Eine Woche lang hing in Kassel das hier zu sehende Plakat von Mario Lars mit der die
Caricatura für ihre aktuelle Ausstellung wirbt:
Der
Cartoon hält sich an die Bibel. Zufolge der im "Neuen Testament"
erzählten Geschichte wurde die Gottesmutter Maria zwecks Zeugung des Gottessohnes
Jesus von der Kraft des Heiligen Geistes befruchtet, "Maria Verkündigung"
wird am 25. März gefeiert, dieses Fest wurde auch Conceptio Christi (Empfängnis
Christi) genannt. Was klar ist, weil für neun Monate später - auf den 25. Dezember
- hat die Kirche den Geburtstag des Herrn Jesus festgesetzt. Auf christlichen
Bildern wie nebenstehend ist der Vorgang sogar im Detail abgebildet, der taubenförmige
Heilige Geist trägt eine Hostie - also den "Leib des Herrn" - im Schnabel
und beabsichtigt offenbar, den Leib des Herrn der Jungfrau Maria zwecks Züchtung
eines Gottessohnes in eine empfangsbereite Eizelle einzufügen. Dass dieser Vorgang
dezent dargestellt wird, ist bei der bekannten katholischen Leibfeindlichkeit
ja nicht so besonders überraschend.
Der Spruch auf dem Plakat ist
klarerweise ziemlich vulgär, aber sachlich nicht falsch, Gottvater, bzw.
in seinem Auftrag der Hl. Geist, hätte ja - irdisch-biologisch betrachtet
- die Gottmutter ficken müssen, um den Gottsohn zu zeugen. Der Cartoonist Mario
Lars wollte sich mit dem Cartoon vermutlich über die keusch-sterile katholische
Darstellung der Götterfortplanzung lustig machen.
Die Strenggläubigen
waren wieder einmal empört. Ein besonders schwer Geschädigter sah durch
den Cartoon den öffentlichen Frieden gefährdet und rief nach dem Staatsanwalt,
weil seine religiösen Gefühle durch die Zeichnung geschädigt worden wären und
die Staatsgewalt zwecks Gefühlsbesänftigung und Friedenssicherung einen entsprechenden
Scheiterhaufen anzuhäufen hätte (nein, so hat das niemand gesagt, das ist eine
aus geschädigten atheistischen Gefühlen entstandene unfriedliche seelisch-textliche Aufwallung).
Die Jesus-Karikatur wurde nun am 23. 8 2012 auf
Wunsch des ob der Zensurforderungen verärgerten Künstlers von der Fassade des
Kulturbahnhofes entfernt. Die katholische Zensur funktioniert, aber die Anzeige
bleibt aufrecht, die Polizei ermittelt weiterhin.
PS: Der Cartooninhalt
erinnert an einen uralten bayrischen Witz:
Oktoberfest in München. Durch Überbelastung explodiert eine der
Weißwurst-Fabriken. Eine Weißwurst fliegt weit in den Himmel bis vor Petrus. Der wiederum
staunt und rätselt was das denn wohl sein könne. Gott wird's schon wissen, denkt
er sich und marschiert los. Dort angekommen fragt er: "Sag mal Gott, weißt du
was dies hier ist?" "Mmh, keine Ahnung, aber frag doch mal Jesus. Der war
schließlich 30 Jahre auf Erden!" erwidert Gott. Petrus marschiert los und fragt
Jesus: "Sag mal, Jesus, weißt du wofür diese Dinger unten gebraucht werden?"
Jesus nimmt die Wurst in die Hand, schüttelt sodann den Kopf und sagt: "Tut mir
leid Petrus, aber als ich unten war, gab's sowas, glaub ich, noch nicht. Aber
frag doch mal Maria, die war schließlich ein ganzes Leben lang dort!" Petrus
marschiert also weiter und stellt sodann Maria die gleiche Frage. Maria nimmt
die Wurst in die Hand und antwortet: "Also genau kann ich Dir auch nicht sagen,
was es ist. Aber anfühlen tut sich's wie der heilige Geist!..."