Muslimbruder als Präsident

Am 24. Juni 2012 wurde von der Wahlkommission das Ergebnis der ägyptischen Präsidentschaftswahl bekannt gegeben, die Stichwahl vom 16. und 17. Juni gewann der Muslimbruder Mohammed Mohammed Mursi Issa Ayyat, die Wahlbeteiligung lag bei 51 Prozent, davon erhielt Mursi 51,7 % und der anderer Kandidat der Stichwahl, der frühere Mubarak-Politiker Ahmad Schafiq 48,3 %. Es geschah also das, was zu befürchten gewesen war. Beim ersten Durchgang der Präsidentenwahl hatten sich die säkularen Kräfte zu sehr aufgesplittert, sie hatten zwar zusammen deutlich mehr als 50 % der Stimmen bekommen, aber Hamdeen Sabbahi, den Spitzenkandidaten der säkularen Revolutionäre, nicht in die Stichwahl gebracht. Zur Wahl standen nun sozusagen nur noch das alte System und der Islam.



die Islamisten jubeln

Der Islam hat also auch bei den Präsidentenwahlen gesiegt. Der Sieger gibt sich jetzt eher moderat, er meint z.B. Kopftücher tragen zu müssen, würde staatlich nicht befohlen werden, weil das eine Sache des Glaubens sei. Andererseits spricht er sich für eine engere Verbindung zum Iran aus. Da der zurzeit noch regierende Militärrat vorsorglich seine Machtposition deutlich ausgeweitet hat, stehen dem Weg in eine Islamische Republik Ägypten doch noch beträchtliche Hindernisse entgegen. Außerdem hat der Verfassungsgerichtshof das Parlament aufgelöst, da für Mandate, die für unabhängige Einzelkandidaten reserviert waren, islamistische Parteikandidaten antraten. Es könnte also sein, dass bei Neuwahlen die schreckliche 70-%-Mehrheit der Muslimbrüder und Salafisten schrumpfen wird, auch weil die Ägypter inzwischen die Beobachtung machen konnten, dass die Islamisten bisher nichts zum Besseren zu wenden vermochten.

Bezüglich der neuen ägyptischen Verfassung hat sich das Militär ein Vetorecht gesichert, eine neue Verfassung soll nun ausgearbeitet, durch eine Volksabstimmung bestätigt und dann das Parlament neu gewählt werden. Es könnte also sein, dass die neue ägyptische Demokratie nicht wie im Iran mit dem Stimmzettel direkt in den Klerikalfaschismus führen wird. Aber ausgeschlossen ist das noch lange nicht!