Kath.net und die "Neue Rechte"

Vorinformation aus Wikipedia: Die Junge Freiheit (JF) ist eine überregionale deutsche Wochenzeitung für Politik und Kultur. Sie versteht sich als unabhängiges, konservatives Medium. Politikwissenschaftler, die sich mit der Zeitung befasst und hierzu publiziert haben, ordnen sie mehrheitlich als zentrales Sprachrohr der Neuen Rechten sowie als Medium mit "Scharnier-" oder "Brückenkopf"-Funktion zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus ein.
Nochmals Wikipedia: Der Begriff Neue Rechte bezeichnet eine nicht einheitliche politische Richtung, die als "Gegenmodell" zur Neuen Linken entstand, sich von der dem Nationalsozialismus verhafteten Rechten abgrenzt und einen völkischen Nationalismus erneuern will.

Am 18.1.2012 meldete kath.net: Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hat den Stadtpfarrer von Ichenhausen (Kreis Günzburg), Georg Alois Oblinger, wegen dessen Tätigkeit bei der rechtsgerichteten Wochenzeitung "Junge Freiheit" zurechtgewiesen. Oblinger hat seit einigen Jahren Beiträge für diese Zeitung verfasst. "Er ist aufgefordert worden, dort nicht mehr zu publizieren", sagt Bistumssprecher Markus Kremser. Zuvor habe es bereits Gespräche mit dem Pfarrer gegeben.
Am selben Tag legte kath.net nach: Wie KATH.NET erfahren konnte, könne Oblinger zwar Artikel schreiben, diese müssen aber ab sofort vorher vom Ordinariat Augsburg abgesegnet werden. Zuvor hieß es noch in der "Augsburger Allgemeinen", dass der Bischof zwar das journalistische Engagement des Ichenhausener Stadtpfarrers schätze, jedoch nicht in der "Jungen Freiheit", erläuterte der Sprecher des Bistums, Markus Kremser. Was konkret das Bistum an Oblinger auszusetzen hat, ist nach wie vor unklar. In seinen Beiträgen bei der "Jungen Freiheit" ist offensichtlich nichts Anstößiges zu finden.

Soweit aus kath.net. Aus den Beiträgen Oblingers auf der JF-Site lässt sich ersehen, dass der gerügte Pfarrer (der Clip rechts ist ein Screenshot aus der JF) in der "Jungen Freiheit" im konservativen katholischen Bereich übliche Ansichten verbreitet, er schreibt nichts Politisches, sondern Sachen wie, dass es keinen Priester- , sondern einen Gläubigenmangel gibt oder Ratzinger "fortschrittlich im besten Sinne" sei. Also Texte, die man seitens kath.net gerne liest, weil man selber auch so schreibt.

Am 20.1. folgte auf kath.net von einer Gabriele Kuby u.a.: Pfarrer Georg Alois Oblinger darf nicht mehr in der "Jungen Freiheit" (JF) schreiben und muss in Zukunft für alles, was er schreibt, ein nihil obstat (= es steht nichts entgegen) im Ordinariat einholen. So die Weisung seines Bischofs Konrad Zdarsa. Pfarrer Oblinger ist römisch-katholisch und stellt seine intellektuellen Gaben, seine breiten Interessen und seine Fähigkeit, gut zu schreiben, in den Dienst der Verkündigung des Evangeliums in den Medien. Man würde denken, das müsste für seinen Bischof ein Grund zur Freude, Anerkennung und Bestärkung des Pfarrers sein. Aber nein, es ist ein Grund, ihm einen Maulkorb umzuhängen. Pfarrer Oblinger ist nicht der einzige engagierte Katholik, welcher in der Jungen Freiheit schreibt. Auch ich habe in der JF geschrieben und werde es wieder tun, außerdem Pater Ockenfels, Jürgen Liminski, Mechthild Löhr, Johanna Gräfin von Westphalen und der Bundestagsabgeordnete Norbert Geis. Wir alle kämpfen für die katholische Sache in einer Gesellschaft, in der die Katholische Kirche, an innerer Auszehrung leidend, zunehmend unfähig wird, Menschen zu binden und auf die Gesellschaft Einfluss zu nehmen.
Das bischöfliche Verbot für Pfr. Oblinger, in der JF zu schreiben, betrifft auch uns, betrifft auch mich. Ich kann es mir nur damit erklären, dass der Bischof, durch welche Beratung auch immer, der Diskriminierung der JF als "rechtsradikal" erlegen ist. Wer die Zeitung liest, wird aber feststellen, dass es sich um ein konservatives Medium hoher Qualität handelt, welches in einer linkslastigen Medienlandschaft die Meinungspluralität in der freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung aufrecht erhält. Darüber hinaus hat die Junge Freiheit - im Gegensatz zu den meisten Mainstream-Medien - eine kirchenfreundliche Haltung.

Soweit Frau Kuby. Dass die "Junge Freiheit" als Blatt der "Neuen Rechten" gilt, macht den alten Rechten in der katholischen Kirche nichts, die "neuen Rechten" sind schließlich papst- und kirchenfreundlich.

