Vom Einfachen zum Komplexen

In der "Welt" vom 29.5.2013 hieß es in einem Artikel
"Design oder Nichtsein" u.a.:

Was hat Thomas Nagel nur falsch gemacht? Ist der Mann etwa gefährlich? Letzteres erscheint eher unwahrscheinlich; Nagel ist Philosophieprofessor an der New York University, kein Posten, an dem man viel Unheil anrichten kann. Und doch fallen die guten Leute im Moment über ihn her, als drohe er mit einem Attentat.
Was ist geschehen? Thomas Nagel hat ein Buch veröffentlicht - "Geist und Kosmos" -, in dem er nahelegt, dass es im Kosmos eine innere Logik gebe, die ihn vom Einfachem zum Komplexen vorantreibe: vom Instinkt zum Intellekt, von der Chemie zum Bewusstsein, vom Anorganischen zum Organischen. Nagel legt großen Wert darauf, dass er mit dieser inneren Logik keinesfalls Gott meine. Hilft nichts, der Mann wird trotzdem frontal angegriffen: "Schlampiges Gedankenkonstrukt eines Denkers, dessen große Tage vorbei sind", schrieb der Linguist und Psychologe Steven Pinker in einem Tweet. Und der Philosoph Daniel Dennett meinte, Nagel sei Mitglied einer "reaktionären Bande" und seine Gedankenspielereien seien zwar nett, aber keinen Pfifferling wert.
Klar doch, das, was Nagel geschrieben hat, riecht verdächtig nach Teleologie. Steht bei ihm nicht, das Universum verfolge Zwecke? Und widerspricht er damit nicht Darwins Evolutionstheorie, der zufolge die Biologie eben gerade keine Zwecke verfolgt, sondern blind ist? Und ist er in seinem Buch nicht ein bisschen zu nett zu Vertretern des "Intelligent Design"? (Das sind jene Christen, die den guten alten kosmoteleologischen Gottesbeweis wiederbelebt haben, obwohl Immanuel Kant ihn doch schon in seiner "Kritik der reinen Vernunft" anno 1781 um die Ecke gebracht hat.) (..)

Dem Manne kann geholfen werden!

Im dialektischen Materialismus von Karl Marx und Friedrich Engels gibt es vier Grundregel und drei elementare Entwicklungsgesetze:
Grundregeln:
1. Das Universum muss als Ganzes angesehen werden.
2. Dieses Ganze besteht aus untereinander in Beziehung stehenden, voneinander abhängigen und sich in ständiger Bewegung befindenden Materien (objektiver Zusammenhang).
3. Diese Bewegung ist aufsteigend, vom Einfachen zum Komplexen fortschreitend und durchläuft dabei bestimmte Ebenen; jeder Ebene entsprechen bestimmte qualitative Veränderungen.
4. Die jeweilige Entwicklung einer bestimmten Ebene resultiert nicht aus einem harmonischen Fortschreiten, sondern entsteht durch den Konflikt und die Aktualisierung der jeweiligen, den entsprechenden Phänomenen innewohnenden Gegensätzlichkeiten, den "Grundwidersprüchen".

Entwicklungsgesetze:
1. Das Gesetz von der Einheit und vom Kampf der Gegensätze (Die Triebkraft der Entwicklung ist der Widerspruch zwischen dualen Polen, der natürlichen und sozialen Prozessen grundsätzlich inhärent ist und aus deren Kampf eine neue Lösung hervorgeht. Analog dazu: These + Antithese = Synthese)
2. Das Gesetz von der Negation der Negation (Die Entwicklung auf eine höhere Ebene bewahrt die positiven Elemente der vorhergehenden. Sie negiert in ihrer Weiterentwicklung die vorhergehende Ebene also nicht als Ganzes.)
3. Das Gesetz vom Umschlagen von einer Quantität in eine neue Qualität (Nach einer Kumulation quantitativer Veränderungen über längere Zeit kommt es zu einer sprunghaften qualitativen Veränderung.)

Daraus ergibt sich im Praktischen genau das, was Thomas Nagl vermeint entdeckt zu haben. Aber das gibt's schon lange. Zum Beispiel in der DDR war das Bestandteil des Unterrichts in Staatsbürgerkunde.