Protest Betroffener beim Papstkreuz

Am 24.6.2012 ergänzt mit dem Interview mit Sepp Rothwangl.

Aussendung der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt

Ein knappes Dutzend Aktivisten der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt nahmen am Samstag, den 16. Juni 2012 um 14.00 im Wiener Donaupark an dem Protest gegen Beteiligung der Stadt Wien an der Renovierung und der Segnung des Papstkreuzes durch Kardinal Schönborn teil. Bürgermeister Häupl war nicht erschienen, sondern ließ sich durch Stadtrat Dr. Michael Ludwig vertreten. Etwa 150 meist ältere Besucher, manche traditionell in Tracht oder Ordenskleid waren am Platz und außer einer polnische Kindergruppe, die herangekarrt wurde, waren kaum Kinder zu sehen.


Die Aktivisten trugen schweigend ein Transparent in der Größe von 1 mal 3 Meter und A3 Plakate und verhielten sich so weit möglich absolut ruhig. Das lautlose Erscheinen der Protestierer erzeugte bei Gläubigen sichtbares Erstaunen bis zu Bestürzung, Scham und Verärgerung. Unser vollkommen friedliches Auftreten wollten sogleich einige erregte Kirchenangehörige unterbinden und uns wegweisen, was wir durch stille Beharrlichkeit verweigerten. Ein Priester im Talar sagte zu mir, er fühle sich durch unser Logo diskriminiert und wir sollten das Gelände verlassen. Leise entgegnete ich, dass es besser gewesen wäre, mir als 12-Jährigen den Zugang zur Kirche zu verwehren, dann wäre mir Missbrauch und Vertuschung durch Kleriker erspart geblieben. Er schwieg danach betroffen, blieb aber die ganze Zeit in meiner Nähe.

Es kam nach einiger Zeit durch eine aggressive Gruppe von Katholiken, die unseren Platz haben wollten, zu Bedrängungen und Rempeleien. Ein lauter Aufschrei meinerseits machte aber diese Versuche zunichte. Durch diese Rempeleien wurde ich aber in Richtung des zuvor schon erwähnten Priesters gestoßen, der deshalb in geradezu lächerlicher Weise und geradezu hysterisch ausrief: "Sie haben mich gekörpert! Sie haben mich gekörpert!". Dieser Idiot meinte damit wohl, ich hätte seinen Körper berührt. Ein anderer Kleriker stieß eine Dame unserer Gruppe Betroffener mit den Händen, worauf diese ihn zurechtwies: "Hände weg von mir! Von keinem von Ihnen lasse ich mich je wieder berühren"!

Das aggressive Gehabe dieser Katholiken bestärkt mich in meiner Ansicht, dass diesen jede Einsicht in die geschehenen Verbrechen und Ungerechtigkeiten vollkommen fehlt und das Papstkreuz von ihnen als Machtdemonstration gesehen wird, womit sie zeigen wollen, dass nach wie vor die Kirche bestimmen soll, was in Wien zu geschehen hat. Mit unseren Protest haben wir aufgezeigt, dass dies nicht mehr unwidersprochen so weitergeht und der Politik ein klares Signal gesetzt, dass es ins Auge gehen wird, mit der Kirche ins Bett zu steigen. Ein Interview mit mir wurde von OKTO-TV nach Ende der Veranstaltung gemacht (Anm. siehe unten). Eine eigentlich von uns danach erwartete Diskussion mit Katholiken kam nicht Stande. Offensichtlich verursachte unser Protest Sprachlosigkeit, denn außer dass wir stören würden, waren keine Argumente zu hören. Dieser Segen im Donaupark war für mich die erste katholische Feier in meinem Leben, die ich wirklich genossen habe. Ich bin froh dabei gewesen zu sein. Ein herzlicher Dank gilt allen Teilnehmern an der Protestaktion.

Dieser Protest war nicht der letzte. Er war erst der Anfang.
Sepp Rothwangl
Mitinitiator der Volksbegehrens gegen Kirchen-Privilegien
Obmann der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt


Sepp Rothwangl beim Interview
Hier das Interview:

Radio fro berichtete von der Veranstaltung. Hier Ausschnitte ( ca. 10 min - zum Abspielen der mp3 wird Quick-Time-Plug-In o.ä. benötigt)

Befragt wurden u.a. der SPÖ-Politiker Ludwig, der in Vertretung von Bürgermeister Häupl teilnehmen musste (wahrscheinlich weil dieser absagte, als erkennbar war, dass publikumsmäßig die Veranstaltung ein völliges Fiasko wird), Kardinal Schönborn, Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt. Zum Schluss melden sich katholische Eiferer, die vergeblich nach der Polizei riefen, weil Aktivisten von der Plattform Betroffener protestiert hatten.


Interessant die Aussage Schönborns, die Renovierung habe nicht die zuerst befürchteten 400.000 Euro gekostet, sondern nur die Hälfte. Was vermutlich damit zusammenhängt, dass es die Stadt Wien nun übernimmt, das Eisenkreuz instand zu halten. Da in Zukunft die Kirche ja gar nichts mehr hineinstecken muss, genügte eine billigere Sanierung, die nächste wird dadurch schneller kommen und zu 100 Prozent aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden.

Zum Abschluss die Einladung zur Papstkreuzsegnung ...


... ein Bild von der Veranstaltung 1983 mit Papst Wojtyla:


... und ein Bild mit den Leuten, die 2012 der Einladung zur Kreuzweihe folgten:

eine gewisse Schrumpfung der katholischen Volksmassen ist erkennbar - recht viel Hoffnung scheinen die Wienerinnen und Wiener nicht mehr auf Jesus zu setzen ...