Bebte der HErr in Japan?

Diese Info-Meldung wurde zuerst aus sarkastischen Gründen wegen einiger klerikalen Meinungen aus der Vergangenheit über Gottesstrafen hier platziert. Zunehmend stellt sich heraus: die sind wirklich so deppert!

Das Seebeben In Japan hat wieder einmal gezeigt, dass die Menschen vieles können, aber gegen manches machtlos sind. Man kennt zwar die Ursachen für Beben, aber man kann sie weder exakt voraussagen und schon gar nicht verhindern. Auch kann man niemandem dafür die Schuld geben, auch nicht der Regierung oder dem Klimawandel.

Allerdings sei hier daran erinnert, was letztes Jahr zum noch folgenschwereren Beben in Haiti am 12. Jänner 2010 mit über 300.000 Toten von religiösen Funktionären geäußert wurde. Der evangelikale US-Hassprediger Pat Robertson war der Meinung, der auf Haiti gepflogene Voodoo-Kult sei ein Teufelspakt, der zum Erdbeben geführt habe. 2003 hätten Voodoo-Priester Haiti dem Teufel geweiht. Der damalige Staatspräsident Aristide hatte den Voodoo-Kult zur zweiten Staatsreligion neben dem Katholizismus erklärt. Aristide trat 2004 ab. Daraufhin weihten 100.000 Evangelikale aus Anlass des 200. Jahrestages der Unabhängigkeit Haiti dem Jesus Christus, um die angebliche Vorherrschaft des Voodoo-Kultes zu brechen. Was offenbar nicht gelungen ist, der HErr schickte ein Beben.

Auch sehr große Teile der Haitianer glaubten daran, dass das Erdbeben eine Gottesstrafe gewesen wäre. Selbst im aufgeklärten Europa gab es einschlägige Vermutungen, so meinte der strengkatholische Windischgarstner Pfarrer und Linzer Beinahebischof Gerhard Wagner schon 2005 beim Hurrikan Katrina in New Orleans, ob nicht die Häufung von Naturkatastrophen auf "geistige Umweltverschmutzung" (in New Orleans durch Bordelle) zurückzuführen sei. Zu Haiti sagte er in einem Interview auf die Frage, ob das dortige Beben seine Ursache auch in "geistiger Umweltverschmutzung" haben könne, "Das weiß ich nicht. Gott lässt sich nicht in seine Karten schauen. Aber es ist schon interessant, dass in Haiti 90 Prozent Anhänger von Voodoo-Kulten sind."

Was ist nun mit Japan? Gibt's dort zuwenig Katholiken? Zuwenig Evangelikale? Zuviel Shintoisten und Buddhisten und zuwenig Liebe zum HErrn? Da muss ja doch wohl öfters die Erde beben, denn schließlich fällt ohne den HErrn nicht einmal ein Spatz auf die Erde (Mt. 10,29). Man kann gespannt sein, ob sich wiederum einschlägige Glaubensfachleute diesbezüglich äußern werden.

PS: Gerade hatte ich versucht, über gottesstrafensüchtige Frömmler zu lästern, da treten solche tatsächlich auf: The Japan Earthquake and Tsunami is God's Punishment for Homosexuals - How many times must we say it? How many more earthquakes must happen before you people listen to God and quit trying to say it has nothing to do with it?

PPS: Noch schlimmer! keine Strafe für die bösen Japaner, sondern Doomsday (Weltuntergang, "Jüngster Tag") ist angesagt: "The Bible tells us in Matthew 24 that one of the signs of the last days -one of the birth pangs to occur -is an increase in earthquake activity and intensity. We're seeing that happen here. It's not just earthquakes, but hurricanes and all kinds of natural disasters."
Das Zeitenende ist nahe!

PPPS vom 16.3.2011: Aber es gibt nicht nur Verdammnis, sondern auch religiöse Hoffnung in solchen Fällen! Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider ist sich sicher: "Wir glauben an die verändernde Kraft des Gebetes." Deshalb ruft er seine Gläubigen auf, für Japan zu beten. Ui, wenn der HErr die Gebete der deutschen Evangelischen hört, was wird er machen? In sich gehen und bitterliche Tränen weinen, weil er es versäumt hat, auf die Verschiebungen der Kontinentalplatten aufzupassen und deshalb grobfahrlässig das Erdbeben herbeiführte? Oder hält er jetzt seinen kühlen Daumen auf die durchbrennenden Atomreaktoren? Betet, Leute, betet, das hilft den Japanern, so wahr es einen Gott gibt!

PPPPS vom 17.3.: Aus Zorn über das Verhalten der Menschen habe Gott die Katastrophe ausgelöst, so der US-Radiomoderator Glenn Beck. Gott könnte möglicherweise besänftigt und bewogen werden, keine weiteren Erdbeben zu schicken, wenn die Menschen die zehn Gebote einhielten. Wo bleiben in Europa die Meldungen der Gottesfürchtigen? Herr Laun! Herr Wagner! Was ist los mit Gott? Bebt er mit der Erde oder nicht? Und darf die Erde ohne Zustimmung Gottes beben?
Auf kath.net weiß man dazu auch was: "Das Bebenzentrum befindet sich nahe der Stadt Yuzawa, wo Maria als Unsere Liebe Frau von Akita 1973 vor weltweiten Katastrophen gewarnt hat". Dreimal sei die Jungfrau Maria einer Ordensfrau erschienen und habe ihr mitgeteilt, es werde Naturkatastrophen geben, wenn sich die Menschheit nicht bekehre! Und 38 Jahre später sind die Menschen immer noch nicht umgekehrt, da muss ja die Erde beben!

