Stronachs Bundeskanzler

Der Austro-Kanadier Frank Stronach, als Franz Strohsack 1932 in der Steiermark geboren, 1954 nach Kanada ausgewandert und von dort aus zum weltweit erfolgreichsten Zulieferer in der Autofabrikation aufgestiegen, versucht sich immer wieder in neuen Bereichen. Nicht immer nur erfolgreich. Seine österreichische Pferderennbahn soll nicht sehr ertragreich sein, auch seine Engagements im Fußballbereich waren eher Flops, aber nun will er tatsächlich auch noch Politiker werden.

Bezüge zur Politik hat er schon lange, weil er ausgemusterte Politiker immer wieder in seinen Firmen beschäftigte. Darunter Leute wie Westenthaler, Grasser, Reichhold und ähnliche. Er hat sich vor einiger Zeit aus den Geschäften seines Konzern zurückgezogen und meint jetzt, dass er in Österreich eine politische Aufgabe habe.

Stronach: "Meine Eltern waren beide Fabrikarbeiter. Mein Vater war ein aktiver, aber auch ein wenig verträumter Kommunist. Von meiner Mutter habe ich die Wertschätzung für harte Arbeit und das unternehmerische Denken gelernt. Von meinem Vater habe ich gelernt, wie wichtig der Sinn für Fairness und Gerechtigkeit gegenüber allen Menschen ist. Und dass man auch darum kämpfen muss."

Im August 2012 legte er nun los, er will 2013 bei den Nationalratswahlen kandidieren, vorher vielleicht eine Liste bei den Kärntner Landtagswahlen aufstellen. Seine Hauptforderungen sind: Abbau der staatlichen Verwaltung, weil Österreich überverwaltet sei, die Einführung einer Flat Tax, damit alle die gleichen Steuern zahlen und nicht die Konzernherrn mehr. Das tut er allerdings eh nicht, weil steuermäßig wohnt Stronach in der Schweiz. Von seinem Vater hat Stronach offenbar politisch nicht viel mitbekommen, dass die Besitzer der Produktionsmittel und die unselbständig Erwerbstätigen nicht dieselben Interessen haben, ist ihm jedenfalls gänzlich unbekannt, aber das weiß heute auch die SPÖ nimmer. Aktuell Eindruck machen könnte jedoch sein Verlangen nach der Rückkehr zum Schilling, weil die Bevölkerung in Österreich immer EU-kritischer wird, eine Abstimmung über den EU-Beitritt würde wohl heute deutlich negativ ausgehen.

Stronach macht es auch in der Politik wie er es in seinen Firmen machte: er kauft Personal ein. Und so wie er beim Einkauf von ausgemusterten Politikern für seine Firmen gerne danebengriff, schafft er das auch bei der laufenden Rekrutierung von Stronach-Politikern. Besonders skurril ist dabei sein erster parlamentarischer Zugang, der SPÖ-Nationalrat und Bürgermeister von Spittal an der Drau, Gerhard Köfer, der als parlamentarischer Störfeldsucher und als handauflegender Wunderheiler unterwegs ist, wie auf dieser Site ja zu lesen stand, siehe Info Nr. 727!

Dass sich Stronach noch einige Nationalräte zusammensammelt, die in ihren Parteien wenig Chancen bei den NRW 2013 haben werden, ist zu erwarten. Das BZÖ hatte 2008 10,7 % und 21 Mandate, so ein Erfolg ist 2013 nicht zu erwarten, das BZÖ wird froh sein müssen, die Vierprozentklausel zu bewältigen, der damalige BZÖ-Anführer Jörg Haider ist ja in der Woche nach der Wahl tödlich verunglückt, das heißt von den 21 BZÖ-Sitzen sind zumindest die Hälfte gefährdet. Bisher hat sich auch der "wilde" Ex-BZÖ-Abgeordneter Erich Tadler zu Stronach gesellt, einen Dritten braucht man noch, um sich 2013 für die NRW das mühsame Sammeln von 2600 Unterstützungserklärungen zu ersparen, dieser Dritte wird sicherlich keine Problem sein.

Wie der ORF am 17.8.2012 meldete, glaubt Stronach daran, mit seiner "Revolution für Österreich" 20 bis 30 % der Stimmen erreichen und dann den Bundeskanzler stellen zu können. Die Kronenzeitung hat er ja voll hinter sich, seine politischen Botschaften verkündet er jeden Sonntag in deren Farbbeilage, dabei schafft er es als einzige Partei immerhin, dass er auch ein bisschen von den arbeitenden Menschen spricht, die selbst in der SPÖ kaum noch wahrgenommen werden. In ÖVP, FPÖ und BZÖ sowieso nicht und bei den Grünen spezialisierte man sich auf alleinerziehende, teilzeitbeschäftigte, homosexuelle, obdachlose Rollstuhlfahrer mit Migrationshintergrund (so ähnlich wurde in Profil einmal die von den Grünen erwählte Zielgruppe umschrieben). Es ist also nicht auszuschließen, dass Stronachs Partei die Vierprozenthürde schaffen könnte, trotz eines sehr schlichten Programms und einer skurrilen Personalauswahl, die sich vermutlich noch verschlimmern wird.

Die Kandidatur Stronachs zeigt das Versagen der etablierten Parteien auf, besonders das Versagen der SPÖ, die es seit 20 Jahren vermeidet, politisch das zu tun, wofür sie seinerzeit gegründet wurde. In Österreich hat es seit 20 Jahren praktisch keine Nettoreallohnerhöhungen für die Masse der arbeitenden Menschen mehr gegeben, aber der Arbeitsdruck wird ständig erhöht, der Sozialstaat verschlechtert und um die davon Betroffenen kümmert sich niemand. Weil die in staatliche Pflege übernommenen Banken und Spekulanten brauchen unser ganzes Geld. Proteststimmen fallen daher im Selbstlauf der FPÖ zu und vielleicht auch einer "Piratenpartei" und dem Stronach. Aber dass Stronachs Handaufleger aus Spittal an der Drau Bundeskanzler wird, das brauchen wir trotzdem nicht zu befürchten.