Pfarrerinitiative weiterhin ungehorsam

Am 6.11.2011 tagte in Linz die "Pfarrerinitiative", ab 7.11. findet die Herbstkonferenz der österreichischen Bischöfe statt. Die Pfarrerinitiative blieb auf ihrer Tagung bei ihrem Forderungsprogramm:


Der ORF-OÖ berichtete am 6.11.2011 in der Sendung "Oberösterreich heute" über die Versammlung:


(zum Abspielen der mp3 wird Quick-Time-Plug-In oder Ähnliches benötigt)
Auf dem Tonmitschnitt sind Peter Paul Kaspar, Rektor der Ursulinenkirche, Gilbert Schandara, Kurator im Dechanat Gmunden und der Initiator und Sprecher der Pfarrerinitiative Helmut Schüller zu hören.

Das Thema "Ungehorsam" war der Angriffspunkt der katholischen Bewahrer gewesen, denn ungehorsam darf ein Pfarrer nicht sein, weil er bei seiner Weihe Gehorsam gelobt habe. Vor der Tagung hatte Schüller geäußert, die Initiative meine keinen generellen Ungehorsam um des Widerspruchs willen, sondern "jenen abgestuften Gehorsam, den wir zuerst Gott, dann unserem Gewissen und zuletzt auch der kirchlichen Ordnung schulden". Im ORF-Bericht ist Peter Paul Kaspar mit dieser Aussage zu hören.

Mit Gott geht das ja relativ einfach. Wie Karl Marx in seinem berühmten Opium-des-Volkes-Text schrieb, sucht der Mensch in der phantastischen Wirklichkeit des Himmels einen Übermenschen, findet jedoch nur den Widerschein seiner selbst. Denn: "Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat." Und genau dort ist die Pfarrerinitiative platziert. Sie variiert den christkatholischen Gott nach dem Widerschein ihrer selbst, daher ist es ein Leichtes, diesem Gott gehorsam zu folgen und ebenso dem daraus abgeleiteten eigenen Gewissen.

Somit ist die Kritik der Hierarchie an der Pfarrerinitiative berechtigt. Weil der amtierende christkatholische Gott ist der Gott, den der Widerschein der katholischen Hierarchie macht.
Bis zum 2. Vatikanum war dieser Gott ein rachsüchtiges Ekel, ein Klerikalfaschist, der alle mit Verdammnis belegte, die nicht wortgetreu seiner Lehre folgten. Das 2. Vatikanum schuf 1962-1965 einen neuen katholischen Gott, der deutlich gemäßigter war, die vorherige Variante wird heute hauptsächlich von den "Piusbrüdern" vertreten oder von einzelnen Priestern wie dem Pfarrer von Windischgarsten oder dem umstrittenen Pfarrer von Kopfing, um zwei oberösterreichische Beispiele anzuführen.

Auch Papst Ratzinger ist dieser Richtung zuzurechnen, sein Bemühen um die Wiedereingliederung der Piusbrüder oder sein Versuch, den Pfarrer von Windischgarsten zum Linzer Weihbischof zu ernennen, belegen das. Die Pfarrerinitiative will das 2. Vatikanum weiterentwickeln, Rom will es rückabwickeln, Schüller ist darum ein Aufwiegler, Ratzinger aber kein Abwiegler, sondern ein Gegenreformator und Diktator, der Widerspruch provoziert, ihn aber nicht duldet.


Helmut Schüller wurde bei einer Umfrage im August 2011 als zum vertrauenswürdigsten Exponent der katholischen Kirche erwählt
, allerdings erhielt Kardinal Schönborn unter den aktiven Katholiken einen höheren Zuspruch, zwei Drittel dieser Leute trauen Schönborn, nur rund die Hälfte traut auch Schüller. Die aktiven Katholiken sind jedoch eine Minderheit, jeden Sonntag in die Kirche gehen weit weniger als zehn Prozent der Kirchenmitglieder, obwohl dieser Kirchgang im 3. Gebot ausdrücklich vorgeschrieben ist ("Du sollst den Tag des Herrn heiligen"). Es gibt dann einen Bereich, der mit einer gewissen Unregelmäßigkeit am religiösen Leben teilnimmt, jedoch ist der Großteil der Kirchenmitglieder inzwischen schon religionsfern, man braucht nur bei kirchlichen Trauungen oder Totenmessen zu beobachten, welch großer Teil der Anwesenden keine Ahnung mehr vom Ablauf einer Messe hat und auf das rituelle Aufstehen und Niedersetzen während der Messe bloß auf Handzeichen des Priesters oder das Verhalten der kleinen Schar der anwesenden aktiven Kirchgänger reagiert.

Was zur Conclusio führt, dass der Einsatz der Pfarrerinitiative an der Realität vorbeigeht. Die Masse der Kirchenmitglieder ist vom Priestermangel nicht betroffen, man geht ja ohnehin nicht in die Kirche, die Kirchgeher sind wiederum eher konservativ und eher nicht rebellisch. Was natürlich auch die Bischöfe wissen. Darum wird bei der aktuellen bischöflichen Herbsttagung für Schüller und seine Freunde nicht viel zu gewinnen sein (das Ergebnis war noch schlechter als sowieso zu erwarten - siehe Info 650). Die Bischöfe unter der Führung des wegen seiner Kleinmütigkeit bekannten Kardinal Schönborn richten sich nach dem Gott Ratzingers und nicht nach dem Gott Schüllers. Und Gott der HErr muss sich nach seinen leitenden Entwerfern richten. Aber uns Atheisten amüsiert die ganze Sache. Darum: Weiter so!