Weihnachtliche Religionsbeleidigung

Eine solche passierte am Samstag, den 14.12.2013 den OÖNachrichten.

Auf der letzten Seite der Wochenendbeilage war ein Haderer-Cartoon abgedruckt, der nicht etwa die Sage vom Gottessohn Jesus in Frage stellte, sondern die außereheliche Vaterschaft von Gott Vater und die irdische Reaktion von Nährvater Josef darstellen sollte:


Was dazu führte, dass die OÖNachrichten von einigen Pfarrgemeinderäten und anderen Strengkatholiken Leserbriefe bekamen. Weil vor dem Gesetz sind zwar alle gleich, aber Leute mit religiösen Gefühlen sind weitaus gleicher. Wenn der Haderer den Faymann oder den Spindelegger cartoonisiert, dann wird kein SPÖler oder ÖVPler deswegen einen empörten Leserbrief schreiben und nach Zensur rufen.

Und selbst wenn sowas passieren täte, der Chefredakteur keiner Zeitung würde sich deswegen entschuldigen. In Sachen Religion ist es jedoch anders. Weil religiöse Gefühle haben für die ganze Gesellschaft was Heiliges zu sein und nicht nur für die paar Leute, die heute noch an religiösen Gefühlen leiden.

Darum entschuldigte sich Chefredakteur Mandlbauer am 17.12. tief zerknirscht auf der Leserbriefseite für diese Gefühlsverletzungen:


Gemäß Chefredakteur Mandlbauer dürfen Werte und Überzeugungen der LeserInnen nicht verletzt werden. Aber entschuldigen tut er sich nur für die etwaige Verletzung religiöser Werte und Überzeugungen, weil aus diesen leitet sich ja ab, dass solche Menschen viel gleicher sind als Menschen ohne religiöse Überzeugungen. Ständig sämtliche Werte und Überzeugungen aller Leser unverletzt zu halten, schafft sowieso keine Zeitung. Aber im Religionsfall greift normalerweise die vorbeugende freiwillige Selbstzensur und wenn die einmal nicht gegriffen haben sollte, dann wird chefredaktionelle Abbitte geleistet.

Manche sind z.B. davon überzeugt, dass die Religionsfreiheit ein ganz hoher Wert ist, speziell bezüglich des Rechtes auf Freiheit von Religion und des Rechtes Religion kritisieren und sogar karikieren zu dürfen. Solche Menschen sind natürlich weitaus nicht so gleich wie z.B. Frau Spannbauer aus Linz oder Herr Dr. Thumfart aus Wilhering. Weil einen religionskritischen Leserbrief unterzubringen, das gelingt weitaus nicht so leicht, wie empörte Briefe von Religionsbeleidigten.


PS: zur Haderer-Karikatur und zur biblischen "Wahrheit" kann noch angemerkt werden, dass in den ursprünglichen Texten des "Neuen Testamentes" dieser Jesus kein Sohn von Gott Vater war, sondern der von den Juden erwartete "Messias" sein sollte, der sein Volk aus der damaligen Bedrängung befreien würde.
Der Messias musste gemäß diverser biblischer Prophezeiungen aus dem Hause David und aus Bethlehem sein. Deswegen fügte der Evangelist Lukas die Geburtslegende ein (Josef und Maria mussten nach Bethlehem gehen, Lk 2, 4) und bei Matthäus ist ein Stammbaum des Josef zu finden (Mt 1, 1-17), der von Abraham über König David eben bis zu Josef, dem Vater Jesu geht. Wenn damals Jesus schon "Sohn Gottes" gewesen wäre, wäre so eine Ahnenfolge zum "Nährvater" doch genealogisch völlig sinnlos. Weil ein "Gottessohn" braucht weder von Abraham, noch von David abzustammen und von wem sein Ziehvater abstammt, ist doch wohl gänzlich powidl!
Die Evangelien-Texte wurden im Laufe der Zeit entsprechend angepasst, ohne dass dabei solch dumme Widersprüche bemerkt und entfernt worden wären. Das aufzudecken, blieb dann ab dem 18. Jh. der historisch-kritischen Befassung mit den Bibeltexten vorbehalten. Der Weg vom zur Buße aufrufendem Wanderprediger zum "Messias" und dann zum "Gottessohn" und "Erlöser" war zeitlich und ideologisch ein recht langer. Der geschichtliche Jesus hatte so einen Weg zu einem "Gottessohn" natürlich selber nicht vorausgeplant gehabt. Er hat davon zeitlebens auch nie was gehört.