Bischof weist Beinahebischof zurecht

Beinaheweihbischof Wagner vom Linzer Diözesanbischof Schwarz wegen "emotionale Aufheizung" zurechtgewiesen

Gerhard Wagner, Pfarrer in Windischgarsten und im Winter 2009 beinahe Weihbischof in Linz, hat sich mit seiner Niederlage gegen den weniger konservativen Teil der katholischen Kirche in OÖ noch nicht abgefunden.

Im Programmheft des Festivals der Alten Musik in Wien wurde ein Beitrag von Pfarrer Wagner abgedruckt, in dem er hauptsächlich die nichtpriesterlichen pastoralen Pfarrmitarbeiter kritisierte. Mit diesen Theologen bewältigt man in der katholischen Kirche den durch den Zölibat verursachten Personalmangel, was vor allem seinerzeit durch Bischof Aichern sehr forciert worden war. Der aktuelle Bischof Schwarz versucht diese Entwicklung zu stoppen, er hat zum Beispiel den Laienmitarbeitern das Taufen verboten (obwohl kirchenrechtliche jeder, sogar ein Nichtgetaufter (!!), in Notfällen taufen dürfte).

Wagner meinte nun in seinem Artikel, eine wachsende Zahl dieser pastoraler Mitarbeiter, würde "die Lehrautorität der Kirche hinterfragen und nicht mehr die volle Glaubens- und Sittenlehre der katholischen Kirche innerlich annehmen". Die Folge sei, dass Gläubige selbstständig entscheiden würden, "was sie als Katholiken noch bejahen können", was zu "einem "latenten Schisma, zu einer stillen Kirchenspaltung" führe. Viele Priester und Laien würden eine Rebellion gegen Papst und Kirche betreiben. Mit den Pastoralassistenten sei ein Parallelklerus aufgebaut worden, der "letztlich Priesterberufungen geradezu verhindert". Vielen Pfarren würden außerdem die Regeln für den richtigen Umgang mit der Liturgie nicht einhalten.

Der sonst so vorsichtige Bischof Schwarz reagierte am 18.1.2010 mit einer Zurechtweisung: Seelsorge und Verkündigung könne heute nur im Miteinander aller geschehen, von Priestern, Diakonen, haupt- und ehrenamtlichen Laienmitarbeitern. Es sei nicht zu bestreiten, dass es auch Sorgen und Spannungen in der Kirche gebe. "Einseitige Schuldzuweisungen und pauschale Verdächtigungen helfen aber nicht, um die Einheit zu stärken. (..) Was wir brauchen ist ein nüchternes und sachliches Gespräch und nicht die emotionale Aufheizung, wie sie Pfarrer Wagner in einem Wiener Programmheft veröffentlicht. Dass wir in der Diözese bereit sind für Versöhnung und Dialog, haben wir im vergangenen Jahr bekundet. Mag sein, dass wir hier noch manches intensivieren müssen".

Wozu man anmerken kann: So schlimm wie bei den Trotzkisten oder Atheisten sind die Fraktionskämpfe in der katholischen Kirche noch nicht, dazu ist der Apparat zu groß. Abspaltungen funktionieren nicht. So hat z.B. die altkatholische Kirche, die sich im 19. Jahrhundert wegen der Ablehnung der päpstlichen Unfehlbarkeit abspaltete, in OÖ nur 550 Mitglieder. Sie freut sich über einen Mitgliederanstieg im Jahre 2009, durch die Konflikte in der katholischen Kirche habe man eine fünfprozentige Zunahme verbuchen können. 5 % von 550 sind nicht einmal 30 Leute. Aus der katholischen Kirche sind in OÖ 2009 aber 9.338 Mitglieder ausgetreten. An den innerkirchlichen Querelen beteiligen sich jedoch die allermeisten Kirchenmitglieder nicht. Warum auch? Der größte Teil der Katholiken kommt einmal im Jahr mit der Kirche in Berührung: bei der Einzahlung der Kirchensteuer.