Feiertage nur für Katholiken?

(ergänzt am 19. und 22.7.2011, siehe unten)

Auf diese Idee kam ein gewisser Hermann Talowski, Funktionär der steirischen Wirtschaftskammer. Er meinte im Interview mit einer kirchlichen Zeitung: Er sehe nicht ein, dass auch ArbeitnehmerInnen, die keiner Religion angehörten, etwas von kirchlichen Feiertagen haben sollten.

Wozu man diesem katholisch verkalktem Wirtschaftskammersparefroh zwei Antworten geben muss:
erstens gibt es keine arbeitsfreien kirchlichen Feiertage, alle arbeitsfreien Feiertage existieren in Österreich aufgrund staatlicher Gesetze und nicht wegen kirchlicher Gebote.
Daraus leitet sich zweitens ab, dass der Artikel 2 des Staatsgrundgesetzes von 1867 gilt: Vor dem Gesetze sind alle Staatsbürger gleich. Im Artikel 14 heißt es: Die volle Glaubens- und Gewissensfreiheit ist jedermann gewährleistet. Der Genuss der bürgerlichen und politischen Rechte ist von dem Religionsbekenntnisse unabhängig.

Herr Talowski will also katholische Sonderrechte, vielleicht verlangt er demnächst auch noch pfarrliche Bestätigungen für den Besuch der Feiertagsmesse, damit kirchlich inspirierte Feiertage arbeitsfrei bleiben.

Lieber Herr Talowski, in Österreich gibt es keine Staatsreligion, Dollfuß und Schuschnigg amtieren nicht mehr, Religionsfreie haben dieselben staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten wie alle anderen auch.

Einer Dezimierung religiös inspirierter Feiertage stehen Religionsfreie durchaus nicht negativ gegenüber, Feiertage wie der Dreikönigstag, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt, Maria Empfängnis lassen sich sicherlich streichen.
Natürlich gegen Ersatz. Entweder gegen entsprechend mehr Urlaubstage oder gegen neue staatliche Feiertage, wie zum Beispiel den 12. Februar als Tag des Aufstandes gegen den Klerikalfaschismus, den 27. April als Tag der Ausrufung der 2. Republik, den 12. November als Tag des Beschlusses über die Republikgründung, den 10. Dezember als Tag der Menschenrechte, den 21. Dezember als Tag des Staatsgrundgesetzes von 1867. Solche Feiertage hätten einen vernünftigen Inhalt.

Wie wär's Herr Talowski? Tauschen wir?

PS: Über Ostern und Weihnachten braucht man nicht zu reden, weil das sind keine christlichen Erfindungen, sondern waren schon in vorchristlichen Zeiten menschheitsweit verbreitete Jahreszeitenfeste.

Nachtrag: Am 19. Juli raffte sich die steirische Wirtschaftskammer zu einer Antwort auf eine Anfrage des Zentralrats der Konfessionsfreien zu diesem Thema auf. Es ist in der Antwort keine Rede mehr von Feiertagen, die nur für Katholiken gelten sollen, es sei eh nur um die Abschaffung oder zumindest Senkung der Feiertagszuschläge gegangen. Also keine katholischen Feiertagsmonopole, sondern ganz gewöhnlicher Klassenkampf von oben nach unten!

Zweiter Nachtrag vom 22.7.: In der steirischen Wirtschaftskammer hat die obige Aktion intern einen ziemlichen Wirbel ausgelöst. Am 21.7. ist Vizepräsidentin Regina Friedrich zurückgetreten, sie berief sich u.a. auch auf die merkwürdige Feiertagsaktion von Talowski.