Ägyptische Islamisten scheitern mit Massendemo
Eine Demonstration
der ägyptischen Islamistenparteien gegen die Allmacht des Militärs ist gestern
zum Flop geworden. Zu der angekündigten "Millionenkundgebung" auf
dem Tahrir-Platz in Kairo erschienen nur einige Tausend Menschen. Unter den
Demonstranten waren viele Männer mit langen Bärten und Frauen mit Gesichtsschleiern.
Einige der Demonstranten schwenkten den Koran und riefen: "Wir wollen das
Gesetz Gottes." Offiziell stand die Protestkundgebung unter dem Motto "Rettung
der Revolution". Alle liberalen Revolutionsgruppen und Parteien blieben
der von den Muslimbrüdern und den Salafisten organisierten Kundgebung fern.
Sie warfen den Islamisten vor, ihnen gehe es nur darum, ihre eigene Macht zu
sichern.
Die Islamisten konnten sich den Erfolg der Revolution erst im Nachhinein
aneignen. Die bildungs- und politikfernen Massen wählten religiös und nicht
säkular. Man wird sich erinnern, auch in Wien gab es einstens einen christlich-sozialen
Bürgermeister. In dieser Etappe stecken die arabischen Staaten. Nach dem Ende
des Kolonialismus hatten autoritäre Regime die Macht ergriffen, diese Regime
waren undemokratisch, aber säkular ausgerichtet, religiöse Organisationen standen
unter staatlicher Aufsicht. Als nun die autoritären Systeme durch äußere Einwirkung
(Irak) oder durch Volksaufstände (Iran, Tunesien, Ägypten) oder durch beides
zusammen (Libyen) zusammenbrachen, waren es die Islamisten, die sich am schnellsten
und klarsten organisieren konnten. In Ägypten erreichten die Muslimbrüder und
die Salafisten bei den ersten freien Wahlen eine klare Zweidrittelmehrheit.
Man muss als Säkularist direkt froh sein, dass das ägyptische Militär vernünftig
genug ist, vor den Islamisten nicht zu kapitulieren, weil sonst stünde der Welt
wohl eine Art weiterer Iran, ein weiterer islamfaschistischer Staat ins Haus.
Die Islamisten-Kundgebung zeigte, dass die revolutionären Volksmassen keine
Islamisten gewesen waren. Noch ist Ägypten nicht verloren!
Am
11. 2. 2011 meldete ZiB den Mubarekrücktritt, die Demonstranten, die das erreicht
hatten, waren weit überwiegend keine Islamisten.