Papstumfrage

Eine solche veröffentlichte "Der Standard" am 30.3.2013. Nach dem schon sehr klapprig gewordenen Ratzinger wirkt offenbar ein um zehn Jahre jüngerer Mann aufs Publikum wie das Frühlingserblühen. Die Liste der ihm zugebilligten, zugewiesenen, zugedichteten Eigenschaften, fängt mit "bescheiden" an, was 87 % bejahten. Es zeigt aber in erster Linie, dass er ein gut ausgebildeter Jesuit ist, der sich inszenieren kann. Weil er wird ja wohl nicht darunter leiden, keine roten Schuhe und keine goldene Jacke anzuziehen. Dass ein Papst fromm sein sollte, ist eine Vermutung, die davon ausgeht, dass es so sein müsste. Lebensfroh mit 84 % ist für einen katholischen Kleriker hoch und dann passt es auch nicht zur Bescheidenheit.

links der alte Prunkpapst, rechts der neue weißgewandete

Am anderen Ende der Tabelle vermuten gar 27 % er sei politisch links stehend. Mag sein. Aber dann wäre sogar auch das BZÖ eine linke Partei. Die Vermutung, er wäre von allen in der Kirche anerkannt, erreicht 50 %, das liegt schon recht deutlich über ähnlichen Vermutungen beim Ratzinger, so um das Zehnfache. Aber die Tabelle kann sich eh jeder selber anschauen:


Die Umfrage befasste sich auch mit Glaubensinhalten und da schaut's auch für den neuen Papst nicht viel anders aus als für den Papst in Ruhe: 47 Prozent glauben an ein Leben nach dem Tode, voriges Jahr waren das nur 40 %, dort war auch nach der "Seelenwanderung" gefragt worden, die 23% Anhänger fand. Das vermindert die Gläubigen im christlichen Sinn dann auf 24 bzw. 2012 auf 17 %. Gott als Weltschöpfer sahen 2012 nur noch 19 %, jetzt sind es 24 %. Die Vergebung der Sünden stieg gar von 24 auf 34 % und 30 % glauben wie voriges Jahr an die österliche Auferstehung. Achja, sechs Prozent glauben an die päpstliche Unfehlbarkeit. Vermutlich sind heuer die Befragten repräsentativ anders zusammengesetzt als 2012. Bei Wahlumfragen liegt bei tausend Befragten die Fehlertoleranz bei plus/minus drei Prozent, bei 500 Befragten, sind die Prozente wohl auch nicht genauer.

Man kann gespannt sein, wie lange der Neuerungseffekt anhalten wird, der ja 2005 bei Ratzinger gar nicht vorhanden gewesen war und jetzt erstens durch die Exotik eines Papstes aus einem fernen Land und durch dessen nicht ungeschicktes Taktieren erzeugt wird. Katholischer wird dadurch die Bevölkerung in den aufgeklärten Gebieten jedoch auch nicht werden.