Eine Vermögensstudie der Allianz "Global
Wealth Report 2013" nimmt die Süddeutsche Zeitung zum Anlass für einen
Artikel, der etwas ganz anderes betont, als die Studie herausstreicht. In der
Studie ist vor allem die Rede davon, wie schön das Wachstum global verläuft,
zumal im Fernen Osten: "global gross financial assets of private households grew
by 8.1% in 2012." Was da ganz untergeht, ist die Verteilung nach arm und reich.
Das Wachstum fand nämlich nur bei den Reichen statt.
Daraus leitet die SZ am 24.9. ab: Vermögensstudie
-Die Kluft in Europa wird größer: "Die Deutschen haben ihr Vermögen im
vergangenen Jahr deutlich gemehrt. … Damit sind die Deutschen so reich wie noch
nie." Aber auch: "Die Kluft in Europa hat sich 2012 weiter vergrößert. Vor allem
in den Krisenstaaten musste die Bevölkerung einen krassen Vermögensverlust
hinnehmen. In Griechenland liegt das Netto-Geldvermögen nur noch bei gut einem
Viertel des europäischen Durchschnitts, in Spanien rutschte es im vergangenen
Jahr von 61 auf 44 Prozent ab." (Man findet diese Informationen auf S. 77 der
Studie).
Das zielt jetzt auf den unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Ländern
ab, aber von der Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung ist noch ncht die Rede.
Für Daten dazu muss man die Studie der Deutschen Bundesbank heranziehen, die im
März 2013 Furore machte, die "Panelbefragung" "Private
Haushalte und ihre Finanzen" -Ergebnisse der Panelstudie zu Vermögensstruktur
und Vermögensverteilung. Ergebnis: die Deutschen zählen zu den
Euro-Landsleuten, die am wenigsten Besitz haben. Das wurde stark bezweifelt und
vertuscht, aber die Zahlen hielten der Gegenprüfung stand.
Unter diesem Aspekt relativiert sich der schöne Gewinn, der von der
Allianz-Studie gefeiert wird. Im Fall Deutschland geht es ja von einem niedrigen
Level aus. Umgekehrt gehen die Verluste von Spanien und Griechenland von einem
hohen Level aus. Dazu die Interpretation der Bundesbank-Befragung vom
Handelsblatt vom 17.6. mit dem Titel Deutsche
Vermögen sind ungleich verteilt:
"Anfang April hatte eine erste Auswertung der Europäischen Zentralbank
bereits für Aufsehen gesorgt. Demnach verfügen Menschen in Krisenländern der
Euro-Zone und Steueroasen wie Luxemburg und Malta über ein weit höheres Vermögen
als die Deutschen. Im kürzlich vor der Staatspleite geretteten Zypern haben die
Bürger ein Median-Nettovermögen von 266.900 Euro, in Italien von 173.500 Euro
und in Spanien von 182.700 Euro. Ganz oben auf der Liste stehen die Luxemburger,
die auf fast 400.000 Euro kommen." (Hier ist zu beachten, dass es bei der
Bundesbank-Studie nicht nur ums Geldvermögen geht, sondern auch um die
Sachwerte.)
Nochmal das Handelsblatt: "Das Vermögen der Deutschen ist im internationalen
Vergleich eher gering und ungleich verteilt. Nach Abzug der Schulden besaßen die
privaten Haushalte Ende 2010 ein mittleres Nettovermögen von 195.200 Euro, wie
die Bundesbank am Montag zu ihrer Haushalts-Umfrage mitteilte. Die ungleiche
Verteilung zeigt sich beim sogenannten Median … Dieser Wert für das
Nettovermögen lag bei nur 51.400 Euro."
Wohlgemerkt wird hier immer der Median verglichen, der besagt, die eine
Hälfte der Haushalte hat weniger, die andere Hälfte mehr. Wenn das Mittel so
weit über dem Medium liegt, bedeutet das, die obere Hälfte ist unverhältnismäßig
reich. Genau das ist in Deutschland der Fall, wo der Mittelwert fast das
Vierfache vom Median ist. Nur in Österreich ist die Verteilung noch so extrem,
in allen anderen Euro-Ländern ist sie gleichmäßiger.
Unterm Strich ist die Überschrift falsch. Der Welt-Reichtumsbericht
beschreibt nur das Vermögen der Reichen und lässt die wachsende
Ungleichverteilung außer acht. Interessant wäre die Entwicklung vom Median und
nicht nur vom Mittelwert gewesen.
Realistisch betrachtet, kommen sowieso ganz andere Zahlen heraus. Wenn man
die Lasten hinzuzieht, die der Staat den Bürgern auferlegt hat, liegt der
deutsche Median unter Null. Die Staatsschuld ist grob gerechnet 30.000 Euro pro
Person, das macht pro Haushalt leicht den Betrag von 51.400 Euro aus. Also der
Median ist Null, und der Mittelwert liegt bei 150.000, so sehen die deutschen
Zahlen aus. Die Lasten aus den Euro-Rettungsaktionen, den Penssionszusagen usw.
sind dabei noch nicht mal eingerechnet, sonst wird der Mittelwert zu Null und
der Median zu -150.000.
Weitere Info dazu in unserem Bericht Euro-Lügen.
Nachtrag: Ein Focus-Bericht diskutiert Zahlen aus dem Allianz-Bericht
in Hinsicht auf die Armut -Privatvermögen
auf RekordwertZins-Enteignung: Die Deutschen haben das Nachsehen: "Bei aller
Freude über die vollen Kassen: Der Allianz-Report zeigt auch große
Schattenseiten. So steigt in den etablierten Industrieländern die Zahl der
Menschen, die über ein kaum nennenswertes Vermögen verfügen. Sowohl in den USA,
im Euroraum wie auch in Japan leben immer mehr Menschen, die "zur globalen ‚Low
Wealth‘-Klasse gerechnet werden müssen", schreiben die Forscher."