Hohn, Spott und Toleranz

Ein Gastbeitrag von Dr. Bert Fritz, publiziert am 14. August 2012 von Argutus auf www.wissenbloggt.de

"Wer sich durch die Kommentarlawine liest, die das Kölner Beschneidungsurteil ausgelöst hat, stößt auf viele Varianten der Religionsverspottung, meint Malte Lehming. Die Toleranz wird auf dem Altar der Humanität geopfert."

Die ach so geschundene Toleranz ist einmal mehr das Opferlamm!

Was hat sie schon aushalten müssen, was wurde sie strapaziert, ohne dass die jeweilige Gegenseite darauf Rücksicht genommen und ihrerseits Toleranz ausgeübt hätte.
Bei Gegensätzen wie Hundebesitzer und Hundehaufen-Hasser oder Hundegebell-nicht-Möger sind kaum Brücken möglich, wenn sich nicht beide Seiten ein wenig entgegenkommen.
Raucher und Nichtraucher haben ebenso ihre ausgefochtenen Sträußchen weitgehend hinter sich, denn die Raucher sind in der Tat rücksichtsvoller geworden, was heißt, das sie vorher häufig rücksichtslos waren, natürlich nicht alle.

Wenn religiös überzeugte Zeitgenossen nicht missionierten und in Schulen unsere Kinder in einem Weltbild erziehen würden, das mythologisches Scheinwissen vergangener Jahrhunderte als bewährt hinstellt, nur weil es alt ist, dann könnten rational veranlagte Menschen auch leichter Religion ertragen. Religionsfreiheit, jedem garantiert in unserem Staat, darf nicht in religiöse Erziehung mit Indoktrinationscharakter ausarten, weil dadurch ein Präge-Merkmal des Menschen dafür missbraucht wird:

Für mein Leben war es viel wichtiger, als Kind beigebracht zu bekommen, vor einer Strasse erst links, dann rechts, dann geradeaus zu schauen, als Sünde eingeredet zu bekommen und Furcht vor einem Gott zu lernen, der sich noch nie um das Leid der Welt gekümmert hat, wie ich es empfunden habe. Es gibt ihn eben nicht, lautet die Erklärung, die ich in der Regel für mich behalte. Ich halte keine Vorträge darüber, die Kirche jedoch verbreitet weltweit das falsche Wissen, das falsche Weltbild, welches nicht die Welt zeigt, wie sie ist, sondern wie es die Priester haben wollen, um weiterhin abzukassieren. Nur ihnen fließen die Millionen und Milliarden zu, die vom Staat und von den Gläubigen erbracht werden.

Da zu viele diesem wirklich simplen Glauben anhängen, kann man nur noch Hohn und Spott anwenden, denn mit Ratio hat das nichts zu tun. Von Toleranz könnte man nur dann sprechen, wenn die Kirche zugeben würde, daß es auch sein könnte, daß es ja möglicherweise gar keinen Gott gibt und daß sich das alles möglicherweise irgendwann einmal als großer Irrtum herausstellen wird.

Doch diese Toleranz ist nirgendwo festzustellen, was Humanisten berechtigt, mit Hohn und Spott zu reagieren.

Wenn die Arbeit von Hunderttausenden von Wissenschaftlern in den vergangenen vierhundert Jahren von Religioten als Quatsch abgetan wird, welcher mit einigen wenigen religiösen Argumenten einfach weggewischt werden kann, dann mögen bitte die Angehörigen dieser Glaubensrichtungen in die Lichtlosigkeit vergangener Höhlen zurückkehren und dort ihren mythischen Gedanken nachgehen und nicht mit der größten Selbstverständlichkeit moderne Errungenschaften nutzen, die ohne Wissenschaft und Rationalität nicht möglich gewesen wären.

Dunkelheit ist die Abwesenheit von Licht, Kälte ist die Abwesenheit von Wärme, Religion ist die Abwesenheit von Wissen!