In einem Beitrag für die "Financial Times" meinte Papst Ratzinger am 19.12.2012 u.a., Christen hätten die Pflicht, sich in den Belangen und Nöten der Welt zu engagieren. Ihr politischer und wirtschaftlicher Einsatz müsse aber frei von Ideologien sein. Denn das Evangelium biete reichlich Inspiration für eine fruchtbare Zusammenarbeit der Christen mit anderen Menschen, auch für das Leben im Parlament oder an der Börse. Ausdrücklich bekräftigte der Papst den biblischen Grundsatz, "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist". Wozu Ratzinger einschränkt, im Laufe der Geschichte hätten die Christen jedoch vielen Forderungen der Obrigkeit nicht entsprechen können, angefangen vom Kaiserkult im antiken Rom bis zu den Ansprüchen totalitärer Regime des 20. Jahrhunderts. Oft hätten die Kaiser versucht, den Platz Gottes einzunehmen. Ratzinger: "Wenn die Christen sich weigern, sich vor falschen Göttern niederzuknien, dann nicht weil sie eine antiquierte Weltsicht hätten". Im Gegenteil komme dies, weil sie ein von Ideologien freies Menschenbild hätten, das "keine Kompromisse" dulde. "Christen kämpfen gegen Armut, weil sie die höchste Würde jedes Menschen als Geschöpf nach dem Ebenbild Gottes anerkennen". Die Gläubigen engagierten sich für eine gerechte Verteilung der Ressourcen auf der Erde, weil sie als "Verwalter von Gottes Schöpfung" die Pflicht hätten, "sich um die Schwachen und Verwundbaren zu kümmern". Sie widersetzten sich Habgier und Ausbeutung "aus der Überzeugung heraus, dass Großzügigkeit und selbstlose Liebe - so wie Jesus sie gelehrt und vorgelebt hat - zu einem ausgefüllten Leben führen".
Schließlich ist die christliche Religion ja auch nix anderes als eine
Ideologie, für die Wahrheit halten sie nur der Papst und ähnliche Leute. Es
gibt sogar christliche Parteien. Die sind vermutlich auch frei von Ideologie
und setzen sich ein für das Leben im Parlament oder an der Börse, wie man
aus der Praxis weiß, setzen sich christliche Politiker besonders für das Leben
an der Börse ein. Für die Nöte in der Welt geben sie fallweise Almosen,
wichtig ist ihnen aber vor allem, dass die Reichen und Superreichen von ihrem
Besitz und Einkommen möglichst wenig dem "Kaiser" geben müssen und
es selbst verspekulieren und verprassen dürfen. Wobei man heute dem Kaiser eher
nimmer so viel gibt wie einst in den wahrhaft christlichen Zeiten des Zehent
und der Leibeigenschaft. Dem echten Kaiser haben die Katholiken stets treu gedient,
mit dem hatten sie das Herrschaftsbündnis von Thron und Altar.
Achja,
die Christen hätten sich geweigert, vor falschen Göttern niederzuknien?
Das folgende Bild zeigt, wie christliche Kleriker freundlich einem totalitären
Regime ihre Referenz erweisen:
aber
immerhin, ihr "Heil Hitler!" zelebrieren sie - wahrscheinlich aus
Gründen des Widerstandes gegen ein totalitäres Regime - stehend und nicht kniend
Mit
diesem Regime, dem sie heutzutage plötzlich die Gefolgschaft verweigern, hatten
sie ein inniges Bündnis, man verpflichtete sich 1933 im Konkordat sogar
dazu, für das Hitler-Regime sonntags in allen Kirchen zu beten, obwohl das ideologiefreie
christliche Menschenbild keine Kompromisse duldet. Nach 1945 war der Vatikan
der Hauptfluchthelfer für Nazikriegsverbrecher. Aber der Ratzinger ist 2012
ein Widerstandskämpfer. Oder ein Heuchler und Pharisäer.
Und Gottes
Schöpfung verwaltet man auch, man kümmert sich sogar um die Schwachen und Verwundbaren.
Die bekommen Almosen von "Licht ins Dunkel" und das Versprechen
auf ein schönes Leben nach dem Tode.
Wie
man am Bild rechts sieht, hatten es seinerzeit im christlichen Alltag - bevor
es diesen säkularen Sozialstaat gab - die Bettler wunderschön. Für ein
noch schöneres Leben auf Erden setzten sich die ideologiefreien Christen jedoch
eher nicht ein. Außer vielleicht solche Hochverräter wie Bischof Don Helder
Camara, der sagte "Quando dou comida são pobres chamam-me de santo. Quando
pergunto por que eles são pobres chamam-me de comunista." - "Wenn
ich den Armen Essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum
sie arm sind, nennen sie mich einen Kommunisten." Camara war also
nicht unbedingt ideologiefrei. Als er 1985 als Erzbischof von Olinda und Recife
(Brasilien) zurücktrat, ernannte der Vatikan auch flugs einen ideologiefreien
Nachfolger, der die ideologische Befreiungstheologie offensiv bekämpfte. Damit
sich das Christentum wieder unbeirrt dem Leben im Parlament und an der Börse
widmen und für die Schwachen und Verwundbaren die traditionellen Almosen
sammeln konnte. Weil Gerechtigkeit gibt's im Leben nicht, die gibt's erst wenn
man christlich-ideologiefrei gestorben ist ...