Die USA leiden darunter, dass in diesem Land der Widerstandskampf gegen
religiöse Diktate nicht notwendig war. In Europa gab es durch Jahrhunderte
Staatsreligionen. Die römisch-katholische Kirche erlangte noch in der Zeit des
alten römischen Reiches die Funktion der Staatsreligion, die bis dahin dort
bestehende Religionsfreiheit wurde im Jahre 380 durch das Dreikaiseredikt Cunctos
populos abgeschafft. Es bedurfte der Reformation und anschließend der Überwindung
der Gegenreformation, um in Europa die Religionsfreiheit wieder herzustellen.
In den USA herrschte von Beginn an Religionsfreiheit, da unter den Einwanderern
viele Anhänger kleiner Glaubensgemeinschaften waren und deshalb jeder nach seiner
Fasson selig werden durfte. Konfrontationen zwischen religiöser Macht und religiöser
Freiheit fanden nicht statt, daher gelangten die Bürger nicht in die Lage,
Religionen erdulden zu müssen. Dadurch waren Religionsgemeinschaften vor kritischen
Positionen viel sicherer.
Zusammen mit dem niedrigen Niveau
des staatlichen Bildungssystems (die klugen Köpfe besuchen durchwegs Privatschulen)
blieben die USA vor einer allgemeinen Säkularisierung - wie sie sich in den
meisten Ländern Europas in den letzten 200 Jahren entwickelte - leider weitgehend
verschont.
Was
sich aktuell jetzt gerade wieder zeigt. Präsident Barack Hussein Obama,
der abstammungsmäßig zur Hälfte einen afrikanisch-muslimischen Hintergrund hat,
wird zunehmend von vielen Amerikanern für einen Moslem gehalten. 18 Prozent
glauben, dass ihr Präsident ein heimlicher Anhänger des Islam wäre. Als regelmäßiger
Kirchenbesucher ist er bisher nicht aufgefallen, das Weiße Haus war sogar
gezwungen, jetzt offiziell zu verlautbaren, Obama sei Christ und bete täglich.
Der hohe Anteil von Trotteln im US-Volk zeigt sich aber nicht
nur an diesem Symptom. Der englische Erzbischof James Ussher (1581-1656) hatte
anhand von biblischen Lebensläufen und Stammbäumen einen Kalender aufgestellt, der den
Zeitpunkt des göttlichen Schöpfungsakts ("es werde Licht") auf den
23. Oktober 4004 v.u.Z. legte.
Diesen
Schwachsinn sehen in den USA rund fünfzig Prozent der über 65-Jährigen und immer
noch 37 % der unter 30-jährigen als wahr an. Die Evolutionslehre wird nur von
rund einem Viertel der Amerikaner akzeptiert! 42 Prozent glauben, dass die
Lebewesen von Gott so geschaffen wurden, wie sie jetzt sind, eine evolutionäre
Entwicklung also nicht stattgefunden habe, weitere 18 % sehen eine von Gott
gesteuerte Evolution ("Intelligent Design"). Selbst unter College-Absolventen
akzeptieren nur 40 % die auf Darwin beruhenden Lehren.
In Deutschland
stimmen nach einer von der Giordano Bruno Stiftung 2005 in Auftrag gegebenen
Umfrage rund 60 Prozent der Evolutionslehre zu und nur zwölf Prozent
dem Kreationismus (12 % solcher Einfaltspinseln ist aber auch nicht wenig). Auf dem
Gebiet der ehemaligen DDR lauten diese Zahlen 82 % Evolution und
8 % Kreationismus (9 % "Intelligent Design"). In der detaillierten
Verteilung der Meinung zeigt sich auch: je religiöser, je häufiger in der
Kirche, desto schlichter im Gemüt sind die Leute: die jeden Sonntag zur Kirche gehen,
stimmen zu nicht einmal zehn Prozent der Evolutionstheorie zu, die nie in die
Kirche gehen zu knapp 70 Prozent. Hoffnung gibt, dass die bildungsmäßig Gehandicapten
weniger werden.
Denn unter den unter 30-jährigen sind 70 Prozent von der Evolution überzeugt
und nur zehn Prozent Kreationisten (18 % fürs "Intelligent Design").
Für Österreich gibt es leider keine vergleichbare Untersuchung.