Das jahrelange katholische Gerede über Missionierungen nervt den Beobachter.
Seit über zwanzig Jahren wird über eine "Neuevangelisierung" theoretisiert,
2010 wurde ein "Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung"
eingerichtet (siehe Info Nr. 308), zaghaft versuchte
Probeschritte führten nirgendwo hin (siehe Info Nr.
322), größere Tests wurden für 2012 zwar angekündigt, dann aber stillschweigend
abgesagt (siehe Info Nr. 827).
Von der
"Neuevangelisierung" des unter Religionsverlust "leidenden"
Europas ist schon länger nicht mehr die Rede. Auch im jetzt am 24. November
auslaufenden "Glaubensjahr" hat sich bezüglich Glaubensverkündigung
offenbar nirgends was bewegt. Auf google.at zeigt das Suchwort "Glaubensjahr"
als zweite Fundadresse meinen vorjährigen Text
zum bischöflichen Hirtenbrief zum Glaubensjahr. Wenn also ein Atheistentext
in Google Zweiter zu einem katholischen Jahr des Glaubens ist, dann hat dieses
Jahr wohl innerhalb der katholischen Kirche kein sehr bedeutsames Echo gefunden.
Mein Text vom September 2012 schloss mit "Das Glaubensjahr wird im aufgeklärten
Europa keine Spuren hinterlassen, der Niedergang der großen europäischen Religionen
wird ungebremst anhalten". Was wahrlich nicht schwer vorauszusagen
war.
Statt von der "Neuevangelisierung" redet man jetzt
ständig von einer "misionarischen Kirche". Aktuell und konkret
war katholischen Medien zu entnehmen, dass am 5.11.2013 der St. Pöltner Bischof
Klaus Küng sich im Rahmen der Vollversammlung der österreichischen Bischofskonferenz
im Stift Michaelbeuern in Salzburg diesbezüglich so äußerte: "Wir müssen
von Neuem eine missionarische Kirche sein, weil bei vielen 'Gläubigen' oder
ursprünglich 'Gläubigen' der Glaube weitgehend verdunstet oder gar nicht mehr
vorhanden ist. (..) Können wir es ruhig hinnehmen, wenn manche in unserer
Umgebung - vielleicht sind es sogar viele - sich von Gott entfernen, Christus
aus dem Blick verlieren oder ihn gar nicht kennen?" Weiters meinte er,
missionarisch zu sein gehöre zum Wesen der Kirche und auch zur Sendung jedes
einzelnen Christen.
In seinen sonstigen Ausführungen stellte sich
Bischof Küng natürlich auf keine Weise die Frage, ob das Verdunsten des Glaubens
nicht am Glauben liegen könnte, der katholische Jesus also die Blicke des
Publikums einfach nicht mehr auf sich zöge. Die pragmatischen Erkenntnisse,
die der deutsche Religionssoziologe Detlef Pollack jüngst zog, nämlich, "das
Wohlstands- und Bildungsniveau ist so hoch und die soziale Absicherung so gut,
dass immer weniger Menschen die seelsorglichen und sozialen Angebote der Kirchen
nachfragen", kann ein Bischof nicht gebrauchen. Weil dieses Verhalten lässt
seinen großen Gott zu einem maximal manchmal kurzzeitig verwendeten kleinen
Fetisch schrumpfen.
Darum bastelt sich Bischof Küng wieder einen noch
größeren Gott und fordert das Schauen auf Jesus, Streben nach persönlicher Heiligkeit,
Pflege des Gebetes, Verlangen nach Reinigung und Liebe zur Eucharistie.
Und?
Schaut wer? Strebt wer? Betet wer? Verlangt es nach Reinigung? Steigt die Liebe
zur Eucharistie? Oder ist es eben so, dass "immer weniger Menschen die
seelsorglichen und sozialen Angebote der Kirchen nachfragen" und es dagegen
kein kirchliches Mittel gibt.
Die katholische Kirche sollte es endlich
wirklich probieren, missionarisch zu werden, jeden einzelnen Christen anhalten,
nach Heiligkeit zu streben, jeden Christen zum Missionieren aussenden, um die
Blicke der Menschen auf Jesus lenken. Jahrelang darüber zu predigen und zu theologisieren
bewegte nichts außer Stimmbänder von Klerikern. Es wirklich und wahrhaftig
und ganz konkret in der realen Welt zu versuchen, ist das, worauf es ankommt.
Warum nur theologisch theoretisiert, aber nicht praktisch missioniert wird,
liegt wohl klar auf der Hand: man weiß, dass es nicht funktionieren wird, weil
es nicht funktionieren kann. Aber für unsereinen wäre es ein echter Spaß,
der katholischen Kirche beim Missionieren zuzuschauen! Daher: Her mit der Mission!