Katholisches Milliardenmärchen

Die Seligsprechung von Papst Wojtyla war keine große Sache, nicht einmal in Polen rief sie besonderen Enthusiasmus hervor. Trotzdem glaubt man in manchen katholischen Kreisen, im Nachhinein daraus ein Weltereignis machen zu müssen:

Es gibt weltweit laut offiziellen katholischen Zahlen 1,17 Milliarden Katholiken. Um "mehr als eine Milliarde" Zuseher zu erlangen, hätten somit praktisch alle katholischen Kirchenmitglieder ab dem 10. Lebensjahr die Übertragung sehen müssen. In Österreich sahen von 5,45 Millionen Katholiken gerade einmal 137.000 (das sind 2,5 %) zu, aber Österreich ist im Alltag ein recht säkulares Land. Nach kath.net-Angaben waren es "allein 4,2 Millionen in Italien". In Italien gibt's 51 Millionen Katholiken. 4,2 Millionen sind also etwas mehr als acht Prozent. Warum sollten in anderen Ländern als Österreich und Italien 100 % der Katholiken zugeschaut haben? Wenn weltweit von den 1,17 Milliarden Katholiken ebenfalls prozentuell so viele Katholiken vorm Bildschirm gesessen wären wie im sehr katholischen Italien, dann käme man auf nicht einmal 100 Millionen.

Es darf daher vermutet werden, dass mehr als eine Milliarde Menschen theoretisch die Möglichkeit gehabt hätte, die Übertragung zu sehen. Getan hat es ein Bruchteil, aber kath.net verkündet die Theorie und nicht die Praxis. Natürlich haben sehr viele Menschen in Nachrichtensendungen Berichte über diese Seligsprechung gesehen, so wie es im obigen Satz steht, "mehr als eine Milliarde Menschen hat weltweit die Seligsprechungsfeier (..) verfolgt" ist es allerdings schlichtweg eine Lüge.