Christen gegen Religionsfreiheit!

In den alten Zeiten war alles viel katholischer. In Österreich war die katholische Religion Schicksal. Als in der Ersten Republik der Katholizismus etwas weniger zu werden begann, schritten die Christlichsozialen energisch ein. Im Jahre 1933 schalteten Bundeskanzler Dollfuß und seine Kumpane das Parlament aus, 1934 wurde eine Art katholischer Gottesstaat errichtet, in der neuen klerikalfaschistischen Verfassung ging alles Recht von Gott aus.

Und so war es dann auch: Ausgetretene wurden zum Wiedereintritt in die heilige alleinseligmachende römisch-katholische Kirche gezwungen, ungetaufte Kinder durch politischen Druck möglichst der Taufe zugeführt und in den Schulen gab es verpflichtenden Religionsunterricht für alle.

Zurzeit sind wir noch fern von solchen klerikalfaschistischen Verhältnissen. Worunter speziell die Volksverbundenheit des katholischen Glaubens leidet. Die Leute gehen nur noch ausnahmsweise in die Kirche, jedes Jahr treten etliche Zehntausende aus, immer mehr Kinder bleiben ungetauft, in den Schulen melden sich im städtischen Bereich oft Großteile von Klassen vom Religionsunterricht ab. Das hat es beim Dollfuß alles nicht gegeben!

Das schmerzte die alleinseligmachende katholische Kirche und sie sandte ihre politischen Handlanger aus: So geht das nicht, dass eine religionsfreie Jugend heranwächst! Darum setzten katholische Politiker durch, dass seit dem Schuljahr 1997/98 ein "Schulversuch" läuft, der SchülerInnen von BHS und AHS-Oberstufen, die den Religionsunterricht nicht besuchen, zum Besuch eines "Ethikunterrichts" zwingt. Rasch wurden hauptsächlich unterbeschäftigte Religionslehrer auf Ethiklehrer umgeschult, damit die Religion durch die Hintertür "Ethik" zwangsweise in die Schülerköpfe kommt. Bisher wurde noch keine zwingende Maßnahme daraus (siehe Info Nr. 320).

Nun hat der evangelische Oberbischof Bünker sich stark dafür gemacht, dass endlich alle Nichtreligiösen in den Mittelschuloberstufen zum Ethikunterricht gezwungen werden (siehe Info Nr. 393 und Info Nr. 394), am 6. 2. 2011 schloss sich dieser Forderung der "Katholische Laienrat" an, er ist ebenfalls für diesen zwangsweisen Ethikunterricht, denn es wäre "im Interesse des Staates und der Gesellschaft, vor allem aber im Interesse der Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen selbst, dass die Jugendlichen zur Beschäftigung mit Werten und ethischen Problemen und zur verantwortlichen Urteilsbildung geführt werden. (..) Zwar sei es Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer aller Gegenstände, die ethisch-religiös-philosophische Bildungsdimension zu berücksichtigen. Aber gerade die Schülerinnen und Schüler dieser Altersstufe bräuchten tiefer gehende Informationen sowie Formen der reflektierenden Auseinandersetzung mit ethischen Werten sowie deren weltanschaulichen bzw. religiösen Begründungen."

Eine bodenlose Frechheit: Es ist keineswegs die Aufgabe der Lehrkräfte "die ethisch-religiös-philosophische Bildungsdimension zu berücksichtigen", seit dem Staatsgrundgesetz 1867 haben wir in Österreich Religionsfreiheit, eine verpflichtende religiöse Bildungsdimension gibt es nicht mehr und gab es seit 1867 nur in der Zeit des Klerikalfaschismus 1934-1938!

Nichts wäre einzuwenden gegen einen Ethikunterricht, der von konfessionsfreien Lehrkräften für ALLE SchülerInnen abgehalten würde. Mit einem solchen Unterricht erhielten alle eine Schulbildung mit entsprechender Aufklärung! Z.B. auch über die "Kriminalgeschichte des Christentums" und vielleicht sogar über die Ethik der katholischen Heuchelei!

Aber diese christlichen Funktionäre wollen genau das Gegenteil. Weil die Religionsfreiheit die Massen ergriffen hat, darum braucht es nach deren Absicht eine staatlich-kirchliche Einheitsfront zur Bekämpfung dieser Gesinnungsfreiheit: Einen religiösen Zwangsunterricht unter der Tarnbezeichnung "Ethikunterricht". Diese Christen definieren sich selber als ethische Edel- und Übermenschen und diffamieren Religionsferne als gewissensloses und unmoralisches Gesindel, als haltlose Untermenschen. Die Zwangsethikforderer liegen auf der Linie: Abendland muss wieder in Christenhand.

PS: Zur Lüge von der gesellschaftlich notwendigen christlichen Ethik: ethik.pdf.