Seine
Karriere war kurz. Bis 1918 hieß er Otto von Habsburg und war von 1916 bis 1918
Kronprinz in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Seit 1918 ist Österreich
Republik, 1919 wurde der ehemalige Kaiser samt Familie des Landes verwiesen
und das Führen von Adelstitels unter Strafe gestellt. Die jahrhundertelange
Herrschaft der Habsburger hatte endlich ihr Ende gefunden. Es gab zwar auch
einzelne Habsburger, die für das Land etwas geleistet haben, speziell Joseph
II., der es im 18. Jahrhundert geschafft hatte, die Allmacht der katholischen
Kirche etwas zurückzudrängen, verdient Anerkennung. Allerdings war Joseph II.
die Ausnahme, nach ihm regierte wieder das unselige Bündnis von Thron und Altar.
Otto Habsburgs Vater, Kaiser Karl der Letzte, war ein im dumpfen Katholizismus
steckender Kleingeist, der es als gewöhnlicher Bürgerlicher bestenfalls zum
Pfarrgemeinderat von Reichenau an der Rax gebracht hätte, aber nie und nimmer
zu einem Staatschef.
Obwohl die Habsburger nach dem 1. Weltkrieg zur
Abdeckung der Kriegsinvalidenversorgung enteignet worden waren, blieb dem Familienverband
genug übrig, um alle sehr gut leben zu lassen, ohne dass sie auf Erwerbsarbeit
angewiesen waren. Otto wurde von seiner Mutter Zitta Habsburg auch nach dem
Ende des Habsburgerreiches als Thronfolger erzogen und Otto fühlte sich auch
so. Weil die Kaiser und Könige waren ja solche von Gottes Gnaden gewesen und
konnten doch nicht durch parlamentarische Gesetzesbeschlüsse ihrer angestammten
Rechte beraubt werden. So sahen es das stillgelegte Kaiserhaus und sein Oberhaupt
Otto der Überflüssige. Erst 1961 konnte er sich aufraffen und die geforderte
Verzichtserklärung unterzeichnen, um wieder nach Österreich einreisen zu dürfen.
Die Proteste, die es damals dagegen gab, waren nicht zu überhören. Dazu eine
YouTubeeinfügung mit der Kabarettnummer "Unser guter Kaiser kommt zurück".
Von
der Weltanschauung her war und blieb Otto Habsburg ein Reaktionär, ein Vormodernist.
Kardinal Schönborn lobte ihn als "großen Europäer von katholischer Weite".
Das Europäertum des Otto hatte seinen Grund wohl in der Familientradition, schließlich
war ja das Habsburgerreich sogar einmal ein Weltreich gewesen und hätte man
den 1. Weltkrieg gewonnen, wäre es möglicherweise wieder eines geworden. Die
"katholische Weite", die Schönborn sieht, war klarerweise finsterste
katholische Enge.
Erinnert sei auch an Otto Habsburgs Lob für den faschistischen
Putsch von Engelbert Dollfuß, an sein Naheverhältnis zum klerikalfaschistischen
Diktator Franco, an sein Festhalten an der Nachkriegslüge von Österreich als
erstem Opfer des Nationalsozialismus, an seine regelmäßigen Interviews mit der
rechtsextremen Zeitschrift "Junge Freiheit". Dass es anlässlich seines
Todes im Alter von nicht ganz 99 am 4. Juli 2011 nahezu alle wichtigen österreichischen
Politiker für notwendig hielten, devote Nachrufe zu verbreiten, ist bedauerlich.
Das hätte man ruhig seinen engeren Gesinnungsfreunden überlassen sollen, also
der katholischen Kirche und der ÖVP.
Freut Euch, dass es niemals
einen Kaiser Otto gegeben hat!
Hoch die Republik!