Evangeliumsgaudi Teil 5

Im Teil 4 ging es um die allgemeinen Aussagen im Papstrundschreiben "Evangelii Gaudium" zur Neuevangelisierung, heute folgt das Konkrete, wie soll evangelisiert werden.

Dazu müsste man jetzt etwas mehr Internes aus dem katholischen Kirchenapparat wissen, weil sich diese Pläne vom Papst Franz ziemlich so anhören wie die Aussagen von Bischof Schönborn. Wäre interessant zu wissen, wer dieses Konzept mit den evangelisierenden Christen tatsächlich auf den Weg gebracht hat, ob das noch vom Ratzinger und seinem Stab ist oder was Neues, das innerhalb des Klerus schon einige Zeit zirkuliert. Schönborn wurde jedenfalls im Juli 2013 in den "Neuevangelisierungsrat" des Papstes berufen, das könnte den Zusammenhang erklären.

Der Papst schreibt jedenfalls u.a. dazu so:
"Alle sind wir missionarische Jünger
119. In allen Getauften, vom ersten bis zum letzten, wirkt die heiligende Kraft des Geistes, die zur Evangelisierung drängt. Das Volk Gottes ist heilig in Entsprechung zu dieser Salbung, die es in credendo unfehlbar macht. Das bedeutet, dass es, wenn es glaubt, sich nicht irrt, auch wenn es keine Worte findet, um seinen Glauben auszudrücken. Der Geist leitet es in der Wahrheit und führt es zum Heil. (..) 120. Kraft der empfangenen Taufe ist jedes Mitglied des Gottesvolkes ein missionarischer Jünger geworden. Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wäre. Die neue Evangelisierung muss ein neues Verständnis der tragenden Rolle eines jeden Getauften einschließen. Diese Überzeugung wird zu einem unmittelbaren Aufruf an jeden Christen, dass niemand von seinem Einsatz in der Evangelisierung ablasse; wenn einer nämlich wirklich die ihn rettende Liebe Gottes erfahren hat, braucht er nicht viel Vorbereitungszeit, um sich aufzumachen und sie zu verkündigen; er kann nicht darauf warten, dass ihm viele Lektionen erteilt oder lange Anweisungen gegeben werden. Jeder Christ ist in dem Maß Missionar, in dem er der Liebe Gottes in Jesus Christus begegnet ist; wir sagen nicht mehr, dass wir 'Jünger' und 'Missionare' sind, sondern immer, dass wir 'missionarische Jünger' sind."

Beim Schönborn heißt es so: "Geht hinaus, und verkündet allen das Evangelium" - dieses Wort des auferstandenen Herrn Jesus Christus ist der bleibende Auftrag an alle, die ihm nachfolgen. Es ermächtigt alle Getauften und Gefirmten, es steht für eine heilsame Dynamik und Offenheit und zielt auf ein vom Evangelium erfülltes Leben. (Bischofskonferenz Juni 2013).

Zur in Wien laufenden "Jüngerschaftsschulung", also zur Ausbildung von Laien zu Missionaren, sagt Schönborn: "Die Kirche ist kein Selbstzweck, sondern Jesus Christus will seine Kirche in den Dienst nehmen als Zeichen und Werkzeug der Vereinigung mit Gott und der Erlösung der Menschen. Wer diese Mission vor Augen hat, wird in seinem Leben immer missionarischer sein. Wie können die Gläubigen ihre Jüngerschaft in der Nachfolge Jesu vertiefen, beleben, ja sie konkret lernen und einüben?"

Der Papst im Punkt 127: "Nun, da die Kirche eine tiefe missionarische Erneuerung vollziehen möchte, gibt es eine Form der Verkündigung, die uns allen als tägliche Pflicht zukommt. Es geht darum, das Evangelium zu den Menschen zu bringen, mit denen jeder zu tun hat, zu den Nächsten wie zu den Unbekannten. Es ist die informelle Verkündigung, die man in einem Gespräch verwirklichen kann, und es ist auch die, welche ein Missionar handhabt, wenn er ein Haus besucht. Jünger sein bedeutet, ständig bereit zu sein, den anderen die Liebe Jesu zu bringen, und das geschieht spontan an jedem beliebigen Ort, am Weg, auf dem Platz, bei der Arbeit, auf einer Straße."

Die Pläne gleichen sich. Das Problem bleibt dasselbe: woher sollen diese missionsbereiten Laien in einem wahrnehmbaren Umfang kommen? Der Heilige Geist wird sie nicht wirklich schicken können. Glaubt man im Ernst, dass regelmäßige Sonntagsmessbesucher dazu überredet werden könnten, eine Jüngerschaftsausbildung zu machen und dann Nachbarn oder Arbeitskollegen oder Stammtischbrüdern das Evangelium zu verkünden?

Aber das soll derweil wieder genug sein.
Es wäre zwar sicherlich vernünftiger, ich würde die päpstliche Aussendung in einem Stück und Absatz für Absatz behandeln. Da der Text aber 52 Seiten A4-NTR10 lang ist und ich bekanntlich geschwätziger bin als andere Leute, würde das dann sicherlich länger als 120 Seiten. Und das will ich weder mir noch den Lesern antun. Darum hier immer nur ein paar Anmerkungen. Im nächsten Teil zur Frage, was der Franz zu den anderen Religionen, speziell zum Islam, zu sagen hat.