»Einer der Toten, die niemals sterben«


»Einer der Toten, die niemals sterben«, so titelte Neues Deutschland
am 6. März 2013 den Artikel zum Tod von Hugo Chavez:

Weltweit haben Staats- und Regierungschefs mit Anteilnahme und Anerkennung auf den Tod von Hugo Chávez reagiert. Während mehrere lateinamerikanische Länder Staatstrauer ausriefen, hoffen die USA auf ein "neues Kapitel" in der Geschichte Venezuelas.

Berlin (nd). Rosario Murillo legte die Messlatte für Beileidsbekundungen am Morgen hoch:
Hugo Chávez sei "einer der Toten, die niemals sterben", sagte Nicaraguas Präsidentenfrau. "Wir sind alle Chávez", fügte sie in ihrer Funktion als Sprecherin von Präsident Daniel Ortego hinzu. Besonders lateinamerikanische Staats- und Regierungschefs fanden am Mittwoch teils dramatische Worte, um den venezolanischen Präsidenten zu würdigen.

Unter Tränen sagte Boliviens Präsident Evo Morales im Staatsfernsehen: "Es schmerzt, aber wir müssen vereint bleiben in diesem Prozess der Befreiung, nicht nur in Venezuela sondern der gesamten Region." Als "zerstört" beschrieb er seinen eigenen Zustand und fügte hinzu: "Chavez ist nun lebendiger denn je."

Dilma Rousseff würdigte Chávez als "großen Lateinamerikaner". Chávez, so die brasilianische Präsidentin, die selbst den Krebs besiegt hatte, sei ein "großartiger Führer, ein irreparabler Verlust und vor allem ein Freund Brasiliens."

Auch aus Havannah kamen eindringliche Reaktionen: Wie ein "echter Sohn" sei Chávez für den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro gewesen. "Chávez ist auch Kubaner", hieß es in einer Mitteilung der kubanischen Regierung, die eine zweitägige Staatstrauer ausrief.

Trauerbeflaggung ordnete auch Argentiniens Präsidentin Christina Fernandez de Kirchner an. Ecuadors Präsident Rafael Correa würdigte den Einfluss seines Freundes auf Lateinamerika: "Wir haben einen Revolutionär verloren, aber Millionen von uns bleiben inspiriert." Und auch der chilenische Staatschef Sebastian Pinera fand positive Worte. So seien Chávez und er "ohne Zweifel nicht immer einer Meinung gewesen. Aber ich konnte stets seine Kraft und sein Engagement schätzen, mit dem er für seine Ideale gekämpft hat."

Außerhalb Lateinamerikas reagierten Politiker unterdessen gemischt: "Er war ein großer Politiker für sein Land, Lateinamerika und die Welt", sagte der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin. Den Tod von Hugo Chávez bezeichnete er als "Tragödie".

Keine anerkennend Worte fand man hingegen in Washington. In einer Erklärung des Weißen Hauses ist stattdessen von "einem neuen Kapitel" in der Geschichte des Landes die Rede. Zudem sicherten die Vereinigten Staaten, deren Regierung immer wieder Putschambitionen in Venezuela verdächtigt wird, die "Unterstützung des venezolanischen Volkes" zu. Noch unverhohlener äußerte sich der kanadische Ministerpräsident Stephen Harper: Er hoffe für die Venezolaner auf eine "bessere, glänzendere Zukunft gründend auf den Prinzipien Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Respektierung der Menschenrechte".

Soweit das ND. Wenig anerkennende Wort fand der ORF. Mit hörbarem Zähneknirschen musste man zwar zugeben, dass er für die Arbeiterklasse und die Unterschichten in Venezuela viel erreicht hat, aber dafür lobt man ja heute keinen Politiker mehr, weil das schadet dem Neoliberalismus. Der ORF-Nachruf betonte mehrfach, Chavez sei "umstritten" gewesen, als wäre er gleichsam eine Art Berlusconni. Soweit wie der oben zitierte konservative kanadische Premier ging man allerdings nicht, Mr. Harper ist offenbar der Meinung, Freiheit und Menschenrechte seien alleiniges Rechtsgut der Ausbeuterklasse und der internationalen Konzerne.

Commandante Presidente Hugo Chavez hat jedenfalls gezeigt, dass nach dem Konkurs des sogenannten "realen Sozialismus" die Möglichkeit, Gesellschaften zu bilden, die nicht alleinig auf Aktienkursen basieren, bestehen geblieben ist.

In memoriam Hugo Chavez: Inti-Illimani mit El pueblo unido jamás será vencido - das geeinte Volk kann nicht besiegt werden: