Kardinale Osterbotschaft

Der katholische österreichische Kirchenchef Schönborn bemüht sich natürlich darum, zur österlichen Zeit seine Religionsbotschaft durch die Medien zuckeln zu lassen. Was ihm auch gelingt, weil zu Ostern geht neben dem Osterhasen immer noch der auferstandene Jesus um.

Interessant ist allerdings, wen Schönborn heuer attackiert: er geht auf die Theologen los, die ihre Ansichten auf der historisch-kritischen Auslegung der Bibeltexte aufbauen, die also nicht daran glauben, dass die Bibel eine vom Hl. Geist inspirierte Schrift göttlicher Offenbarungen ist, sondern eine Sammlung alter religiöser Texte, die zu einer bestimmten Zeit unter bestimmten Umständen von Menschen mit bestimmten An- und Absichten geschrieben wurden. Der vermutete historische Jesus ist bei diesen Theologen (und sie sind inzwischen schon sehr viele) nicht der Jesus, den heute die katholische Kirche verkaufen möchte.

Schönborn: "Ist Ostern gestorben? Ist die Osterfreude am Unglauben zugrunde gegangen? Warum lahmt der Osterglaube? Was hilft ein vager Ostergedanke, wenn er nur ein blasses Symbol für eine unbestimmte Hoffnung ist? Wir Leute der Kirche neigen dazu, alle diese Niedergänge auf die 'Säkularisierung' zu schieben, den Zeitgeist zu beklagen und ihm die Schuld am Verdunsten des Glaubens zu geben. Das ist zu vorschnell und zu bequem. Zuerst gilt es, eine andere Frage ehrlich zu beantworten: Welchen Anteil am Schwächeln des Osterglaubens hat die hausgemachte Krise der Theologie?
Aus meiner Erfahrung sage ich ganz entschieden: Dieser Anteil ist erheblich, und die Schuldeinsicht gering. Jahrelang wurde den jungen Theologen, den künftigen ReligionslehrerInnen, den theologisch interessierten Laien erklärt, dass es für den Glauben unerheblich sei, ob es ein leeres Grab (Jesu) gab oder nicht, dass der Glaube an die Auferstehung Jesu nicht in Frage gestellt wäre, wenn die Gebeine Jesu gefunden würden. Im Klartext heißt das: Auferstehung ist symbolisch zu verstehen: Die Sache Jesu geht weiter!
Ein solcher 'Osterglaube', reduziert auf eine Art existenzielle Betroffenheit, dass Jesus weiterlebt, kann kaum Trost bedeuten, Freude wecken. Er ist ein Etikettenschwindel. Man traut sich nicht, offen zu sagen, dass man eine leibliche Auferstehung Jesu nicht glauben kann oder will, behält aber die alte Terminologie bei, um nicht die "Traditionellen" zu schockieren, die noch so naiv sind, an eine leibliche Auferstehung Jesu zu glauben."

Schönborn sieht zur Geschichte vom leeren Jesusgrab und der Auferstehung nur eine andere Alternative: der Tote wäre entfernt worden. Was sicherlich - wissenschaftlich betrachtet - Ockhams Rasiermesser! - die nahe liegende Begründung wäre. Schönborn ist jedoch sogar einsichtig: "Er ist nicht da! - diese Aussage der Evangelien zwingt nicht zum Glauben an die leibliche Auferstehung Jesu. Sie nötigt nur zur Ehrlichkeit, nicht von "Auferstehung Jesu" zu reden, wenn man nicht die wirkliche leibliche Auferstehung Jesu vertritt. Dass der 'Zeitgeist' sich mit dem Glauben an die leibliche Auferstehung schwer tut, ist nichts Neues."

Dann unterstellt Schönborn, die meisten Menschen glaubten an ein "Weiterleben nach dem Tode" - was auch nicht stimmt, siehe Info Nr. 469 - und meint: "Das leere Grab ist das sichere Zeichen, dass "der Vorsprung Leben" (ein Wort aus dem Gedicht "Das leere Grab" des reformierten Berner Pfarrers Kurt Marti) nicht bloß eine fromme Metapher ist, sondern dass er real gedeckt ist. Ohne diese Deckung durch die reale Auferstehung Jesu ist das Osterfeuilleton Falschmünzerei, billiger Trost: 'Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos!', sagt Paulus. Dann ist nur der ungeheure "Vorsprung Tod" real."

Ja, da muss man zweifelsohne dem Herrn Paulus recht geben. Ohne Auferstehung ist die Verkündigung leer und der Glaube sinnlos. Darum glaubt Herr Schönborn so eifervoll, weil sonst müsste er zugeben, dass er seine Lebenszeit an eine Schimäre verschwendet hat und sein unvermeidlicher Tod ein leeres Leben abschließen wird. Den Tod nicht zur Kenntnis zu nehmen, ist zwar irgendwie menschlich verständlich, aber Todesverleugnung schafft auch keine ewiges Leben. Der Tod hat den Vorsprung. In Ewigkeit.