Islamische Integrationsprobleme gibt's nicht

Zumindest kam beim Humanistischen Pressedienst ein Autor zu diesem Schluss, siehe hpd 13026. Es hatte eine Untersuchung gegeben, die sich mit radikalen Islamisten in Deutschland befasste, vorab wurden daraus Auszüge in der Bildzeitung veröffentlicht und als Beleg für mangelnde Integrationsbereitschaft von Muslimen interpretiert. Im hpd-Artikel geht es nun darum, festzustellen, dass diese Untersuchung sich nicht mit Integration, sondern mit Extremismus befasste.

Wie aber der Autor Jacob Jung versucht, Tendenzen über mangelnde Integrationsbereitschaft weg zu argumentieren, ist sehr bemerkenswert, hier diesbezügliche Auszüge:

"Im quantitativen Teil des Abschlussberichtes wird zwischen Muslimen mit deutschem Pass und nichtdeutschen Muslimen unterschieden. Deutsche Muslime befürworten hiernach zu 78 Prozent die Integration mehr oder weniger. 22 Prozent nehmen eine eher zurückhaltende, die eigene Herkunftskultur betonende Haltung ein. 15,4 Prozent lassen sich als "streng religiös mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz" bezeichnen, 6,8 Prozent zählen zu der Gruppe der "religiösen Kritiker des Westens ohne Integrationsneigung" und bei 2,5 Prozent handelt es sich um "radikale Fundamentalisten und Rechtfertiger ideologisch fundierter Gewalt ohne Integrationsneigung".
Aus diesem Zahlenmaterial leitet die BILD-Zeitung ab, dass "gut 20 Prozent aller Muslime in Deutschland eine Integration ablehnen". In Wirklichkeit liegt allerdings der Anteil der, "radikalen Fundamentalisten und Rechtfertiger ideologisch fundierter Gewalt ohne Integrationsneigung" bei 2,5 Prozent und damit bei insgesamt vier (!) Personen unter allen befragten deutschen Muslimen."

Somit haben die 22 % integrationsmäßig zurückhaltenden, die eigene Herkunft betonende Muslime, die 15,4 % mit starken Abneigungen gegen den Westen, die 6,8 % religiösen Kritiker des Westens ohne Integrationsneigung, zusammen 44,2 %, dann offenbar gar keine Integrationsprobleme, weil sich bloß 2,5 % als gewaltnahe geoutet haben?

Weiter im Zitat: "Unter den in Deutschland lebenden Muslimen ohne deutschen Pass befürworten 55 Prozent die Integration mehr oder weniger. 22,3 Prozent werden als "Kritiker des Westens mit stärkerer Integrationstendenz" eingestuft. 23,8 Prozent lassen sich als "streng religiös mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz" bezeichnen und 2,6 Prozent werden im Abschlussbericht als "radikale Fundamentalisten und Rechtfertiger ideologisch fundierter Gewalt ohne Integrationsneigung" betrachtet.
Hieraus leitet die BILD-Zeitung ab, dass "jeder vierte nichtdeutsche Muslim Integration ablehnt, tendenziell gewaltbereit ist und westliche Werte in Frage stellt". In Wirklichkeit liegt der Anteil der "radikalen Fundamentalisten und Rechtfertiger ideologisch fundierter Gewalt ohne Integrationsneigung" auch in dieser Gruppe bei lediglich 2,6 Prozent. Dies sind gerade einmal 12 (!) Personen unter allen befragten nichtdeutschen Muslimen."

Rechnen wir wieder: Nur 55 % befürworten Integration, 22,3 % sind Westkritiker mit Integrationstendenzen, 23,8 % haben starke Abneigungen gegen den Westen und sind ohne Integrationstendenz, aber nur 2,6 % gewaltnahe. Zumindest die 23,8 % lösen sich wieder in Luft auf, die Westkritiker wurden schon in der Studie entsprechend ignoriert.

Wozu sich die Frage stellt: Wo hat da die BILD-Zeitung was Falsches geschrieben?
Dass sich etwa 2,5 % als quasi Taliban-nahe outen, ist dann ein Grund zur Freude? Andere Frage: Wieviele militante Neonazis gibt es in der indigenen Bevölkerung? Nach Schätzungen des deutschen Verfassungsschutzes liegt diese Zahl seit Jahren etwa im Bereich von um die 30.000, die Zahl der Rechtsextremisten unter türkischen Migranten (Graue Wölfe etc.) wird höher geschätzt, was prozentuell zum Bevölkerungsanteil gesehen also ein Vielfaches ausmacht. In der BRD gibt es etwa bis zu vier Millionen Muslime, genaue Zahlen liegen nicht auf. Wenn man nun annimmt, ein Sechstel dieser vier Millionen wäre im Alter der Befragten (14 bis 32) und davon wären 2,5 % gewaltnahe, dann käme man auf 20.000. Wobei noch zu berücksichtigen ist, dass sich ja klarerweise bei weitem nicht jeder gewaltbereite Befragte tatsächlich outen wird.

Warum werden mögliche Probleme in Bezug auf den Islam ständig kleingeredet?

Wenn sich 45 % nicht sehr oder gar nicht integrieren wollen? Egal. Wenn es tausende Gewaltsympathisanten geben könnte? Egal. Alles bloß lauter Vorurteile. Und schuld daran sind natürlich die Eingeborenen, die den weniger oder gar nicht Integrationsbereiten nicht mit fliegenden Fahnen entgegenströmen und sich über die multikulturelle Bereicherung durch eine vormodernistische bis mittelalterliche und militant auftretende Religion freuen. Schämt Euch und lernt! Muslime haben gegen den Westen überhaupst nie gar keinste Vorurteile niemals nicht.