Und noch einmal kath.net vom 20.1.: Peter Seewald, der bekannte katholische Publizist und Papst-Biograph, hat am Freitag Abend zum umstrittenen Maulkorberlass für den Stadtpfarrer von Ichenhausen (Kreis Günzburg), Georg Alois Oblinger, durch das Bistum Augsburg Stellung genommen. "Das Schreibverbot für Pfarrer Oblinger ist ein Skandal. Als katholischer Publizist bin ich von dem Vorgang erschüttert", kommentiert Peter Seewald die Vorgänge im Bistum Augsburg am Freitag gegenüber KATH.NET. "Was mit dem Kollegen passiert, dem unsere Solidarität gilt, kann nicht hingenommen werden. Ich fordere Bischof Zdarsa auf, die Umstände dieses Vorganges offenzulegen und den schändlichen Erlass zurückzunehmen", so Seewald.
Und weiter: Kritik an dem Verbot hat jetzt ein prominenter Augsburger Priester geübt. Ludwig Gschwind, der bekannte Buchautor, der bis zum Jahr 2010 Dekan im Dekanat Krumbach gewesen war, hat per Leserbrief in der Augsburger Allgemeinen Kritik an der Entscheidung geübt, wie die "Süddeutsche" berichtet. Schließlich habe man in der katholischen Kirche den Index der verbotenen Bücher vor geraumer Zeit abgeschafft. "Haben wir nun den Index der verbotenen Zeitungen zu erwarten?"

Schließlich meint auf kath.net vom 21.1. der Journalist Gernot Facius: Wer wie ich seit mehr als 40 Jahren Vorgänge in der katholischen Kirche journalistisch begleitet, ist mit diversen Merkwürdigkeiten konfrontiert worden. Die Herren Bischöfe haben sich schwer getan, ein vernünftiges Verhältnis zu den Medien aufzubauen, erst in jüngster Zeit konnten Ansätze einer Entkrampfung registriert werden. (..) Das Schreibverbot für den Ichenhauser Pfarrer Georg Oblinger, ausgesprochen von seinem Bischof Konrad Zdarsa (Augsburg), ist ein Rückfall in dunkle Zeiten, in denen kirchliche Würdenträger den Katholiken vorschrieben, wie sie Presseerzeugnisse einzuschätzen haben.
Als "altliberaler Journalist", wie mich Traditionalisten titulieren, habe ich Vorbehalte gegen bestimmte theologische Positionen von Pfarrer Georg Oblinger in der "Jungen Freiheit" (JF). Sein Kirchenbild ist nicht unbedingt auch meines. Aber ich schätze seinen unaufgeregten Stil, damit unterscheidet sich Oblinger von manchem anderen auf den Besitz der Wahrheit pochenden Schreiber aus dem "schwarzen Block".
In der säkularen Presse ist es heute kaum noch möglich, kirchliche bzw. theologische Sachverhalte differenziert darzustellen, unter dem Auflagen- bzw. Quotendruck werden Skandale und Skandälchen breit getreten. In der "JF", die ein intellektuelles Publikum anspricht, hatte Oblinger eine Chance, dem Meinungseinheitsbrei etwas entgegenzusetzen. Es gibt kaum ein Wochenblatt, das Religion und Kirche soviel Raum widmet wie die "JF". Dass nun ausgerechnet ihm von seinem Bischof ein Maulkorb verpasst wird, ist ein kirchlicher Treppenwitz.
Zensurmentalität sollte dem in der DDR sozialisierten Augsburger Oberhirten eigentlich ein Gräuel ein. Aber so kann man sich eben täuschen. Zumindest hätte der spektakuläre Vorgang einer konkreten Begründung bedurft. Sie ist ausgeblieben. So muss man annehmen, der Bischof habe sich von Leuten instrumentalisieren lassen, die seit Jahr und Tag mit Verdächtigungen gegen die "Junge Freiheit" hausieren gehen.

Soweit kath.net. Ein Absatz aus der "Jungen Freiheit" über Papst Ratzinger anlässlich seines Deutschlandbesuches 2011 vom oben erwähnten Ockenfels: Schön wäre es, wenn Papst Benedikt den Kleinglauben der Deutschen aufrichten, ihren Glaubenshorizont erweitern und die lähmende Resignation überwinden könnte. Der Blick auf die Weltkirche befreit von Kleinkariertheit und Selbstbezogenheit. Wir leben in gefährlichen Zeiten, und die Bedrohungen wachsen weltweit. Es sind Zeiten der Prüfung und der Bewährung des Glaubens. Vielleicht ist es gerade diese Not, die uns wieder das Beten lehrt. Und die den Mut zum öffentlichen Bekenntnis herausfordert.

Ja, warum verbietet Bischof Zdarsa dem Pfarrer Oblinger wirklich die Mitarbeit an der "Jungen Freiheit"? Dieses Blatt passt doch bestens zur katholischen Kirche. Was die Junge Freiheit und kath.net schreiben, das ist römisch-katholisch. Und wer römisch-katholisch ist, der ist selber daran schuld.

PS: Am 22. 1. versuchte kath.net eine weitere Weißwäsche: es wird eine lange Liste von Personen angeführt, die von der "Jungen Freiheit" interviewt worden wären. Dass eine regelmäßige redaktionelle Mitarbeit nicht dasselbe ist wie ein Interview, merken die Weißwäscher nicht.