Umfrage zur Lebensqualität

Am 1.2.2014 stellte Wilfried Müller auf der Site wissenbloggt.de die folgende sarkastische Umfrage online:


Wer die wissenbloggt-Beiträge verfolgt, stößt immer wieder auf Punkte, wo die Lebensqualität tangiert wird, zumeist in Form einer Beeinträchtigung der LQ (Bild oben: Ganzheitliches Entwicklungsrad, Orfatica, Wikimedia Commons). Einige Artikel zur LQ sind am Ende des Textes verlinkt.

Das verleitet zu der Frage, wie empfinden das die Betroffenen? Die folgende Einstimmung soll die Frage umreißen, und am Ende wird um Auskunft gebeten. Sicher lässt sich das auch durch Internet-Recherche abdecken, aber hier sind die geneigten Leser aufgerufen, die Koryphäen mitsamt aller anderen Meinungsinhaber, sich mitzuteilen:

Wer zuerst ins Ziel kommt, ist der Gewinner, und alle anderen sind die Verlierer. So lautet der olympische Gedanke von heute. Eigentlich ist das unbedingte Gewinnenwollen nichts Gutes. Es ist ein Charakterfehler, denn es fördert die Verbissenheit bis ins Überzogene hinein, und es macht anfällig für Übertretungen der Limits.

Außerdem ist es abträglich für die Qualität des Lebens, wenn nur einer den Platz an der Sonne hat, und alle anderen stehen im Schatten. Dennoch wird das entartete Gewinnstreben weltweit voller Eifer kultiviert. Es greift immer mehr um sich und artet immer schlimmer aus. In dieser Umfrage soll geklärt werden, ob das andererseits auch so gesehen wird.

Im Sport wird schon vorexerziert, wie nur noch die Weltbestleistung zählt. Im Alltagsleben schafft der ausufernde Kommerz einen ähnlichen Leistungsdruck. Jeder will besser sein als die anderen, oder er will zumindest mehr Erfolg haben als seine Konkurrenten. Es ist auf allen Gebieten modern geworden, die Grenzen auszureizen. Überall wird an den Leistungsgrenzen gekratzt, beim Sport, bei der Arbeit und in der Schule -und nicht nur da. Man kratzt auch schon an den Grenzen von Anstand und Verstand.

Das Unanständige nimmt überhand, und der Unverstand triumphiert immer öfter. Das zeigt sich im Umgang mit den neuen Möglichkeiten, die uns die Wissenschaft erschliesst. Letztlich wird der technische Fortschritt zunehmend in menschlichen Rückschritt umgesetzt. Das hat keine schönen Auswirkungen auf unsere Lebensperspektive, und auf unsere Lebensqualität schon gar nicht.

Hinter der Glitzerfassade der medialen Welt ist die Realität trist. Weil der Konkurrenzdruck immer unmittelbarer wird, fallen überall die Schamschranken. Das ist bei bei Sport, Politik und Business der Fall, und in der Werbung genauso. Demzufolge werden die Medien von Propaganda verseucht, und die unverschämten Werbeleute können uns kaum mehr in Ruhe lassen. Ihre Glücksangebote verfolgen uns penetrant und hartnäckig.

Nur hat das mit Glück wenig zu tun, was die smarten Bauernfänger uns verheißen. Das Gegenteil ist der Fall. Unser Glück wird durch die impertinente Kommerzialisierung beeinträchtigt. Die menschlichen Werte sind in ihrem Bestand bedroht. Wenn sie auf der Agenda nur nebenher auftauchen. gehen sie verloren. Gefährdet sind nicht nur die großen Errungenschaften unserer säkularen Rechtsstaatlichkeit wie Freiheit, Gleichheit und Humanismus. Beeinträchtigt sind vor allem die unausgesprochenen Regeln des Zusammenhalts, die man am ehesten als Tugenden umschreiben kann.

Die Fallstricke der Kommerzialisierung umschlingen unsere Welt bald ganz lückenlos. Überall lauert jemand, um die naturgegebene Freundlichkeit der Menschen auszunutzen, und um ihre angeborene Hilfsbereitschaft zu missbrauchen, eben ihre Tugenden. Hinter der lächenden Fassade aus »Gewinnen«, »Sparen« und sonstigen Glücksbotschaften steckt eiskalter Geschäftstrieb. Innovative Beschissmethoden werden ersonnen, die jedermann auch noch per Telefon, Fernsehen und Internet reinlegen möchten. Der Kommerz kriecht aus allen Löchern, und wer unaufmerksam ist, wird von den enthemmten Geschäftemachern abgezockt.

Der entartete Kommerz gefährdet nicht nur unsere Lebensperspektive, sondern er tobt sich jetzt schon auf Kosten unserer Lebensqualität aus. Um nicht dauernd abgezogen, manipuliert und übervorteilt zu werden, müssen wir eine ständige Abwehrbereitschaft aufbauen. Es nutzt bloß nicht viel, denn einiges von der Abzocke ist schon institutionalisiert. Der Verlust unserer Lebensqualität ist umfassend und tiefgreifend. Hier soll nachgefragt werden, wie der kommerzielle Fortschritt in den menschlichen Rückschritt umgemünzt wird.

Schließlich haben immer weniger junge Menschen Aussicht auf ein auskömmliches Leben in Würde und Sicherheit. Wer in unserer Leistungsgesellschaft reüssieren will, muss sich gegen die weltweiten Menschenmassen durchsetzen. Zunehmend konkurriert er auch mit Computern, Automaten und Robotern. Er wird von der Finanzwelt abgezockt und von der Politik mit Schuldenlasten befrachtet. Welche Lebensqualität erwartet ihn in einer durchkommerzialisierten Welt? Was ist für die neue Generation erstrebenswert an einem Leben als Arbeitsloser oder als Erfüllungsgehilfe für die großen Konzerne und die smarten Finanzkünstler, die den Reichtum der Welt an sich reißen?

Soweit ein wenig Hetze als Einstimmung, und nun zu den Fragen. Was spielt beim Lebensqualitäts-Rating die wichtigste Rolle? Welche Punkte beeinträchtigen unsere LQ am schlimmsten? Was gehört beim Perversitätsindex nach oben? Hier einige Stichpunkte zur Auswahl, Ergänzungen kann jeder vornehmen:
Klimawandel
Reklame, Verarsche
Terrorismus, Kriege
Seuchen, HIV
soziale Ungleichheit, Jugendarbeitslosigkeit, Aufstocker
Euro-Rettungslasten, Schuldenlasten
Religion, Götter und andere zweifelhafte Existenzen
Übervölkerung
Roboter
NSA, Datenmissbrauch
Pränatale Gendiagnose
Human Enhancement

Reiht Euch Eure Hitparade der Lebensqualitätsbeeinträchtiger!

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