2010 soll die "Wiener Stadtmission" ablaufen - siehe http://www.apg2010.at/apg2010/0 - die Voraussetzungen sind dafür momentan wohl nicht die optimalsten. Vom 11. bis 13. März 2010 wurde für diese unter dem Namen "Apostelgeschichte 2010" laufenden Bemühungen die zweite Wiener Diözesanversammlung abgehalten (die erste war im Oktober 2009, siehe Info Nr.1). Schönborns Devise: "Mission ist Begegnung, nicht Zwangsbeglückung". Nunja, für Zwangsbeglückungen hätte die katholische Kirche heutzutage wohl auch kaum Möglichkeiten. Das Anspornmotto von Schönborn: Es brauche ein waches Herz, um zu sehen, wo der Herr schon am Werk ist und um nicht jene Momente zu verpassen, wo die Christen gefordert seien, Glaubenszeugnis zu geben. Was soll das heißen? Verrichtet der HErr selber sein Werk und man muss ihm mit "wachem Herzen" zu Hilfe kommen? Was für Momente sind das, wo die Missionare "Glaubenszeugnis" ablegen müssten?
Als Gesprächs- und Planungspunkte der Dreitage-Tagung sind zu erwähnen:
Glaube könne keine Privatsache sein, Glaube brauche Gemeinschaft, das authentische
Lebenszeugnis sei sowohl für die Gemeinschaft als auch für jeden einzelnen Christen
entscheidend. Hört sich recht streng an. Allerdings gehen 90 Prozent der katholischen
Kirchenmitglieder nie oder sehr selten in die Kirche, Morgen-, Mittags- und
Abendgebete sind ausgestorben, die wirkliche katholische "Glaubensgemeinschaft"
ist - gerechnet auf die große nominelle Mitgliederzahl - längst eine sektenähnliche
Kleingruppe.
Richtig
erkannt wird, dass der Caritas-Arbeit "ein besonderer Stellenwert"
zukommt - als ein Bereich, über den auch viele der Kirche sonst fernstehende
Menschen erreicht werden könnten. Viele Menschen sehen die Caritas positiv
als Sozialeinrichtung, die Gutes tut. Sie macht das aber nicht mit Kirchengeld,
sondern mit Spenden und öffentlichen Mitteln und tut im Prinzip nichts anderes
als die Volkshilfe der SPÖ. Die SPÖ berühmt sich allerdings als Partei
nicht damit, die Kirche hingegen lässt die Caritas für sich leuchten.
Fernstehenden sollten überhaupt niedrigschwellige Angebote verabreicht werden,
Schönborn meint, man müsse diese "noch viel stärker wertschätzend in den
Blick nehmen". Die Kirche sei hier noch zu sehr auf sich selbst konzentriert.
Da kann man als Atheist gespannt sein. Noch fernstehender kann man nicht sein,
warten wir also auf die wertschätzenden katholischen Blicke auf die Atheisten.
Umgekehrt spiegelt sich allerdings die katholische Kirche momentan im Blick
der Fernstehenden nicht unbedingt sehr wertschätzend wider.
Konkret sollen während der "Stadtmission 2010" u.a. Hausbesuche
und Glaubensgespräche, Straßen- und Frühstücksaktionen, Talkrunden in Cafes,
Abenden der Barmherzigkeit und sozialen Aktivitäten für "Arme" und
Randgruppen abgeführt werden. Die große "Missionswoche" beginnt am
Pfingstmontag, 24. Mai, jede Pfarre, Gemeinschaft und kirchliche Einrichtung
ist bei der "Missionswoche" eingeladen, ein selbst entwickeltes Missionsprojekt
umzusetzen, im Oktober soll eine weitere Diözesanversammlung die Erfahrungen
mit den Missionsprojekten behandeln.
Trotz der aktuellen Krise in Sachen
Kinderschändung macht man sich also Hoffnungen, spricht sogar von "Aufbruchsstimmung".
Man braucht nicht gespannt sein, was dabei herauskommt. Das kann man vorhersagen:
Nichts. Menschen, denen die christkatholische Religion wichtig ist, werden immer
weniger, mit Hausbesuchen, Talkrunden und Frühstücksaktionen wird sich kaum
jemand, der keine religiösen Interessen hat, beeindrucken lassen. Die "Zeugen
Jehovas" haben es in über 100 Jahren (den "Wachtturm" gibt es
seit 1897) in Österreich zu 20.723 Mitgliedern gebracht und die missionieren
jeden Tag. Die katholische Kirche lebt vom in der Gegenreformation ererbten
Bestand. Wenn die katholische Kirche im Jahr 2010 eine Woche in Wien missioniert,
dann fällt das unter Masturbationstherapie für die katholische Kernschicht.
Mit Jahresende werden die Mitglieder in Wien und in Österreich trotzdem wieder
weniger geworden sein …