Da in letzter Zeit der Mathematiker Rudolf Taschner als religiöser Verkünder und Lobbyist religiöser Interessen wahrnehmbar war, hier ein Text aus dem Jahre 2011 von Mag. Wolfgang Böhm, der sich auch mit dem Thema Mathematik und Gott befasst:
Es gibt Menschen, die eine Rede von Papst Benedikt XVI. für einen Gottesbeweis
halten; andere ziehen die kopernikanische Wende heran, um einen Gottesbeweis
zu vollziehen: hier wie dort lässt sich kein Gottesbeweis führen.
Der
deutsche Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716) versuchte den ontologischen
Gottesbeweis (Schluss von der logisch-begrifflichen Ebene zur Ebene des
Seins) resp. den kosmologischen Gottesbeweis (das Universum müsse eine Ursache
außerhalb seiner selbst haben) zu führen; dieser Gottesbeweis gilt als gescheitert
und wurde schon von Voltaire im Candid ironisch karikiert.
Thomas von
Aquin kritisierte den ontologischen Gottesbeweis im 13. Jahrhundert damit,
dass der Mensch das Wesen Gottes mit seinem menschlichen Verstand gar nicht
ergreifen könne. Das ist das Totschlagargument der Kirche bis heute.
Alle
Gottesbeweise sind gescheitert; der ontologische Gottesbeweis des österreichischen
Mathematikers Kurt Gödel (1906 - 1978) aus dem Jahr 1970 gilt als der einzige
Gottesbeweis, der unwiderlegbar sei.
Gödel unterteilt in drei Teile:
1.
Ein göttliches Wesen ist möglich
2. Es gibt höchstens ein göttliches Wesen
3.
Es gibt genau ein göttliches Wesen
1.Teil
Eine Eigenschaft
ist positiv, wenn sie notwendigerweise eine positive Eigenschaft enthält.
Eine
Eigenschaft ist entweder positiv oder negativ.
Etwas ist genau dann "göttlich",
wenn es alle positiven Eigenschaften besitzt.
Göttlichkeit ist eine positive
Eigenschaft.
Positive Eigenschaften sind konsistent (logisch widerspruchsfrei).
Ein
göttliches Wesen ist möglich.
2.Teil
Positiv sein ist logisch
und deshalb notwendig.
Eine Eigenschaft X ist genau dann wesentliche Eigenschaft
von u, wenn u ein X ist und alle anderen Eigenschaften von u daraus notwendig
folgen.
Damit sind alle wesentlichen Eigenschaften notwendig äquivalent.
Wenn
u göttlich ist, dann ist Göttlichkeit eine wesentliche Eigenschaft von u.
Es
gibt höchstens ein göttliches Wesen.
3.Teil
u existiert dann
notwendigerweise, wenn alle wesentlichen Eigenschaften von u notwendig instantiiert
sind (Anm.: Instantiierung: praktisch auftretende Exemplare von Objekten mit
diesen Eigenschaften).
Notwendige Existenz ist eine positive Eigenschaft.
Wenn die Existenz
eines göttlichen Wesens möglich ist, dann ist sie auch notwendig.
Wenn es
eine log. Tatsache ist, dass B wahr ist, wenn A wahr ist und A in jeder der
möglichen Welten wahr ist, dann ist auch B in allen möglichen Welten wahr.
Positive
Eigenschaften sind logisch widerspruchsfrei.
Wenn u göttlich ist, dann ist
Göttlichkeit eine wesentliche Eigenschaft von u.
Wenn die Existenz eines
göttlichen Wesens möglich ist, dann ist sie auch notwendig.
Es gibt notwendig
genau ein göttliches Wesen.
Bei Leibniz ist der Gottesbeweis nicht
durchführbar, ohne dass man sich irgendwo widerspricht. Bei Gödel gibt es kein
formales System, das absolut widerspruchsfrei ist.
Wenn der ontologische
Gottesbeweis in einen Widerspruch mündet, liegt das nicht am Beweis, sondern
an dem formalen System.
"Wenn wir etwas Heißes anfassen, verbrennen
wir uns die Finger. Daraus können wir schließen: Wenn wir etwas Heißes anfassen
können, können wir uns die Finger verbrennen."
Gödel formuliert nun:
"Wenn
es möglich ist, dass Gott existiert, dann ist es möglich, dass Gott notwendig
existiert. Wenn Gott aber in irgendeiner Welt notwendig existiert, existiert
er in allen möglichen Welten, auch in unserer."
"Wenn Gott aber
in irgendeiner Welt notwendig existiert": Gott existiert in überhaupt keiner
Welt und ist reine Fiktion.
Gödel setzt die Existenz der positiven Eigenschaften
voraus, nennt allerdings keine Beispiele; und Gödel schließt aus Gottes möglicher
Existenz auf seine notwendige: "Wenn die Existenz eines göttlichen Wesens
möglich ist, dann ist sie auch notwendig. Es gibt notwendig genau ein göttliches
Wesen."
Gödel erfindet die "notwendige Existenz", um zu zeigen,
dass Gott notwendig existiert, wenn seine Existenz möglich ist. Das funktioniert
mit Mathematik auf dem Papier, hat aber nichts mit der Realität zu tun. Im Übrigen:
Es lässt sich auf dem Papier jedes beliebige Ergebnis errechnen.
Spekulative Mathematik ist, wie auch
spekulative Philosophie, Spielerei ohne Bedeutung.
Edward Current präsentiert zehn absolut unzweifelhafte, gotterprobte Beweise
in denen die Christen recht behalten und die Atheisten dumm sind und an Wahnvorstellungen
leiden!
Deutsche Synchronversion
Achtung! So deppert wie hier
dargestellt sind selbst viele der ganz fundamentalistischen
Christgläubigen nicht. Edward Current ist nämlich kein christlicher Fundi-Prediger,
sondern ein Spaßvogel und Parodist!
Hier noch die Originalversion
Achja, die ganz einfache und
ganz kurze Version des Gottesbeweises a la Gödel lautet: Gott ist vollkommen. Zur Vollkommenheit gehört die Existenz. Darum existiert
Gott. Das zu widerlegen, das probiert einmal! Das geht nur mit einem Schlüssel
zum Zirkelschluss! Genau wie beim Gödel.
PS: Im August 2013 tauchte
die Meldung auf, mittels Computer wäre Gödels Gottesbeweis bestätigt worden,
dazu gibt's natürlich auch eine Info, nämlich die Info Nr.
1569!