Der Vatikan stellt einen neuen Media-Strategen als "senior communication adviser" ein und greift zu diesem Zweck ausgerechnet auf einen Fox-News-Korrespondenten zurück, der auch Mitglied bei Opus Dei ("Werk Gottes") ist.
Der Vatikan steckt wieder einmal in der Krise: Nach den PR-Desastern
der letzten Jahre über Kindesmißbrauch und der Reintegration der erzkonservativen
Pius-Bruderschaft, in der Holocaust-Leugner als Bischöfe tätig sind, gibt es
eine Welle neuer schlechter Nachrichten.
Die beiden Hauptprobleme
sind:
1.Vatileaks: Stapel interner Dokumenten dringen aus dem Vatikan
nach außen und weisen auf interne Machtkämpfe und Intrigenspiele hin, ohne dass
die "Rabenjagd" bisher wirklich erfolgreich war.
2.Vatikanbank:
Ihr Chef Tedeschi wurde herausgeworfen und fürchtet um sein Leben, Konten wegen
Geldwäscheverdacht eingefroren und das US-Aussenministerium nimmt den Vatikan
in seine Drogenkriminalitätsbeobachtungsliste auf. Dies hält den Papst nicht
davon ab, z.B. von einer Überwindung der Wirtschaftskrise durch den "Primat
der Ethik" zu reden: Es fehlt leider an der Glaubwürdigkeit des guten Beispiels.
Schlechte
Presse ist nur teilweise eine Folge schlechter Zustände: Sie ist auch eine
Folge schlechter Kommunikation und fehlender effizienter Gegendarstellungen.
Nun reagiert der Vatikan und holt sich von extern einen Medienexperten als neuen
Kommunikationsstrategen. Zu diesem Zweck greifen sie ausgerechnet auf den Rom-Korrespondenten
Greg Burke von Fox News zurück.
Fox News ist der meistgesehene Nachrichtenkanal
in den USA. Allerdings ist die Frage berechtigt, ob man die von Fox verbreiteten
Nachrichten auch als solche bezeichnen kann. Wenn Nachrichten dazu beitragen
sollen, etwas über die Welt zu lernen, dann ist dieser Sender ein klares Desinformationsmedium.
Einiges Aufsehen erregte z.B. eine Studie der Fairleigh Dickinson University
im November 2011, nach der regelmäßige Hörer von Fox News weniger über die Welt
wissen als Personen, welche überhaupt keine Nachrichten hören. Eine andere Studie
der Universität Maryland hatte im Vorjahr schon ähnliche Ergebnisse aufgeführt.
Fox
News wurde stramm konservativ-republikanisch geprägt durch ihren Präsidenten
Roger Ailes, der Medienberater für Nixon, Reagan und Bush war. Fox News bezeichnet
sich selbst zwar als unabhängig, aber dies wird zurecht überaus kontrovers diskutiert
und es gibt zahlreiche Beispiele für schlichte Faktenfälschung.
Natürlich
kommen auch Atheisten bei Fox News nicht gut weg, beispielsweise findet
man in relativ frischen Berichten zur "Reason Rally" die übliche Zuweisung
der Schuld für die Massenmorde des 20. Jahrhunderts, das Atheismus eine Religion
mit dem Hohepriester Richard Dawkins sei und weder moralisch noch philosophisch
etwas zu bieten hat. Legendär wurde das Interview von Bill O'Reilly mit dem
Präsidenten der "American Atheists" David Silverman, in der O'Reilly
Ebbe und Flut anscheinend als Beweis für Gott ansah.
Dialogausschnitt:
O'REILLY:
I'll tell you why (religion is) not a scam, in my opinion: tide goes in, tide
goes out. Never a miscommunication. You can't explain that.
SILVERMAN: Tide
goes in, tide goes out?
O'REILLY: See, the water, the tide comes in and it
goes out, Mr. Silverman. It always comes in, and always goes out. You can't
explain that.
Hier zur Unterhaltung das vollständige Gespräch, geführt von einem Menschen,
der nicht weiß, wodurch Ebbe und Flut entstehen:
So viel zum Niveau von Fox News. Was aber hat es mit Greg Burke auf sich,
dem neuen Medienberater des Vatikans? Wie gesagt, arbeitet er zur Zeit als Rom-Korrespondent
für Fox News, nachdem er früher für das Time-Magazin tätig war. Zu seiner Auswahl
trug sicherlich bei, dass er Mitglied der überaus einflussreichen konservativen
Organisation Opus Dei ist. Zu seinen neuen Aufgaben hat er schon ein paar Dinge
gesagt:
Laut MSNBC sagte er "You're shaping the message, you're molding the
message, and you're trying to make sure everyone remains on-message". "Molding",
also formen, ist ein schönes Wort, ebenso dürfen wir darauf gespannt sein, wie
er sicherstellt, dass jeder bei dieser geformten Nachricht bleibt.
Einen unbeschreiblich dummen Vergleich zitiert der Guardian: "I feel
exactly the way I felt in Lebanon at the start of the 2006 war - nervous and
excited at the same time, with a guarantee that it is going to be interesting."
Er zieht also in den Krieg?
The Daily Beast zitiert ihn mit den Worten: "If you want conspiracy
theory, it's the American Fox News and Opus Dei connection". Ja, darüber
sollte man vielleicht wirklich noch einmal nachdenken, auch wenn man nicht zu
Verschwörungstheorien neigt. Letzte Woche hatte die Nummer 2 im Vatikan, Kardinal
Bertone, den Teufel und die Journalisten für die Befeuerung des Skandals in
der katholischen Kirche verantwortlich gemacht: Die Journalisten würden sich
als Dan Brown fühlen und im Stile des "Da Vinci Codes" Opus-Dei-Verschwörungen
wittern.
Ob die Anwerbung eines solchen Mannes von einem solchen Sender Vertrauen
erweckt, darf bezweifelt werden, aber es zeigt immerhin, auf welchen Stil man
sich zukünftig einstellen darf. Bleibt die Frage, was Herr Matussek dazu sagen
wird, dass ihm jemand diese Stelle weggeschnappt hat.
(Anm.: der Spiegel-Journalist Matthias Matussek ist in Deutschland wegen
seines katholischen Fanatismus bekannt, hier auf Info Nr. 514
ein Beispiel für das katholische
Wirken von Matussek).
Quelle: http://www.humanist-news.com/