Der Tiroler Andreas Hofer und seine Kameraden haben in Österreich immer noch
eine gewisse Heiligkeit. Weil sie wehrten sich am Beginn des 19. Jahrhunderts
gegen die Franzosen, zwar vergeblich, aber tapfer und ehrenvoll, Andreas Hofer
wurde hingerichtet und ist seither ein Nationalheiliger.
Die Historiker sehen
das inzwischen etwas differenzierter. Im "heiligen Land Tirol" ging
es speziell auch um die Zurückweisung der neuen Zeiten. Der Aufstand hatte seine
Ursachen in von den Franzosen eingeführten religiösen Beschränkungen, etwa bei
den Prozessionen und Wallfahrten, zum Ausbruch kam der Aufstand als Tiroler
zwangsweise zum bayrischen Militär eingezogen wurden. Einen besonderen Aspekt
bildete auch die von der katholischen Kirche gestartete Hetze gegen die Pockenimpfung,
auch als zu "freizügig" empfundene Frauenbekleidung fand Andreas Hofer
als bekämpfenswürdig.
Gut 200 Jahre später erhält nun die Republik
Österreich einen neuen Landwirtschaftsminister, der im Geiste in der Andreas-Hofer-Zeit
stecken geblieben ist.
Er heißt Andrä Rupprechter, stammt
aus einer Tiroler Bergbauernfamilie (elftes Kind von 13 Kindern), ist ganz klarerweise
ein ÖVP-Minister und bei der Angelobung am 16.12.2013 legte er seinen Amtseid
als Minister mit folgender Formel ab: "Herr Bundespräsident, ich gelobe,
so wahr mir Gott helfe und vor dem heiligen Herzen Jesu Christi."
Als
diese merkwürdige Eidleistung journalistisches Interesse erregte, erklärte er
seinen Eid so, Tirol sei das Herz-Jesu-Land, "das Motto ist Rot-schwarz-grün,
das sind die Herz-Jesu-Farben. Wenn jemand ein Problem damit hat, soll er sich
damit auseinandersetzen. Ich komm' jederzeit gern mit meine Schützen."
Rupprechter
meinte auch, er würde sich vor niemandem fürchten, außer vor Gott. Müssen wir
uns jetzt vor Rupprechter fürchten, weil er mit seinen Schützen kommen könnte,
wenn irgendwer Einwände gegen seine geschworenen rot-schwarz-grünen Herz-Jesu-Farben
hat?
Aber immerhin: im 21. Jahrhundert ist so ein Minister in Europa
bestimmt eine Rarität. Sowas haben sie nicht einmal in Polen.