Caritas wird an die Leine gelegt

Auch in Österreich passiert es des Öfteren, dass die Caritas Meinungen äußert, die man eher von einer Linkspartei als von christlichen Politikern erwarten könnte. Die r.k. Kirche sonnt sich gerne im Caritas-Licht, weil viele Menschen glauben, die Caritas sei die wahrhaft wohltätige Seite des Christentums. Was natürlich Unsinn ist, die Caritas ist bloß ein großer Dienstleistungsbetrieb im Sozialbereich, man verkauft Betreuungs- und Pflegedienste, führt Kindergärten und Altenheime. Finanziert nicht etwa aus Stifts- und Klostergewinnen oder aus Kirchenbeiträgen und Klingelbeuteln, sondern fast ausschließlich aus öffentlichen Mitteln und Nutzerbeiträgen. Aber "Caritas", das ist die öffentliche katholische Nächstenliebe. Was ungefähr dasselbe wäre, als wenn man die "Volkshilfe" und den "Arbeitersamariterbund" für SPÖ-finanzierte Instrumente des Kampfes um die Rechte der arbeitenden Menschen hielte.

Die katholische Kirche auf dem Weg zurück in die vormodernistische und antimodernistische unfehlbare Allmacht des Papstes hat sich nun die Caritas als Ziel genommen. Kathweb.at meldete am 2. Mai 2012:

"Caritas Internationalis", der Dachverband der nationalen Caritasverbände, untersteht künftig in größerem Umfang als bisher der Aufsicht des Vatikans. Das geht aus einem von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichneten vatikanischen Erlass hervor, der am Mittwoch (= 2. Mai) veröffentlicht wurde. Der für die katholischen Hilfswerke zuständige Päpstliche Rat "Cor Unum" und das vatikanische Staatsekretariat erhalten demnach weitreichende Kompetenzen in allen Angelegenheiten von "Caritas Internationalis".
Der Päpstliche Rat "Cor Unum" führt fortan zusammen mit dem vatikanischen Staatssekretariat die Finanzaufsicht über die im Vatikan ansässige Hilfsorganisation. Es gelte, eine "gewissenhafte und transparente" Verwaltung zu gewährleisten, heißt es im Erlass.
Auch muss künftig jedes Dokument, das Fragen der Glaubenslehre oder Moral betrifft, dem Päpstlichen Rat zur Billigung vorgelegt werden. Weiters bedürfen nun alle Vereinbarungen von "Caritas Internationalis" mit Nichtregierungsorganisationen, Regierungen oder staatlichen Stellen der Genehmigung durch den Päpstlichen Rat oder das vatikanische Staatssekretariat.
"Cor Unum" entsendet ferner künftig eigene Vertreter mit Rederecht zu allen Versammlungen der Organe von "Caritas Internationalis" bis hin zur regionalen Ebene. Weiters wird vom Vatikan eine aus drei Fachleuten bestehende beratende Kommission für den Caritas-Dachverband eingerichtet. Eine weitere Neuerung ist, dass künftig nicht nur Präsident und Generalsekretär der päpstlichen Billigung bedürfen, sondern auch der Schatzmeister von "Caritas Internationalis".
Die Neuordnung bringe das "unterscheidende Profil" von Caritas Internationalis zur vollen Geltung und ermögliche der Organisation so eine besonders wirksame Erfüllung ihrer Aufgaben, heißt es in einer beigefügten vatikanischen Erklärung. Im 1951 gegründeten Dachverband "Caritas Internationalis" sind heute 165 eigenständige nationale Caritas-Verbände zusammengeschlossen. Seine Aufgabe ist in erster Linie die Koordinierung von Hilfsaktionen und Entwicklungsprogrammen auf weltkirchlicher Ebene. Zuletzt hatten der Papst und führende Vertreter des Vatikan ohne namentliche Nennung von "Caritas Internationalis" immer wieder ein stärkeres katholisches Profil kirchlicher Hilfswerke angemahnt. (..)

Soweit die katholische Pressagentur in Österreich.

Es soll offenbar erreicht werden, dass in der Öffentlichkeit Hilfsaktionen und Hilfsprojekte, die in der Regel aus öffentlichen Geldern und Spenden finanziert werden, gleichzeitig der Missionierung zu dienen hätten. Wie im Februar 2011 der ORF meldete, wurde damals vom Vatikan untersagt, dass die Generalsekretärin von Caritas Internationalis, die Britin Lesley-Anne Knight, eine weitere Amtszeit antreten dürfe. U.a. wurde ihr vorgeworfen, sie habe bei den Hilfsaktionen auf Haiti ein mangelndes katholisches Profil und fehlenden Sinn für Missionierung gezeigt.

Und dieses mangelnde Profil soll jetzt behoben werden.
Caritas bedeutet Zuwendung, Fürsorge, aber wirklich wichtig ist die Glaubensverbreitung. Darum werden der Caritas jetzt die Wadln viri g'richt (hochdeutsch: die Waden nach vorne gerichtet, auf preußisch: jemandem zackig Beine machen). Man kann gespannt sein, wann und wie diese Maßregelung in den Landesverbänden Auswirkungen zeigen wird. Weil z.B. auch österreichische Caritas-Funktionäre wie Küberl oder Landau immer wieder mit recht linken Sprüchen auffallen, statt dass sie den Glauben verkünden ...