlang das ORF-Spektakel "Licht ins Dunkel", wozu wie alle Jahre besonders die Christenfunktionäre ihr christliches Nächstenliebegesuder absondern konnten.

Man krümmte sich vor Barmherzigkeit, war restlos begeistert von der eigenen Güte. Weihnachten, das Fest der Liebe!

Nach dem Trara, der jedes Jahr um die Spendensammelaktion "Licht ins Dunkel" gemacht wird, könnte man fast glauben, ohne "Licht ins Dunkel" und christlicher Nächstenliebe herrschten in Österreich Not und Elend.

Aber rechnen wir dazu einmal: Arbeitnehmerbeitrag für die Sozialversicherung (Krankenkassa und Pensionsversicherung) beläuft sich in Österreich bei einem Bruttodurchschnittseinkommen von 1.750 auf ca. 300 Euro monatlich.

Bei "Licht ins Dunkel" wurden am 24. Dezember 2009 5,4 Millionen Euro gespendet, also etwa ein Euro pro Einkommensbezieher. Was heißt, jeder Einkommensbezieher spendet für diese ORF-Aktion 3,33 Promille eines monatlichen Sozialversicherungsbeitrages oder pro 1000 Euro des jährlichen Nettoeinkommens etwa 5 Cent.

Somit bringt dieses Spendensammelgetue praktisch so gut wie gar nichts. Außer dass sich ein paar Wichtigtuer als Retter der Armen und Verlassenen aufspielen und die Spender im Lichte ihrer Wohltätigkeit selber unheimlich hilfreich, edel und gut vorkommen können.

Dass die Menschen in Österreich ein gesichertes Dasein haben, hängt zu 99,999 Prozent an der Kranken-, Unfall-, Pensions-, Arbeitslosenversicherung und der staatlichen Sozialhilfe. An bloßer Mildtätigkeit hängt fast nichts. Alle durch die Spendensammlerei erbrachten Sozialleistungen wären durch einen Zuschlag zur Sozialversicherung im Promillebereich finanzbar.

Was nicht heißen soll, es sei schlecht, wenn wer wem hilft, aber man sollte die Proportionen nicht aus den Augen verlieren. Es war nicht die christliche Nächstenliebe und die bürgerliche Mildtätigkeit, die in unseren Breiten Not und Elend weitestgehend bezwangen, es war die Arbeiterbewegung und der von ihr initiierte und durchgesetzte Sozialstaat, der alles weitgehend absichert!

Da aber an die Sozialversicherungsbeitragszahler von niemandem Dankesreden gehalten werden, keine Fernsehshows laufen, in denen über die regelmäßigen Pensionszahlungen und Krankenkassaleistungen gejubelt wird, sollte bedacht werden, dass die unseligen Zeiten, in denen Menschen in Not auf Almosen angewiesen waren, vorbei sind. Das Bettlerwesen als soziale Massenerscheinung gab es hierzulande letztmalig als die christkatholische Kirche die Herrschaft inne hatte: In der klerikalfaschistischen Zeit ab 1933/34!


aus christkatholischen lichtlos dunklen Zeiten
stammt dieses Bettlergemälde von Giacomo Ceruti

Schwärmen wir daher nicht für die paar Euro, die mit großem Primborium zu Weihnachten gesammelt werden, denken wir lieber an die Zeit, als die sozialen Rechte der arbeitenden Menschen erkämpft und gesichert werden konnten. Und vergessen wir nicht, dass die Einschränkung dieser Errungenschaften immer noch auf der Klassenkampfliste der neoliberalen Profitritter steht!

Das waren atheistische Weihnachtsworte ohne Weihrauch!