Dass die zwölf Sternzeichen (Tierkreiszeichen) längst nicht mehr mit den
gleichnamigen Tierkreiszeichen in den Sternbildern übereinstimmen, ist ja nichts
Neues. Die Erde hat heute eine andere Position als vor 3.000 Jahren als
die Astronomen in Babylon den Himmel in zwölf Sternzeichen (Sternbilder)
aufteilen, was in der Folge die astrologischen Wahrsager für ihre Horoskope
verwendeten.
Wie die Kronen Zeitung am 16. Jänner 2011 berichtete, hat der
US-amerikanische Astronomie-Professor Parke Kunkle die Lage der Sternzeichen
beforscht und dabei auch ermittelt, dass es nicht mehr bloß zwölf, sondern dreizehn
Sternzeichen gebe. Kunkle taufte das neu ins Blickfeld getaumelte Sternbild
"Schlangenträger" und gab auch gleich die Zeiten bekannt, unter denen
die Sternzeichen deckungsgleich mit den Orginalsternbildern stehen:
Steinbock:
20.1. - 16.2. Wassermann: 16.2. - 11.3. Fische: 11.3. - 18.4. Widder: 18.4.
- 13.5. Stier: 13.5. - 21.6. Zwillinge: 21.6.- 20.7. Krebs: 20.7. - 10.8. Löwe:
10.8. - 16.9. Jungfrau: 16.9. - 30.10. Waage: 30.10. - 23.11. Skorpion: 23.11.
- 29.11. Schlangenträger: 29.11. - 17.12. Schütze: 17.12. - 20.1.
Bisher
ging's so: Steinbock 22.12. bis 20.1. Wassermann 21.1. bis 19. 2. Fische
20.2. bis 20.3. Widder 21.3. bis 20.4. Stier 21.4. bis 20.5. Zwillinge 21.5.
bis 21.6. Krebs 22.6. bis 22.7. Löwe 23.7. bis 23.8. Jungfrau 24.8. bis 22.9.
Waage 23.9. bis 23.10. Skorpion 23.10. bis 22.11. Schütze 23.11. bis 21.12
Ob
die astrologischen Wahrsager jetzt aus einem Widder vom 18.5. einen Stier machen
werden und alle die lieben Steinbilder-Eigenschaften um ein paar Tage verrutschen
lassen? Und dem neuen Sternzeichen "Schlangenträger" neue, möglichst
noch unentdeckte menschliche Eigenschaften zugewiesen werden? Wohl kaum. Weil
es völlig wurscht ist, welches Sternzeichen jemand hat. Astrologen logen unabhängig
von der Astronomie.
Die beste wissenschaftliche Untersuchung der Astrologie
ist Euch ja vermutlich ohnedies bekannt: Der Psychologe B.R. Forer führte
im Jahr 1948 Tests durch. Er gab seinen Studenten einen Persönlichkeitstest
und gab danach allen Studenten den gleichen Ergebnisbefund,
den er Zeitungshoroskopen entnommen hatte. Die Studenten sollten nun
auf einer Skala von 0-5 bewerten, wie angemessen der Text auf sie zutreffe.
5 bedeutete "sehr gut", 1 "gar nicht"". Der Durchschnitt
lag bei 4.26. Dieser Test wurde hunderte Male mit Studenten wiederholt und der
Durchschnitt lag immer um 4.2.
Man
nennt das den "Barnum-Effekt" (benannt nach dem Zirkusdirektor
Barnum und dessen Devise: "a little something for everybody"):
die meisten Menschen erachten völlig allgemein gehaltene Charakterbeschreibungen,
die auf fast alle Menschen passen, als auf sie selbst zutreffend. Und genau
deshalb glauben Leute an Horoskope. Egal ob mit 12 oder 13 Sternzeichen, dem
Sternenstand im alten Babylon oder im 21. Jahrhundert. Die Dummheit ist
nicht an Sternbilder und Himmelsbewegungen gebunden, wie Einstein schon sagte,
ist Dummheit das Einzige, das sicher unendlich ist ...
PS: Ein Site-Besucher
fasste den obigen Inhalt verständlicher zusammen als es Krone und ich getan
hatten: Der Tierkreis wird seit der Antike willkürlich in 12 genau 30 Grad
große
Abschnitte (die Tierkreiszeichen) beginnend beim Frühlingspunkt eingeteilt.
Da zur damaligen Zeit der Frühlingspunkt im Sternzeichen Widder lag, wird der
Frühlinglingspunkt teilweise auch heute noch Widderpunkt genannt, obwohl er
seit langem im Sternbild Fische liegt, und in etwa fünfhundert Jahren in das
Sternbild Wassermann wandern wird, was an der Bewegung der Erdachse liegt, die
in ca. 26000 Jahren eine volle Umdrehung ausführt.
Während in der Astronomie
die Tierkreiszeichen mit dem Frühlingspunkt wandern - sonst stünde die Sonne
im falschen, mit einem Tierkreiszeichen assoziierten Sternbild, hat die Astrologie
ganz einfach den Tierkreis der Antike sozusagen am Himmel festgenagelt, so dass
bei der Geburt eines "Widders" die Sonne, nicht wie in der Antike
im Sternbild Widder steht, sondern in den Fischen.
Dazu kommt die Tatsache,
dass die Ekliptik, die scheinbare jährliche Bahn der Sonne um die Erde, die
den Tierkreis definiert, heute tatsächlich durch dreizehn Sternbilder läuft,
nämlich zusätzlich zu den zwölf Sternbildern des Tierkreises auch noch durch
das Sternbild Ophiuchus (Schlangenträger). Das liegt ganz einfach daran, dass
die moderne Astronomie die Grenzen der Sternbilder neu gezogen hat (1930 Eugene
Delporte). Dabei sind die die Scheren des Skorpions, die es in der Antike noch
gab, dem Schlangenträger zugeschlagen worden.
So also der Fachmann.
Somit eigentlich nix Neues unter der Sonne. Ich habe für Sonntag, den 16. Jänner 2011
sonst nichts gefunden und deshalb den Kuriositätenmarkt abgegrast ...