Christenpflicht in Österreich?

Presseaussendung der Freidenker Österreichs vom 12.5.2013

Die oberösterreichischen Landesschulratspräsidenten Fritz Enzenhofer und Franz Fischer werden seitens des Freidenkerbundes zum Rücktritt aufgefordert.

In einem Artikel in Online-News werden sie wie folgt zitiert:
"Wer sich vom Kreuz bedroht fühle, habe keine Ahnung von der christlichen Religion". "Damit zeigt sich wieder einmal, dass es einen verpflichtenden Ethikunterricht für Kinder, die vom Religionsunterricht abgemeldet werden, geben muss", folgerten die Vertreter Franz Fischer und Fritz Enzenhofer.

Diese Aussage kann nur so verstanden werden, dass dieser Ethikunterricht Kindern, die keinen katholischen Religionsunterricht besuchen, das Christentum zwangsweise näherbringen soll. Folgt man dem Rat dieser Herren, wirft das den ohnehin schwachen österreichischen Entwicklungsgrad des säkularen Staates (Trennung von Staat und Kirche) um Jahrzehnte zurück.

Denn das bedeutet eine unverhohlene Drohung mit Missionierung durch einen verpflichtenden Ethikunterricht, wodurch die ursprüngliche Abmeldungs-Regelung pervertiert wird.

Fachleute sind sich hingegen einig, dass Ethik mit Religion wenig zu tun hat. Ethikunterricht zielt nicht auf ein Bekenntnis, sondern auf Bildung, so die Ethikunterrichtsexpertin Raupach-Strey in einem Online-Standard Interview. Die Aussage Enzenhofers und Fischers nährt die Befürchtung aller säkulären Kräfte in diesem Land, dass der Ethikunterricht nicht zur Vermittlung von Ethik dienen soll, sondern zur Einführung des Religionsunterrichtes für abgemeldete Schüler durch die Hintertür.

Das kann nicht im Interesse der rund 2 Mio. Österreicher sein, deren Weltanschauung es ist, keine Religion zu haben. Es stellt einen unakzeptablen Akt der Intoleranz dar, wenn man die Kinder konfessionsloser Eltern in ihrer Freiheit, die Kinder konfessionslos zu erziehen, einschränkt.

Eine solche Aussage zeugt von einer Einseitigkeit der Berufsauffassung, die einen Amtsträger eines Landesschulrates als Fachmann disqualifiziert und daher rücktrittsreif erscheinen lässt. Seine Aufgabe wäre eigentlich, den Schülern gute und gleiche Bildungschancen zu ermöglichen und nicht die Interessen einer Glaubensgemeinschaft zu vertreten.

Dr. Gerhard Engelmayer - Vorsitzender Freidenker Österreichs