Rainhard Fendrich ist ein Trottel

Evangelisch.de befragte den Sänger nach einem Auftritt in Mannheim.
Hier Auszüge aus dem Interview vom 23.11.2010:

Hits wie "Es lebe der Sport" oder "Macho Macho" haben Rainhard Fendrich berühmt gemacht, mit "I am from Austria" schrieb er die inoffizielle Nationalhymne seines Heimatlandes Österreich. Doch hinter dem lebensfrohen Sänger und TV-Entertainer, der sein Publikum mit hinreißendem Wiener Schmäh einnimmt, steckt ein nachdenklicher Mensch mit wachem Bewusstsein für die Gegenwart. Mit evangelisch.de sprach der 55-jährige Katholik über seine Erfahrungen, über den christlichen Glauben, zu dem er nach einer Lebenskrise zurückfand - und über den Verlust von nahen Menschen. (..)

Herr Fendrich, lassen Sie uns über Gott und die Welt reden - und mit Gott anfangen. In einem Lied auf Ihrem neuem Album heißt es: "Denk daran, es ist wer neben dir, der dich stets behütet hat". Sie sprechen von Gott...
Fendrich: ...ja natürlich!

Warum?
Fendrich: Allein diese Frage verwundert mich. In der amerikanischen Musik gibt es den Gospel, Lieder wie "My Sweet Lord" von George Harrison oder "Oh Happy Day" von den Edwin Hawkins Singers sind Hits geworden. Solche sakralen Lieder gibt es bei uns nicht. Wir haben überhaupt keinen Bezug zu unserer Religion. Woran glauben die Menschen noch? Ich habe dieses Lied nicht geschrieben, wie viele glauben, weil ich mir das Leben nehmen wollte, sondern weil ich viele Menschen verloren habe - Musiker, Verwandte, die freiwillig aus diesem Leben gegangen sind, weil sie an nichts mehr geglaubt haben. Wir müssen lernen, an etwas zu glauben.

Hört beim Glauben die Toleranz auf?
Fendrich: Ich akzeptiere jeden Atheisten, aber ein Atheist ist für mich ein Trottel. Denn jeder Mensch, der mit wachen Augen durch die Natur geht, egal welcher Religion er angehört, muss irgendwann bemerken: Das hat irgendwer gemacht, der schlauer ist als wir. Der Glaube ist etwas, das ich lange verdrängt habe. Aber er war immer da, und jetzt habe ich ihn wiedergefunden. Mir ist es eine Zeit lang sehr schlecht gegangen. Der Glaube war meine Hilfe.

In welchen Situationen beten Sie?
Fendrich: Nicht in Notsituationen. Ich bete jedes Mal, bevor ich einschlafen gehe. Meine Gebete sind nicht vorgegeben, nicht "Lieber Gott, mach mich fromm". Sondern es sind Gespräche, in denen ich Ruhe finde und versuche, meine Gedanken zu ordnen. In denen ich mir wünsche, dass es meiner Familie gut geht. Ich versuche, ein Zwiegespräch zu führen - vielleicht mit mir selbst. (..)

Wodurch haben Sie den Glauben wiedergefunden?
Fendrich: Ich war kokainsüchtig und bin in ein tiefes Tal gefallen. Dann bin ich einer Frau begegnet, die verhindert hat, dass ich unten aufknalle. Für sie habe ich das Lied "Engel" geschrieben. Engelsfiguren waren für mich immer etwas Mysteriöses. Gabriel heißt ja "Wer ist wie Gott". Luzifer war der Lichtträger. Was sind Engel eigentlich? Ich glaube, dass es Engel auf dieser Welt gibt - Menschen, die dir begegnen, ohne zu wissen, was sie dir Gutes tun können. Die deinen Weg kreuzen, absichtslos, aber eine Veränderung herbeiführen. Die muss man erkennen. Genauso war es mit meiner zukünftigen Frau. (..) Da habe ich auch meinen Glauben neu entdeckt - verloren hatte ich ihn nie, ich war immer gottesfürchtig. Wenn man gottesfürchtig ist, muss man ja dran glauben, sonst würde man sich nicht fürchten. (..)

Rainhard Fendrich ist ein Trottel.