Letzten Freitag brachte eine vierzig Jahre alte Frau in einer Berliner Klinik
einen Jungen zur Welt. Der Vorgang wäre unbemerkt geblieben, wenn es nicht das
14. Kind der Mutter gewesen wäre und dazu noch ein extrem schweres Baby: Es
wog bei der Geburt 6080 Gramm. Hinzu kam noch der Name, den die Eltern ihrem
jüngsten Sohn gaben: Jihad. Der sollte allerdings, versicherte der Vater, nicht
etwa "Heiliger Krieg" bedeuten, sondern die Aufgabe, "seine Pflichten
gegenüber Allah zu erfüllen".
Und so sorgte die Geschichte für Aufsehen.
"Nach unseren Recherchen ist in Deutschland niemals zuvor ein so schweres
Kind ohne Operation geboren worden", sagte der Chefarzt der Frauenklinik.
Die Zeitungen gaben ziemlich alle Details der Geburt wieder, die Dauer der Wehen,
die Weigerung der Mutter, einen Kaiserschnitt vornehmen zu lassen. Auch das
Gewicht der Frau, 240 Kilo, und ihre Diabeteserkrankung wurden angemessen gewürdigt.Nach
einer Information suchte man freilich in den Berichten vergeblich: Wovon lebt
eine Familie mit 14 Kindern? Eine Andeutung konnte man in einem Bericht der
Welt finden: "Die gebürtige Ostberlinerin und ihr aus dem Libanon stammender
Mann sind vollauf mit der Kindererziehung beschäftigt und müssen daheim bleiben."
Sie müssen es nicht nur, sie können es auch. Die Eltern von 14 Kindern bekommen
monatlich 2923 Euro Kindergeld. Hinzu kommen Kosten für die Unterkunft (Miete,
Heizung), Übernahme der Krankenversicherung für die ganze Familie durch das
Sozialamt, Zuschüsse für Kleidung, verbilligte Bus- und Bahnkarten, kostenlose
Lehrmittel und andere "Naturalien". Alles in allem hat eine 16-köpfige
Familie ohne Arbeit ein Einkommen von etwa 5500 Euro monatlich zur Verfügung.
Das mag bei 14 Kindern nicht viel sein, aber es ist erheblich mehr, als ein
Arbeiter bei Opel oder eine Kassiererin bei Aldi verdienen, die ihre Miete und
ihre Versicherung selber bezahlen müssen.
Denn die Bundesrepublik ist ein
Sozialstaat, der den Menschen die Verantwortung für ihr Leben abnimmt. Die Kinder
kommen von Allah oder von Gott. Das Kindergeld aber überweist das Arbeitsamt.
Das obige von Broder angeführte Beispiel wird weder eine Massenerscheinung, noch ein Einzelfall sein. Es zeigt jedoch, dass "gut gemeint" nicht unbedingt "gut" sein muss. Denn die Lage einer bildungsfernen Bevölkerungsgruppe wird durch bedingungslose Sozialhilfe eher verschlechtert als verbessert. 16 Personen haben mit knapp 350 Euro pro Kopf ein akzeptables Auskommen, zumindest ein weitaus besseres als sie im Libanon oder in Anatolien hätten. Nach Bildung, nach Ausbildung zu streben, ist nichts Wichtiges, Kinder zu zeugen, die dann ihrerseits ihr Leben auf gleiche Art gestalten werden, verstärkt eine gesellschaftlich ungünstige Entwicklung.
In den USA brachte seit 1935 ein Gesetz für unschuldig in Not geratene
alleinerziehende Mütter für US-Verhältnisse gute öffentliche Unterstützungen.
Im ausgehenden 20. Jahrhundert entwickelte sich allerdings daraus speziell in
Ghettos von Afroamerikanern und Hispanics eine beträchtliche Zunahme von Kindern
alleinerziehender Mütter, diese Mütter wurden "Welfare Queens" genannt
und lebten meist mit arbeits- und unterstützungslosen Männern zusammen, diese
profitierten von der Sozialhilfe mit und sorgten für weiteren Kinderzuwachs.
Von 1964 bis 1994 stieg die Zahl der auf diese Weise unterstützen Personen (Mütter und
ihre Kinder) von vier Millionen auf vierzehn Millionen.
Ab 1997 wurde
unter Präsident Clinton dieses System umgestellt, mehr Kinder brachten kein
höheres Einkommen, weil der Bezug von Sozialhilfe während des ganzen Lebens
auf fünf Jahre beschränkt wurde, die Zahl dieser Sozialhilfeempfänger sank darum
bis 2005 auf 4,5 Millionen, weil die Kinderzahl in diesem Bereich drastisch
sank und der Großteil dieser Frauen erwerbstätig statt schwanger wurde. Die
Verhältnisse in den Ghettos sind zwar immer noch schlecht, aber der Zuwachs
an perspektivlosen Ghettoarmen wurde eingebremst und dadurch ist in der Gegenwart
sogar auch deutlich ein Rückgang der Kriminalität in den Ghettos feststellbar.
In
Deutschland hat sich die Zahl der Kinder, die in Familien mit Sozialhilfebezug
leben, von 1964 auf 2009 von 120.000 auf knapp zwei Millionen vermehrt. Das
oben von Henryk M. Broder angeschnittene Problem sollte also im Auge behalten
werden. Man kann offenbar durch öffentliche Hilfe die Klasse der Armen vergrößern
statt verkleinern.