Und noch ein Nachtrag (18.3.): Evangelischer Theologe: Apokalyptisches Szenario ist ein Zeichen Gottes. Hamburg (kath.net/idea) Die mehrfache Katastrophe in Japan fordern den Menschen zu Buße, Umkehr, Besinnung und Neuorientierung heraus. Diese Ansicht vertritt der Präsident der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften und Vorsitzende der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in Deutschland, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg). Das "apokalyptische Szenario" mit bisher nicht bekannten Zerstörungen, Verwüstungen und Horrorszenarien wolle auch geistlich gedeutet sein (..). Dann werde man in dieser Katastrophe mit Erdbeben, Tsunami und dem drohenden atomaren Super-GAU nicht nur ein erklärbares Naturphänomen der Verschiebung von Erdplatten und menschlichen Versagens der Erbauer und Betreiber von Kernkraftwerken sehen, sondern auch ein endzeitliches Zeichen Gottes, wie es Jesus prophezeit habe. Dies führe die Menschheit und den Einzelnen zu der Frage: "Wer bist du Mensch, und was will Gott uns bzw. mir dadurch sagen?" Diese Fragestellung umfasse die gesamte Lebensführung, nicht nur die Nutzung von Kernenergie.

Nachtrag vom 19.3.: Erzbischof Marx (München) in einem Interview:
"
Die schreckliche Katastrophe in Japan ist für die Menschen auch eine Prüfung des Glaubens: für die unmittelbar Betroffenen in dem von Erdbeben, Tsunami und einer unabschätzbaren Atomkatastrophe heimgesuchten Land, aber auch für die Menschen bei uns, die die Bilder und Nachrichten aus Japan in den Medien sehen. Wir Christen glauben an einen Gott, der sich selbst in das Leid dieser Welt hineinbegeben hat. Er ist am Kreuz für uns alle gestorben. Keine andere Religion bringt Leiden, Schmerz und Angst des Menschen so nahe in die Wirklichkeit Gottes hinein wie der christliche Glaube."
Ist das nicht wunderbar? Naturkatastrophen bringen die Menschen nahe in die Wirklichkeit Gottes! Bitte, liebe Erde, bebe uns näher zu Gott!

Nachtrag vom 20.3.:
Der Holocaust-Leugner und Piusbrüder-Bischof Williamson sieht die Katastrophe in Japan als Strafe und als Warnung Gottes. Das menschliche Leid sei häufig eine Strafe für Sünden: "Wenn irdisches Leiden bremsend auf die Sünde wirkt und somit helfen kann, Seelen in den Himmel zu führen, dann kann Gott -welcher sicherlich auch Herr über die tektonischen Platten ist -ohne Schwierigkeiten die Leiden einsetzen, um die Sünden zu bestrafen." Der ganze gottlose Westen müsse seinen eigenen Materialismus und Wohlstand infrage stellen, denn "durch die in den letzten Jahren stetig steigende Zahl von Erdbeben und anderen Naturkatastrophen auf der ganzen Welt will Gott sicherlich unser aller Aufmerksamkeit wecken". Vielleicht hoffe Gott auf diese Weise zu erreichen, "dass er nicht jenen Feuerregen auf uns niedergehen lassen muss, vor welchem seine Mutter Maria im Jahre 1973 im japanischen Akita warnte" - siehe oben 17.3., kath.net.

Täglich neue Gottesbotschaften zu Japan. Am 21.3. war in den Medien zu erfahren, dass in Russland von orthodoxen Gläubigen das Japanbeben ebenfalls als "Gottesstrafe" gesehen wird. Der Regisseur und Oscar-Preisträger (!!) Michalkow sieht die "innere Gottlosigkeit" in Japan als Ursache, wegen der ständigen Umweltausbeutung habe Gott Beben und Tsunamii geschickte, andere sahen das Beben als Eingreifen Gottes auf russischer Seite wegen des russisch-japanischen Kurilen-Streites.

Katholischer Philosoph sieht Weltuntergang. Der strenggläubige Philosoph Robert Spaemann kennt die Bibel genau. Im Matthäusevangelium sei "vom Rauschen des Meeres und von Erschütterungen der Kräfte des Himmels am Ende der Zeit die Rede". In Japan rauschte das Meer und die Erde bebte. Spaemann: "Die wachsende Zahl von Naturkatastrophen ist ein Hinweis auf die biblische Endzeit. Wenn solche Ereignisse sich häufen, haben wir allen Anlass, sie als Zeichen zu nehmen". Unsere Zivilisation werde nicht ewig existieren, mit dem Weltuntergang komme nicht das Reich Gottes, sondern das Reich des Antichristen. Spaemann merkwürdige Weltsichten wurden auf dieser Site schon 2x betrachtet, darum lernt dazu: Spaemann 1 und Spaemann 2.