In Info Nr. 491 und Nr.
492 wurde von der Aktion Sepp Rothwangls und der Reaktion von extrem katholischer
Seite berichtet, zwei BZÖ-Funktionäre, Grosz und Stadler, die sich offensichtlich
als noch schwärzer als die ÖVP und als noch katholischer als die Diözese Graz
positionieren wollen, haben Anzeige wegen "Volksverhetzung"
erstattet.
Der SPÖ-Justizsprecher Jarolim stellte sich in einer Presseaussendung
auf die Seite Rothwangls, dieser gab dazu folgende Stellungnahme ab:
Ich
begrüße, dass SPÖ-Justizsprecher Jarolim wenig Verständnis für das Vorgehen
der BZÖ-Abgeordneten Grosz und Stadler wegen meiner Protestaktion hat. Ich erinnere
mich mit Dank an seine Rede und Stellungnahme bei der Aktuellen Stunde des Parlaments
am Mi., 21. 4. 2010, wo ich persönlich in der Zuhörergalerie anwesend war. Leider
war er der Einzige aus der SPÖ, der für eine staatliche Kommission eintrat und
nicht der Kirche Selbstjustiz erlauben wollte. Ich danke auch, dass er Verständnis
für meinen Protest zeigt, weil ich selbst Betroffener bin.
Jarolim macht
auch klar, dass der BZÖ-Vergleich mit Nazi-Tafeln 'Kauft nicht bei Juden'
ebenso ein verwerflicher Versuch ist, wie mich zu FPÖ Winter in ein islamophobes
Eck zu stellen, um damit politisches Kleingeld zu machen.
Dass Jarolim mich
in seiner Stellungnahme als "Opfer" und "Spatz, auf den geschossen
wird" bezeichnet, stößt mir allerdings auf. Ich lasse mich nicht zum Opfer
machen und betrachte mich auch rückwirkend in der Kindheit nicht als Missbrauchsopfer,
sondern als Betroffenen von sexueller und seelischer Misshandlung und Machtmissbrauch
durch Kleriker. Ob ich Spatz bin, wird sich noch herausstellen, ebenso dass
mich wehren kann, aber hoffentlich nicht muss, und schon gar nicht gegen Jarolim.
Falls
die Anzeige der BZÖ-Abgeordneten von der Staatsanwaltschaft angenommen und gegen
mich ermittelt wird, so sehe ich dem gelassen entgegen und werde den Wahrheitsbeweis
antreten.
Obwohl
mein Name Rothwangl ist, werde ich nicht nochmal meine Backe hinhalten, wie
dies vielleicht der Gut-Christ Stadler erwartet. Ich bin kein Opfer und kann
mich wehren, wenn er bekommen hat, was er verdient, wird "rotwangeln"
ein neues Modewort werden.
Dass meine Handlung eine derartige Reaktion hervorruft,
hatte ich nicht erwartet, schon gar nicht von Stadler, dem oberster Schützer
"ungeborener Kinder". Da ich als Mitarbeiter der Plattform
Betroffener kirchlicher Gewalt von so vielen Orten erfahren habe, wo sexuelle
Misshandlungen statt gefunden haben, wie Beichtstühle, Sakristeien, Konvikte,
Schlafsäle, Glockentürme, usw., wollte ich wenigstens meinen Wald von Schandtaten
dieser Art frei halten. Dass man dafür angezeigt wird, verwundert mich.
Sepp
Rothwangl
Das BZÖ will sich offenbar als katholische Kampfpartei etablieren, nicht nur die Anzeige wurde erstattet, der BZÖ-Abgeordnete Gerald Grosz veröffentlichte am 19. Mai einen "offenen Brief", in dem er wieder versucht, die Kritik an den katholischen Missbräuchen, die Rothwangl mit seinem "Kinderschutzgebiet" formulierte, mit Hetze gegen Muslime oder Juden gleich zu setzen. Mit den Tafeln würde nach Ansicht des BZÖ-Katholiken die katholische Glaubensgemeinschaft und der damit verbundenen Priester- und Ordensstand inklusive der Frauenorden pauschal kriminalisiert. Der Schlusssatz von Grosz: "Kindesmissbrauch gehört ebenso der harten Strafe des Rechtsstaates zugeführt, wie jene Aktion eines obersteirischen Waldbesitzers, der den Missbrauch vordergründig zum Anlass nimmt, um mit der 2000 Jahre alten Geschichte des Christentums abzurechnen."
Herr Grosz glaubt anscheinend, er ist im Klerikalfaschismus. Dort
war es sicherlich verboten, "mit der 2000 Jahre alten Geschichte des Christentums
abzurechnen", damals musste ein solcher Abrechner mit Haft im christlich-sozialen
Anhaltelager rechnen. Aber wir sind nimmer beim Dollfuß, die katholische Kirche
hat sich der Kritik zu stellen, egal ob so, wie sie Sepp Rothwangl formulierte...
...
oder wie es 2010 das deutsche Satiremagazin "Titanic" machte:
Gegen
diese Karikatur wurden damals von Geistesgefährten der Herren Grosz und Stadler
ebenfalls Anzeigen erstattet:
Das Ergebnis:
Die Staatsanwaltschaft
Frankfurt a.M. lehnte am 23. April 2010 die Einleitung eines Strafverfahrens gegen das
Satire-Magazin "Titanic" ab.
Die Vorwürfe der "Volksverhetzung"
und der "Beschimpfung von Bekenntnissen" sind unter dem Gesichtspunkt
der Meinungsfreiheit nicht haltbar.
"Volksverhetzung" sei deshalb
nicht gegeben, da in der Karikatur nicht eine Gruppe, sondern eine Institution
kritisiert werde.
Der "Beschimpfung von Bekenntnissen" macht sich
strafbar, wer "den
Inhalt des religiösen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die
geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören". Die Darstellung auf
dem Titanic-Cover mache das Versagen der Kirche deutlich, welche
auch durch angeführte Zitate von Geistlichen belegt werde. "Der öffentliche
Frieden wird durch die Zeichnung nicht gestört, da dieser durch den Missbrauchsskandal
bereits gestört worden ist".
Das heißt: nach deutscher Rechtsansicht
ist die katholische Kirche selber schuld an der obigen Titanic-Karikatur! Und in Österreich
ist die katholische Kirche selber schuld an Rothwangls Kinderschutzgebiet. Als
er ein Kind war, gab es kein Schutzgebiet vor pädophilen Klerikern.
PS: Wie das BZÖ-Anzeigenabenteuer
schließlich endete, siehe Info Nr. 498.