Deutschland hat christlich gewählt

Bei Wahlentscheidungen gibt es immer mehrere Motivmöglichkeiten. Wenn ich mit der Regierung zufrieden bin, wähl ich die vorherrschende Regierungspartei. Wenn ich nicht zufrieden bin, wähl ich eine Partei aus der Opposition, von der ich Änderungen erhoffe. Wenn ich nicht zufrieden bin und keiner Oppositionspartei was zutraue, bleib ich vielleicht daheim. Oder ich wähl die Partei, von der ich mir den geringeren Schaden erwarte. Das kann dann wiederum auch eine Regierungspartei sein.

Da im neoliberalen Zeitalter keine Politik für, sondern nur gegen die Masse der arbeitenden Menschen gemacht wird, weil die Politik weit überwiegend den Anordnungen der Finanzwirtschaft folgt, darum tendieren die Wahlentscheidungen immer öfter in die Richtung: welche Partei wird mir den geringeren Schaden zufügen?

Damit kann man dann Wahlen gewinnen!

In Deutschland weiß man in der Bevölkerung noch, in welchem Ausmaß die SPD-Regierung unter Bundeskanzler Schröder in Koalition mit den Grünen gegen die Interessen der Bevölkerungsmehrheit regiert hat und der jetzige Spitzenkandidat war dem Volk hauptsächlich durch seine Geldgier bekannt (siehe dazu Info Nr. 1132). Also gewann die SPD nicht viel dazu. Die Grünen mit ihrem Hang zur gouvernantenhaften Bevormundung plus der aufgewärmten Pädophilen-Unterstützung aus den Siebzigerjahren, sackten ab und die Linke ist immer noch in Fraktionskämpfe verstrickt und war offenbar nicht in der Lage, zu den aktuellen Gegebenheiten in Deutschland, etwa zu den sozialstaatlichen Abbaumaßnahmen, den sinkenden Reallöhne, den EU-Problemen, der ständig zunehmenden Ausbeutung verständliche Alternativpositionen einzunehmen. Besonders das Letztere zeigt sich daran, dass die Linke deutlich überdurchschnittlich viele akademische Wähler hat. Offenbar hat man dort - wie bei den Grünen - Probleme sich bei den arbeitenden Menschen verständlich zu machen, bzw. auf ihre Sorgen und Probleme angemessen einzugehen.

Somit konnte die regierende christliche Sultanin ihren Koalitionspartner FDP zu Zweidrittel inhalieren, was wohl auch dadurch gefördert wurde, dass sich der dortige aktuelle Parteivorsitzende in der vormals säkularen Partei fortwährend als eifriger Christ deklarierte. Nun die Christen siegten, die neue EU-kritische rechtspopulistische Partei "Allianz für Deutschland" scheiterte knapp an der Fünf-Prozent-Klausel. Der  Neoliberalsmus bleibt in fester Christenhand.




CDU/CSU brauchen nun doch ganz knapp (fünf Sitze!) einen Koaltionspartner, der sich als Kleinpartner dann bis zur nächsten Wahl wieder ausbluten darf, siehe SPD 2009 (-11,2%) und FDP jetzt (-9,8 %). Vielleicht könnten zur Abwechslung die Grünen so eine Koalition auch einmal versuchen. Deutschland hat zwar um die 35 % Konfessionslose, bleibt aber trotzdem politisch ein christliches Land ...