Christen im Ghetto?

Laut einer Zenit-Meldung (zenit.org: die Welt von Rom aus gesehen) hat Joseph Weiler, ein US-Spezialist für Europarecht und gläubiger Jude, für die europäischen Christen "Wege aus dem Ghetto" entdeckt. Das heißt vorher hat er entdeckt, dass die Christen in Europa im Ghetto sind: von außen eingemauert von der laizistischen europäischen Gesellschaft und von innen durch eigene Mauern behindert.
Weil nämlich die Christen ihren Glauben auf das "Gewissen", den Glaubenskern auf bloße Ethik beschränkten und dabei die "Heiligkeit" außer Acht ließen. Innerhalb der christlichen Gemeinschaften müsse es Selbsterziehung, die Weitergabe des eigenen Wissens, Glaube und Heiligkeit geben, die Hauptherausforderung sei die Erziehung.
Als Ausdrucksform christlichen Engagements führt Weiler an, das "Geschenk des Lebens" durch eigenes Wirken öffentlich zu machen: "Es bedeutet, Leben in Fülle zu gebären und Freude darin zu finden, in einer großen Familie darum zu kämpfen, unsere Kinder als Geschenk des Lebens zu erziehen. Wenn Sie mich nach einem Zeichen dafür fragen, dass die Mauern beginnen einzustürzen, dann wäre es dieses - wichtiger als jedes andere: Hunderte Kinderwägen vor jedem Gotteshaus."

An sich eine praktikable Idee. Dadurch würde gelebtes Christentum tatsächlich sichtbar. No Kondom, no Pille, no Coitus Interruptus.
So wie es die katholische Kirche lehrt. Wenn man gegen Schwangerschaftsabbruch und sogar gegen Verhütung ist, dann muss sich das in der Glaubensgemeinschaft darstellen. Italien ist sehr katholisch, Polen ist sehr katholisch, Frankreich ist laizistisch. Die Geburtenrate pro Frau liegt in Italien bei 1,32 Kindern, in Polen bei 1,27 und in Frankreich bei 2,00. Da liegen also beachtliche katholische Minderleistungen vor, die behoben werden müssten, etwa mittels kirchlicher Aufrufe: zeigt dass Ihr katholisch seid, wachset und vermehret Euch, wie es der HErr befohlen hat (Genesis 1,28)! Und schon wimmelt es von Kindern.

Oder sind die meisten Christen inzwischen schon auf der falschen Seite der christlichen Ghettomauern? Und machen sich keine Gewissen draus, sich nicht wie die Karnickel zu vermehren und halten den Geschlechtsverkehr für keine heilige und kirchlich geregelte Handlung? Und wie soll die christliche Erziehung erfolgen? Freiwillig? Das funktioniert offenbar nimmer. Zwangsweise? Wird probiert (z.B. zurzeit in Österreich mittels der Forderung nach einem verpflichtenden ethisch-religiös-philosophischen Unterricht für Konfessionsfreie), sowas lässt sich aber heutzutage ohne Dollfuß und Franco nimmer wirkungsvoll durchsetzen, weil dazu bedürfte es weltlicher Gottes- und Kirchenfurcht.