"Weltbild" kann Insolvenz vermeiden

Den regelmäßigen Besuchern dieser Site ist ja vielleicht die Sache mit dem deutschen Weltbild-Konzern hierorts schon ein paar Mal begegnet (siehe z.B. "Katholische Weltbild-Krise" vom November 2011). Der deutsche Verlags- und Vertriebskonzern ist im Besitze von zwölf katholischen deutschen Diözesen, in Österreich ist die Firma Weltbild durch den vor etlichen Jahren erfolgten Kauf der Salzburger Firma A&M ebenfalls im Versand- und Filialhandel tätig.

2011 begannen einige ganz Strengkatholische die Homepage und die Versandkataloge von "Weltbild" und der zugehörigen Firma "Jokers" mit der Bibel in der Hand zu überprüfen. Ihr Urteil war vernichtend, zuwenig katholisch-religiöse Produkte, zuviel Säkulares und sogar Sachen, die mit Sex zu tun hatten oder mit dem Konkurrenzaberglauben namens Esoterik. Man heulte deshalb laut auf, besonders laut heulte die strengkatholische in Linz beheimatete Website "kath.net". Der Effekt: Weltbild versuchte sein Angebot zu reduzieren und der hinterwäldlerischen Moral der katholischen Moralaposteln anzupassen. Was nicht ganz gelang. Zum Beispiel ist jetzt die sicherlich gänzlich unkatholische Reihe "Shades of Grey" auf der Weltbild-Site mit 29 Angeboten (und z.B. für Band 1 mit einer 40seitigen Leseprobe) zu finden.


Die katholische Kirche überlegte wegen der strengkatholischen Proteste zuerst einen Verkauf, aber niemand wollte den Konzern haben, dann sollte eine Stiftung daraus gemacht werden mit dem üblichen katholischen Heuchlerausweg, der Gewinn der Stiftung geht in die Kassen der bisherigen Eigentümer, aber für die Art der Angebote ist die Stiftung und nicht die Kirche verantwortlich.

Das hat dann aus nicht näher bekannten Gründen nicht funktioniert, der Konzern blieb in Kirchenhand. Inzwischen liegt der Medien-Internethandel bei "Amazon", wo unzensiert alles Lieferbare besorgt wird, dadurch leidet der Filialbuchhandel sowieso stark und eine kirchliche Buch- und Medienhandelskette, die im Verdacht steht, von Strengkatholischen nach den Regeln der seinerzeitigen vatikanischen Liste der verbotenen Bücher zensiert zu werden, schreckt zusätzlich ausgiebig Kunden ab.

"Weltbild" arbeitet darum heute mit starken Verlusten. Wie einem Bericht der FAZ vom 3.11.2013 zu entnehmen war, drohte die Insolvenz. Die Banken waren nicht mehr bereit, weitere Überbrückungsfinanzierungen zu geben und verlangten von den Anteilseignern (den deutschen Diözesen) Kapitalerhöhungen.

Sechzig Millionen Euro werden nun aus Gesellschafterkreisen für die Finanzierung des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts locker gemacht, um damit der in der FAZ als "zunehmend orientierungslos" bezeichneten Unternehmensführung die Fortführung der Geschäfte zu ermöglichen. Als dritter Geschäftsführer wurde dem Konzern ein bekannter Sanierer zugeordnet. Es ist wohl mit einem Gesundschrumpfen der Filialstruktur und einem Ausbau des Internethandels zu rechnen. Büßen werden es letztlich die Beschäftigten müssen, über das Lamento der Strengkatholischen war hingegen in der FAZ nichts mehr zu lesen, weil vermutlich wird "Weltbild" lieber nicht ganz strengkatholisch sein wollen und dafür auch nicht in Konkurs.

PS: atheistische Bücher wie Dawkins "Der Gotteswahn" oder Kubitza "Der Jesuswahn" oder Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" gibt's bei Weltbild natürlich nicht. Seltsamerweise aber das sehr kritische Buch von Baumgarten und Frerk über die Kirchenfinanzierung in Österreich. Da das aber "Gottes Werk und unser Beitrag" heißt, hält man es bei Weltbild vielleicht für eine heilige Schrift...