Staatliche autorisierte Beschneidung

Eine wenig überraschende Entwicklung in Sachen Beschneidung, es wird bald das passieren, was in Info Nr. 950 schon angesprochen wurde.

In Deutschland hatte das Kölner Landgericht die Beschneidung männlicher Babys als Körperverletzung deklariert: "Die Kammer hat das Erziehungsrecht der Eltern und die Religionsfreiheit der Eltern abgewogen gegenüber dem Recht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes und ist zusammenfassend zu dem Ergebnis gekommen, dass die Eltern in ihren Rechten nicht beeinträchtigt werden, wenn sie abwarten müssen, ob sich das Kind später selbst zu dieser Beschneidung entscheidet."

Ein lebhafter Proteststurm aus den Beschneidungsreligionen erhob sich, es war damit zu rechnen, dass die deutsche Regierung rasch in die Knie gehen und die religiöse Körperverletzung von männlichen Säuglingen gesetzmäßig festschreiben würde. Am 13.7.2012 ließ die deutsche Bundesregierung durch ihren Presssprecher Steffen Seibert die folgende Stellungnahme verbreiten: "Für alle in der Bundesregierung ist es völlig klar: Wir wollen jüdisches und wir wollen muslimisches religiöses Leben in Deutschland", daher müssten "verantwortungsvoll durchgeführte Beschneidungen" straffrei sein, es bereite der deutschen Regierung Sorge, dass sich die Ausübung dieses uralten religiösen Brauchs "nicht in einer Situation des Rechtsfriedens" befinde. Dieser Rechtsfriede müsse wieder hergestellt werden, das Bundeskanzleramt und die zuständigen Ministerien beraten die Sachlage.

Auch aus der Opposition kommt Solidarität für die traditionelle religiöse Babykennzeichnung: Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel ließ verlauten, es könne nicht sein, "dass Jahrtausende alte Traditionen von Millionen von Menschen auf diese Weise in Deutschland infrage gestellt werden. (..) Das Landgericht hat es versäumt, sich mit der religiösen Bedeutung der Beschneidung hinreichend auseinander zu setzen." Auch FDP-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger vollzog einen raschen Schwenk, während sie vor kurzem noch dafür war, die Frage nach Strafen für Beschneidungen oberstgerichtlich klären zu lassen, ist sie nun für rasche Straffreiheit. SPD-Fraktionschef Steinmeier und die Grünen-Fraktionsvorsitzende Künast boten der Regierung Zusammenarbeit an.

Der frühere bayrische protestantische Landesbischof Friedrich sah eine spezielle Kleinkindergefährdung: "Es gehört doch auch dazu, die Unversehrtheit der Psyche eines Kindes zu bedenken, es kann viel verletzender sein, wenn ein Kind das Gefühl hat, dass es zu einer religiösen Gruppe nicht dazu gehört." Also ich hätte mich gefreut, wenn ich als Kind zu keiner religiösen Gruppe gehört hätte und den Trenzereien der Katecheten nicht hätte zuhören müssen, aber das nur nebenbei.

Es sollte das alles viel besser und umfassender geregelt werden! Jedes Kind ist als Baby nach der Weltanschauung der Eltern zu kennzeichnen! Weil sonst werden alle diskriminiert, die als Säuglinge nicht einer Gruppe zugewiesen werden! Der Samuel und der Ibrahim sind beschnitten und ich bin es nicht! Schluchz. Also liebe Eltern, setzt Euch durch! Fordert die weltanschauliche Kennzeichnung aller Kinder! Es müssen weitere Traditionen errichtet werden, damit alle was haben, was heilig ist und über den Grundrechten steht. Weil wenn der Allah oder der Jehova die Beschneidung anbefohlen hat, dann hat ein irdisches Gericht gar nix darüber zu bestimmen und die Regierungen haben sich nach dem Gotteswort zu richten!

Wenn ein als Baby christlich Getaufter als Erwachsener kein Christ mehr sein will, dann meldet er seine Mitgliedschaft ab und ist religionsfrei. Aber was macht ein erwachsener Beschnittener, der kein Jude oder kein Muslim mehr sein will? Gibt's dann eine von der Krankenkasse bezahlte Vorhauttransplantation, weil die religiöse körperliche Verunstaltung mit staatlicher Genehmigung und Unterstützung erfolgte und daher der Staat dafür letztverantwortlich war?

PS: Was ist eigentlich mit der alten Tradition der Beschneidung weiblicher Säuglinge? Warum setzt sich dafür niemand ein?
Auf der Site "Juden gegen Beschneidung" wird diese Frage auch gestellt: "Westliche Gesellschaften haben kein Problem die Genitalverstümmelung bei Frauen in Afrika zu verurteilen. Die Menschen müssen ihre Vorstellung von Sexismus überdenken. Es ist Sexismus, wenn man die gleiche Handlung, wenn Mädchen angetan wird, als verabscheuungswürdig betrachtet, aber bei Jungen als akzeptabel." Die "Juden gegen Beschneidung" setzen sich dafür, diese verabscheuungswürdige Handlung auch an Knaben nicht mehr zu verüben ...