Was so nicht stimmt. Denn die deutsche Sektion der Ultrakatholiken des
Kardinals Lefebvre rief nur auf, keine Kirchensteuer mehr zu zahlen. Während
in Österreich die anerkannten Religionsgemeinschaften ihre Mitgliederlisten
via Meldedaten bekommen (dort gibt's eine Spalte "religiöses Bekenntnis",
allerdings keine durchsetzbare Pflicht, dort was hinschreiben zu müssen) und
dann selber den "Kirchenbeitrag" einheben, ist in Deutschland auf
der Lohnsteuerkarte (die haben sowas noch bis Ende 2012, in Österreich wurde
schon 1994 auf EDV umgestellt) eine Eintragung des Religionsbekenntnisses,
die Firmen und Finanzämter heben die Kirchensteuer als Zuschläge zur Lohn- und
Einkommenssteuer ein und leiten sie an die Kirchen weiter.
Das hat
in Deutschland schon vor einiger Zeit zu einem gefinkelten Vorgehen einiger Katholiken geführt.
Denn nach den Vorschriften des Vatikans muss man vom Glauben abfallen, um aus der katholischen
Gemeinschaft exkommuniziert zu werden, austreten kann ein Getaufter überhaupt
nicht (das gab's auch in der DDR lange Zeit, in den Statuten der SED war kein
Austritt vorgesehen, die Mitgliedschaft endete entweder durch Tod oder Ausschluss).
Über
das deutsche Modell und das Schlupfloch, am Finanzamt seine Bereitschaft
zu beenden, Kirchensteuer zu zahlen, gleichzeitig aber darauf zu beharren, katholisch
zu sein, wurde hier seinerzeit berichtet, siehe Info Nr.
278: "BRD: Ausgetreten und trotzdem katholisch", auch
die katholische Kirche in Österreich befasste sich mit diesem Thema, siehe Info Nr.
301 - "Der Kirchenaustritt kirchenrechtlich". Ich bin ja immer
wieder von meinem Archiv begeistert, weil ich mich echt mit jedem kirchlichen
Scheiß zu befassen scheine, aber das steht mir als aggressivem Krawallatheisten
zu!
Kath.net berichtete: In der März-Ausgabe ihres "Mitteilungsblatts"
ist ein Formular abgedruckt, mit dem der 'Kirchenaustritt' erklärt werden kann.
In der Erklärung wird betont, dass sich der Austritt "einzig und allein
auf die Kirche als Körperschaft öffentlichen Rechts" beschränkt. Als Grund
wird "der Missbrauch der Kirchensteuergelder" genannt, die "zur
Zerstörung des Glaubens der Kirche" verwendet würden. Ein Großteil des
Geldes werde dazu benutzt, "all jene Laienorganisationen, Räte und Funktionäre
zu bezahlen, welche die Kirche an der Basis zerstören", heißt es. Das Geld
solle stattdessen "jenen Werken gegeben werden, welche der Tradition der
Kirche treu geblieben sind und so am Aufbau der Kirche weiterarbeiten".
Dann weiß man aber auch bei kath.net, dass es nur ums Geld geht und die Verweigerung
der deutschen Kirchensteuer laut Rom kein Glaubensabfall ist.
Hier
die Überschrift des diesbezüglichen Artikels im Mitteilungsblatt 3/2012 der
deutschen Piusbrüder, der gesamte Artikel samt Abmeldeformular kann hier
als PDF angesehen werden. Wenn die deutschen Piusbrüder und ihre
aktiven Anhänger tatsächlich die Kirchensteuerzahlung verweigern, wird das die
r.k. Kirche nicht in den Konkurs treiben, weil in Deutschland laufen die Piusbrüderlichen
nicht zu Zehntausenden umher, in der aktuellen Nummer des Mitteilungsblattes
wird zum Beispiel berichtet, dass bei einem Protest gegen ein als blasphemisch
abgeurteiltes Theaterstück (Golgota Picnic) in Hamburg achtzig Teilnehmer gewesen
wären.
Die Aktion der deutschen Piusbrüder ist jedenfalls als Retourkutsche
auf die Weigerung des Vatikans zu sehen, die Änderungen des 2. Vatikanums und
das in den Folgejahren darauf basierende päpstliche Lehramt als unverbindlich zu anzusehen,
siehe dazu Info Nr. 757 - "Keine Einigung mit Piusbrüdern?"
Dazu wieder die übliche Schlussbemerkung: Diese Fraktionskämpfe haben einen gewissen Unterhaltungswert. Zumindest für einen Pensionisten wie mich, der nicht den ganzen Tag Slapstickfilme sehen und Witzbücher lesen kann.