Am 31.8.2012 Widerspruchsverfahren vor dem Landgericht
Hamburg / Bisher noch keine Stellungnahme des Papstes
Die Auseinandersetzung zwischen Papst Benedikt XVI. und dem
Frankfurter Satiremagazin TITANIC geht in die nächste Runde. Vor dem Landgericht
Hamburg beginnt am Freitag das Widerspruchsverfahren gegen den vom Papst
verbotenen Titel der Juli-Ausgabe. Die Zeitschrift ziehe optimistisch in das
Verfahren, erklärte Chefredakteur Leo Fischer: "Der Prozeß gegen Pussy Riot hat
die Welt für Einschränkungen der Meinungsfreiheit durch entfesselte Autokraten
sensibilisiert. Wir haben Vertrauen in die westliche Justiz und glauben fest
daran, daß wir nicht in Plexiglaskäfigen ausgestellt werden." Zuversichtlich sei
er auch, weil weder der Papst noch seine Rechtsvertreter bisher eine
Stellungnahme zu dem 15seitigen Widerspruchsschreiben der Zeitschrift abgegeben
haben: "Dem Heiligen Vater fehlen wohl die Argumente. Andererseits gehen im
Vatikan derzeit viele Dokumente verloren; vielleicht wird die Antwort des
Papstes noch rechtzeitig zum Prozeßauftakt geleakt."
Das Magazin kündigte an, mit der kompletten Belegschaft
anzureisen, um den Prozeß zu beobachten. Außerdem werde man in Hamburg das
Gespräch mit Kirchenvertretern und Journalisten suchen und sich symbolisch an
den Michel festketten. Der politische Arm des Magazins, die Partei "Die PARTEI",
wird darüber hinaus in der Innenstadt einen Papst-Mittelaltermarkt veranstalten.
Geboten werden u.a. Jongleure, Feuerspucker, ein Pranger und die Möglichkeit,
eine Hexe zu verbrennen (symbolisch). Interessierte Bürger sollen sich so in die
Lebenswelt des Papstes hineinversetzen können.
Papst Benedikt sah sich durch das Cover der Juli-TITANIC in
seinen Persönlichkeitsrechten verletzt. Dieses zeigte ihn mit einem Fleck auf
der Soutane und der Zeile "Halleluja im Vatikan: Die undichte Stelle ist
gefunden". Der Papst beantragte daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen den
Titel. Im Prozeß wird TITANIC durch ihre Justitiarin, die Frankfurter
Rechtsanwältin Gabriele Rittig vertreten, die das "Flaggschiff des deutschen
Humors" (Frankfurter Allgemeine Zeitung) seit der Gründung vor 33 Jahren
berät.
PS: Zur Titanic-Papst-Story siehe Info Nr.
955!