Hits wie "Es lebe der Sport" oder "Macho Macho" haben
Rainhard Fendrich berühmt gemacht, mit "I am from Austria" schrieb
er die inoffizielle Nationalhymne seines Heimatlandes Österreich. Doch hinter
dem lebensfrohen Sänger und TV-Entertainer, der sein Publikum mit hinreißendem
Wiener Schmäh einnimmt, steckt ein nachdenklicher Mensch mit wachem Bewusstsein
für die Gegenwart. Mit evangelisch.de sprach der 55-jährige Katholik über seine
Erfahrungen, über den christlichen Glauben, zu dem er nach einer Lebenskrise
zurückfand - und über den Verlust von nahen Menschen. (..)
Herr Fendrich,
lassen Sie uns über Gott und die Welt reden - und mit Gott anfangen. In einem
Lied auf Ihrem neuem Album heißt es: "Denk daran, es ist wer neben dir,
der dich stets behütet hat". Sie sprechen von Gott...
Fendrich:
...ja natürlich!
Warum?
Fendrich: Allein diese Frage verwundert
mich. In der amerikanischen Musik gibt es den Gospel, Lieder wie "My Sweet
Lord" von George Harrison oder "Oh Happy Day" von den Edwin Hawkins
Singers sind Hits geworden. Solche sakralen Lieder gibt es bei uns nicht. Wir
haben überhaupt keinen Bezug zu unserer Religion. Woran glauben die Menschen
noch? Ich habe dieses Lied nicht geschrieben, wie viele glauben, weil ich mir
das Leben nehmen wollte, sondern weil ich viele Menschen verloren habe - Musiker,
Verwandte, die freiwillig aus diesem Leben gegangen sind, weil sie an nichts
mehr geglaubt haben. Wir müssen lernen, an etwas zu glauben.
Hört beim Glauben die Toleranz auf?
Fendrich:
Ich akzeptiere jeden Atheisten, aber ein Atheist ist für mich ein Trottel.
Denn jeder Mensch, der mit wachen Augen durch die Natur geht, egal welcher Religion
er angehört, muss irgendwann bemerken: Das hat irgendwer gemacht, der schlauer
ist als wir. Der Glaube ist etwas, das ich lange verdrängt habe. Aber er
war immer da, und jetzt habe ich ihn wiedergefunden. Mir ist es eine Zeit lang
sehr schlecht gegangen. Der Glaube war meine Hilfe.
In welchen Situationen
beten Sie?
Fendrich: Nicht in Notsituationen. Ich bete jedes Mal, bevor
ich einschlafen gehe. Meine Gebete sind nicht vorgegeben, nicht "Lieber
Gott, mach mich fromm". Sondern es sind Gespräche, in denen ich Ruhe finde
und versuche, meine Gedanken zu ordnen. In denen ich mir wünsche, dass es meiner
Familie gut geht. Ich versuche, ein Zwiegespräch zu führen - vielleicht mit
mir selbst. (..)
Wodurch haben Sie den Glauben wiedergefunden?
Fendrich:
Ich war kokainsüchtig und bin in ein tiefes Tal gefallen. Dann bin ich einer
Frau begegnet, die verhindert hat, dass ich unten aufknalle. Für sie habe ich
das Lied "Engel" geschrieben. Engelsfiguren waren für mich immer etwas
Mysteriöses. Gabriel heißt ja "Wer ist wie Gott". Luzifer war der
Lichtträger. Was sind Engel eigentlich? Ich glaube, dass es Engel auf dieser
Welt gibt - Menschen, die dir begegnen, ohne zu wissen, was sie dir Gutes tun
können. Die deinen Weg kreuzen, absichtslos, aber eine Veränderung herbeiführen.
Die muss man erkennen. Genauso war es mit meiner zukünftigen Frau. (..) Da habe
ich auch meinen Glauben neu entdeckt - verloren hatte ich ihn nie, ich war immer
gottesfürchtig. Wenn man gottesfürchtig ist, muss man ja dran glauben, sonst
würde man sich nicht fürchten. (..)