Gebührenpflicht für Zölibatsbruch?

Auf eine originelle Idee kam der Grazer Bischof Kapellari. Wie der Standard am 22. 10.2011 berichtete, schlug er Ende September auf der Pfarrerwoche in Seggau vor, zölibatsbrüchige Priester zu einer "großzügigen Spende" (an hungernde Menschen) aufzufordern. Die Priester leisten ja bei ihrer Weihe das Versprechen, enthaltsam zu leben, eine Gebühr fürs Geschlechtsleben erläutert darum Kapellari so: "Werden Versprechen gebrochen, gibt es einen Selbstbehalt". In seiner Diözese wolle man nicht wegschauen, wenn Priester unzölibatär lebten, sondern "irreguläre Situationen" offen ansprechen und Entscheidungen nicht endlos aufschieben. "Das intensive Gespräch mit Betroffenen steht stets im Vordergrund. Und es gibt immer die Möglichkeit einer Laisierung. Aber um Last von der Seele zu nehmen, lohnt es sich eben auch, Lösungsansätze auf materieller Ebene zu suchen."

Wie auf dieser Site schon mehrfach erwähnt, hatte der Religionssoziologe Zulehner im Jahre 2010 Befragungen von Priestern angestellt, wie sie es mit dem Zölibat hielten. Als Ergebnis legte er in einer TV-Sendung vor, dass 67 Prozent in Bezug auf ihr persönliches eheloses Leben der Aussage zustimmen: "Ich habe einen eigenständigen Weg gefunden, den ich verantworten kann!" Das kann alles bedeuten: Ich habe eine Freundin, einen Freund, ich habe gelegentlich Verhältnisse, ich gehe zu Prostituierten. Sicher nicht heißt diese Antwort: ich habe keine Liebesbeziehungen und lebe sexuell enthaltsam. Weil das wäre nicht "eigenständig", sondern die vorgeschriebene Lebensweise, die ein Priester nicht extra "verantworten" muss. Eigenständig verantworten muss er es nur, wenn er nicht enthaltsam lebt! Von "irreguläre Situationen" kann man darum wohl kaum sprechen, da sind viel eher Priester "irregulär" die geschlechtslos leben. Was vermutlich bei einem alten Bischof (Kapellari ist 75) leichter geht als bei einem jüngeren Priester, in dessen Körper noch Geschlechtshormone gebildet werden.

Jedenfalls wäre nach den Forschungen Zulehners ein großer Markt für die Einhebung von Gebühren fürs priesterliche Geschlechtsleben vorhanden! Aber laut Kapellari geht's nicht um einen neuen Ablasshandel, sondern darum, den sündigen Priestern ein kostspieliges schlechtes Gewissen zu machen. Was wohl in erster Linie heißt, dass Priester dann ihre Verhältnisse aus Kostengründen noch geheimer halten müssten, damit ihnen der Sündenfreikauf erspart bleibt.

Die katholische Kirche ist wahrhaft ein skurriler Verein!