Schönborn droht der Pfarrerinitiative

Wie kath.net am 22.11.2011 berichtete, legte der österreichische Katholikenchef Schönborn auf einer Fachtagung von Pfarrgemeinderäten bezüglich der ungehorsamen Pfarrerinitiative noch einmal nach:
Schönborn bleibe bei seinem Vorwurf an die Pfarrerinitiative, dass mit dem plakativen Wort "Ungehorsam" etwas Heiliges angetastet wurde. "Ich glaube, dass es einer Klärung bedarf: Wo handelt es sich wirklich um Ungehorsam und wo um Bereiche, in denen sich eine pastorale Praxis verantworten muss, ohne dass es schon Ungehorsam ist." Die einzelnen Personen würden sich entscheiden müssen, ob sie die Communio mit der Kirche wahren oder brechen wollen. "Meine Aufforderung an die Pfarrerinitiative: Ihr werdet das klären müssen, ich stehe auf keinen Fall für einen Bruch, ich stehe aus ganzem Herzen zur Communio mit der Kirche und mit diesem Papst."
Den Pfarrgemeinderäten gab Schönborn wieder seine aktuellen Reformtipps: "Wir brauchen eine neue Leidenschaft der Jüngerschaft". Denn "wenn man uns das nicht anspürt, dass wir Christen sind, dann vergessen wir es …". Es gehe nicht in erster Linie darum, eine Organisation aufrecht zu erhalten. Strukturreformen seien zwar dringend notwendig, aber nur dann "richtig auf Schiene", wenn die Perspektive der Jüngerschulung und der Mission an erster Stelle stehe. "Wozu sollen wir unsere Strukturen reformieren, wenn die Reform nur Selbstzweck ist und nicht aus einer Leidenschaft für Christus geschieht."

Die von der Pfarrerinitiative angestrebte Strukturreform, also Verzicht auf Pflichtzölibat, Anerkennung der Frauengleichberechtigung usw., sieht Schönborn nicht als wesentliche Anliegen der aktiven Katholiken, er baut sozusagen eine Art Alternativreform auf: Leidenschaftliche Jünger die missionarisch tätig sind. Offenbar orientiert sich der Kardinal an den Evangelikalen, die mit Erweckungsgottesdiensten, Heilerpredigten usw. bei religiös bedürftigen Menschen leuchtende Augen verursachen. Er berücksichtigt aber dabei offenbar nicht, dass in Europa die Zahl der auf diese Weise ansprechbaren Menschen recht gering ist. Für Österreich gibt es keine Zahlen, in Deutschland werden diese Art von Religiösen auf einen Anteil von einem bis drei Prozent geschätzt.


Es schaut also so aus: Der Teil der aktiven Katholiken, der dem Weg des 2. vatikanischen Konzils (1962-1965) folgt, will die damaligen Reformen fortsetzen und die katholische Kirche zu einem Bestandteil der modernen Welt machen, diese Leute sollen nach Meinung vom Schönborn entweder ihre Absichten zurücknehmen oder sich schleichen. Der aktuelle Papst ist ein Vormodernist, der sich sehr darum bemüht, diese Reformen wieder abzubauen und die katholische Kirche in die Vergangenheit zurückzuleiten. Schönborn steht treu zu Papst Ratzinger, ist jedoch ein Phantast, der offenbar wirklich daran glaubt, dass in breiten Bevölkerungskreisen große verborgene religiöse Bedürfnisse darauf warten, von einer missionierenden katholischen Kirche gehoben zu werden. Wenn er's wirklich glaubt, dann soll er nicht nur dauernd davon reden, sondern endlich zum Handeln anfangen. Weil Theorien beweisen sich an der Praxis.