Papst warnt vor zuviel Internet-Reizen

2010 hatte Papst Ratzinger zum selben Termin noch gemeint, die Kirche sollte das Internet für die Glaubensverkündigung nutzen, siehe Info 56.

Am 24.1.2012 warnte er nun vor einer Reizüberflutung durch das Internet.

Hier Auszüge aus der Botschaft des Herrn Ratzinger zum "Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel".

Es geht dem Papst um das Verhältnis von Stille und Wort
, denn "wenn Stille und Wort sich gegenseitig ausschließen, verschlechtert sich die Kommunikation, entweder weil sie eine gewisse Betäubung hervorruft oder weil sie, im Gegenteil, eine Atmosphäre der Kälte schafft; wenn sie jedoch einander ergänzen, gewinnt die Kommunikation an Wert und Bedeutung". Nun, lieber Papst, Stille und Wort schließen sich immer aus, entweder bin ich still oder ich rede, gleichzeitig geht das sowieso nicht. Danach macht sich Ratzinger Sorgen, dass man nix hört, wenn man nicht zuhört. Treffend beobachtet! Das musste endlich einmal gesagt werden!

Übers Internet weiß der alte Herr auch was: "Das Netz wird heutzutage immer mehr der Ort von Fragen und Antworten; mehr noch, der Mensch von heute wird von Antworten auf Fragen bombardiert, die er sich nie gestellt hat, und auf Bedürfnisse, die er nicht empfindet. Die Stille ist kostbar, um das nötige Unterscheidungsvermögen zu fördern im Hinblick auf die vielen Umweltreize und die vielen Antworten, die wir erhalten, gerade um die wirklich wichtigen Fragen zu erkennen und klar zu formulieren. In der komplexen und bunten Welt der Kommunikation taucht jedenfalls das Interesse von vielen für die letzten Fragen der menschlichen Existenz auf: Wer bin ich? Was kann ich wissen? Was muß ich tun? Was darf ich hoffen? Es ist wichtig, sich der Menschen, die diese Fragen stellen (..)"

Das mit Antworten auf Fragen, die man nie gestellt hat, erlebt man in der Regel auf den Sites, wo man Fragen zu PC-Probleme stellt, da kann man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass knapp 100 Prozent der Antworten nicht zur gestellten Frage passen. Aber in den Suchmaschinen kommt man doch häufig zu brauchbaren Antworten, wenn man die Frage ausreichend gut formuliert. Die vier o.a. Christenfragen hab ich gegooglet. Auf die Frage "Wer bin ich?" wurden ca. 23 Millionen Antworten gefunden (auf Yahoo war'n's nur 458.000). Bezweifle stark, dass dabei ein zutreffende Antwort zu finden wäre, ich hab ja meinen Namen nicht dazugeschrieben. Katholische Quelle war auf der ersten Seite der Liste keine zu sehen. Dann hab ich noch "Was darf ich hoffen?" gesucht, 135.000 Antworten, hier war ganz oben ein Link zu Emmanuel Kant, katholischer war wieder keiner auf Seite 1. Ratzinger hat das vermutlich auch ausprobiert und dabei festgestellt, diese Antworten gibt's nicht im Net, sondern nur bei der katholischen Kirche, auf die Frage "Wer bin ich?" wusste er schließlich ganz ohne Wikipedia sogleich die richtige Antwort: "Ich bin der Papst".

Ratzi weiter: "Diese unaufhörliche Flut von Antworten macht letztlich die Unruhe des Menschen deutlich, der stets auf der Suche nach Wahrheit ist, im kleinen wie im großen, die seiner Existenz Sinn und Hoffnung verleiht. Der Mensch kann sich nicht mit einem bloßen unverbindlichen Austausch von kritischen Meinungen und Lebenserfahrungen zufriedengeben: Wir alle sind auf der Suche nach Wahrheit und teilen diese tiefe Sehnsucht, erst recht in unserer Zeit, denn 'beim Austausch von Informationen teilen Menschen bereits sich selbst mit, ihre Sicht der Welt, ihre Hoffnungen, ihre Ideale' (Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel 2011)".

Warum sucht er sie dann nicht endlich, die Wahrheit? Er könnte die "Kriminalgeschichte des Christentums" von Deschner lesen oder historisch-kritische Untersuchungen der Christenbibel, zum Beispiel von Kubitza "Der Jesuswahn" oder sich von dieser Site den "Reimarus" downloaden, da wäre überall sehr viel Wahrheit zu finden!

Aber das sucht er ja gar nicht, er schließt seine Internet-Verkündigung so: "Mit Interesse sind die verschiedenen Websites, Anwendungen und sozialen Netzwerke zu betrachten, die dem Menschen von heute behilflich sein können, Momente des Nachdenkens und echten Fragens zu erleben, aber auch Räume der Stille und Gelegenheit zu Gebet, Meditation oder Austausch über das Wort Gottes zu finden."

Echte Fragen sind vermutlich solche, wo die Ratzingers die Antworten zu haben glauben. Das sind jedoch keine wirklich echten Antworten, sondern bloße Thesen, die Fragen auslösen. Aber solche Fragen wären natürlich keine echten Fragen für echte Katholiken. Für "Räume der Stille" braucht man kein Internet (die erwischt man zwar auch dort gelegentlich, Fehler 404 z.B.) ...

... aber päpstlich vorgeschriebene Stille wird sich schwer durchsetzen lassen. Die kath.net-Seite, von der die obigen Ratzinger-Zitate kopiert wurden, hat übrigens die lfd. Nummer 34.892, das ergäbe ca. 5000 Botschaften seit Jänner 2011, somit knapp vierzehn katholische kath.net-Botschaften pro Tag, etwa mehr diesbezügliche Stille könnte die Reizüberflutung durch das Internet mindern. Auf meiner Site z.B. sind pro Tag nicht einmal vier neue Botschaften zu finden, ich bin viel stiller als kath.net und habe trotzdem mit Recht den Ruf, ein fürchterlich geschwätziger Mensch zu sein! Wie man auch an diesem Text wieder einmal klar erkennen kann. Wozu schreib ich diesen Nonsens überhaupt? Keine Ahnung.