Bei strömendem Regen wurden erstmals auf dem Domplatz in Eichstätt
160 Namen der vielen Frauen und einiger Männer gelesen, die in den
Terrorprozessen der Hexenjäger unter Bischof Westerstetten brutal gefoltert,
beraubt und grausam ermordet wurden. Einige Passanten hörten erstaunt zu. Einige
waren dafür sogar aus umliegenden Orten angereist. Eine Besucherin aus
Norddeutschland verschob extra ihre Heimreise. Es gab fast ausschließlich
Interesse und Zustimmung zu dieser notwendigen Aktion.
Begleitet
von dumpfen Trommelschlägen lasen Birke Grießhammer, Wolfram P. Kastner, Julia
Killet, Claus-Peter Lieckfeld und Hiltraut Pusch-Zilker Namen der Opfer dieser
Justizverbrechen und die Todesurteile, wie z.B. " Khayerin Barbara wurde
zweimal an den Armen mit glühenden Eisen gerissen, die rechte Hand abgehauen und
lebendig verbrannt".
Die Lesenden trugen jeweils eine Tafel mit dem
Namen einer Ermordeten. 426 (weit überwiegend) Frauen und einige Männer fielen
in die Hände der fürstbischöflich eichstättischen Folterer und Mordbrenner -
rehabilitiert wurde bis heute niemand. Obwohl in Eichstätt die meisten
Scheiterhaufen in Deutschland neben Bamberg und Würzburg brannten, gibt es bis
heute in Bayern nirgendwo eine Rehabilitierung wie in anderen Städten. Anders
als der Bürgermeister sehen die Initiatoren der Aktion viel Anlass zu handeln.
Wir fordern:
die volle Rehabilitation der Verurteilten;
die Anerkenntnis, dass die Prozesse und Urteile Verbrechen gegen die
Menschlichkeit darstellen;
eine exakte wissenschaftliche Erforschung der besonderen Eichstättischen
Geschichte der "Hexen"jagd, der Folter ("Bugglsegen", "Helmschneiden" u.a.), der
Vergewaltigungen und der widerrechtlichen Bereicherung des Bischofs und seiner
Schergen;
ein Denk-, Ehren- und Mahnmal mit den Namen der von den Hexenbrennern
Verfolgten an einem zentralen Platz in Eichstätt;
die Umbenennung einiger Straßen und Plätze nach den
Hingemordeten.
Wir erhoffen uns dafür die volle Unterstützung aller
Bürgerinnen und Bürger Eichstätts, insbesondere der Mitglieder der katholischen
Kirche sowie des Bischofs, der Katholischen Universität und ihres Präsidenten,
der Stadträte und des Bürgermeisters. "Totschweigen ist keine angemessene Form
des Umgangs mit dem Grauen. Freispruch, Rehabilitierung und Ehrung der völlig
schuldlos Ermordeten hätten längst erfolgen müssen. Nach nahezu 400 Jahren ist
es höchste Zeit. Gibt es in Eichstätt irgend jemand der ernsthaft dagegen sein
könnte? Wir werden nicht schweigen, sondern vernehmlich reden und
handeln."
Wolfram P. Kastner, Birke Grießhammer, Julia Killet,
Claus-Peter Lieckfeld, Hiltraut Pusch-Zilker - Institut für Kunst und
Forschung.
(das Bild von Bischof Westerstetten wurde von atheisten-info eingefügt)