Der ORF meldete am 28. August 2010 über die von dem US-amerikanischen
Rechtextremisten Glenn Beck für diesen Tag geplante Massenkundgebung u.a.:
Fernsehmoderator
Glenn Beck ist für große Kreise zum Volkshelden geworden. Er belässt es nicht
bei Fernseh-Gebet und rechten Sprüchen. Neben Hurra-Patriotismus und Frömmelei
liefert er täglich die Theorie einer gottgegebenen und gottgewollten Überlegenheit
Amerikas ins Haus. Und ausgerechnet zum Jahrestag der Martin-Luther-King-Rede
hat er seine Anhänger zu einer großen Demonstration im Herzen Washingtons aufgerufen.
Die
USA als von Gott auserwähltes supremes Land - damit punktet der bienenfleißige
Mann bei täglich 8 Millionen Radiozuhörern und mehr als 3 Millionen Fernsehzuschauern.
Tendenz steigend. Auf dem Haussender der Republikaner, FOX News, versammelt
Beck schon am Nachmittag mehr Seher als alle anderen Nachrichtenkanäle zusammen
- und Beck weiß, was sein Publikum hören will: "Obama hat oft genug bewiesen,
dass er die Weißen hasst", sagt Beck. "Er ist ein Rassist."
Becks
Lebenslauf passt wie angegossen zum Profil seiner Tiraden: Natürlich war der
Mann einst Alkoholiker, natürlich war er ganz unten und ist nun ganz oben. Verschwörungstheorien
dürfen da nicht fehlen - und so gibt der Mann durchaus Ratschläge, wie man mit
seiner eigenen Kirche umzugehen habe. "Ich bitte sie", fleht Beck.
"Wenn sie auf der Webseite ihrer Kirche die Worte 'Soziale Gerechtigkeit'
oder 'wirtschaftliche Gerechtigkeit' finden - rennen sie davon so schnell sie
können. Das sind Codewörter", sagt Herr Beck. "Wenn ihr Priester so
was verwendet, suchen sie sich eine neue Kirche." Soziale Gerechtigkeit
ist ein Codewort für Nazismus und Kommunismus, erklärt Beck weiter. So solle
Amerika unterwandert werden. 8 Millionen Menschen hören's gerne und täglich
in den USA. (..)
Soweit aus der ORF-Meldung. In den USA hat
es nie eine wirkliche massenwirksame Arbeiterbewegung wie in den europäischen
Ländern die Sozialdemokraten, Sozialisten oder Kommunisten gegeben. Das
hatte natürlich materielle Ursachen. In die USA ausgewandert sind in der Gründerära
in erster Linie Menschen, die sich erhofften, aus eigener Kraft Erfolge zu erreichen
("vom Tellerwäscher zum Millionär"). Wenn ihnen der Erfolg verwehrt
blieb, sahen sie sich vielfach als selbst daran schuld und nicht als Opfer
des kapitalistischen Ausbeutersystems. Zudem war in den USA das Vorgehen der Staatsgewalt
gegen Arbeiterproteste kompromisslos, man denke z.B. an den Bergarbeiterfunktionär
Joe Hill, der wegen eines Streikes mittels gefälschter Beweise des "Mordes"
beschuldigt und hingerichtet wurde. Die kämpferischste Gewerkschaft IWW (Industrial
Workers of the World) erreichte auf ihrem Höchststand in den 1920ern nur 100.000
Mitglieder. In Kongress und Senat spielten linke Parteien in den USA nie eine
Rolle.
hier die Stimme des amerikanischen Profi-Footballers, Juristen, Schauspielers,
Sängers, Bürgerrechtlers und Kommunisten Paul Robeson (1898-1976) mit dem berühmten
Gewerkschaftslied
"I dreamed I saw Joe Hill last night"
In den USA käme heute vielleicht sogar die Arbeiternehmerorganisation der ÖVP, der ÖAAB, in den Verdacht kommunistisches Gedankengut zu vertreten. Da die Wahl eines Farbigen zum Präsidenten die US-Rassisten und Faschisten besonders hart getroffen hat, fühlt sich nun dieser Beck berufen, eine Massenkundgebung unterm Titel "Wiederherstellung der Ehre" ("Restoring Honor") abzuführen und will dazu 100.000 Rechtsextremisten mobilisieren. Die Veranstaltung findet am Jahrestag der Rede "I have a dream" von Martin Luther King am Ort dieser Rede, dem Lincoln Memorial statt. Glenn Beck verkündete, das sein kein Zufall und keine Absicht, sondern Gottes Wille. Unterstützt wird der Extremist von Sarah Palin, der berüchtigten republikanischen Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten.
hier
die Rede von Martin Luther King "I have a dream" am 28.8.1963
Es könnte jedoch sein, dass das momentan so fanatische Auftreten der religiösen Rechtsextremisten ("Tea Party Movement") und speziell solcher Figuren wie Beck und Palin, gemäßigte Konservative schreckt und bei den anstehenden Wahlen damit eher den Demokraten hilft. Auf alle Fälle lernt man wieder einmal: wo Religion draufsteht, ist meist Scheiße drinnen. Martin Luther King war irgendwie eine glorreiche, aber seltene Ausnahme.