In Deutschland war bereits ab 2011 ein Forschungsauftrag der Diözesen
angelaufen, der die Missbräuche von Kindern und Jugendlichen in der katholischen
Kirche untersuchen sollte. Als der damit beauftragte Christian Pfeiffer,
Direktor des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen, die Sache
zu gründlich anging, die Offenlegung aller diesbezüglichen Kirchenakten verlangte
und auch vernichteten Unterlagen nachzugehen versuchte, wurde der Auftrag
von der Kirche im Jänner 2013 storniert.
So genau wollte man es dann
lieber doch nicht wissen, Pfeiffer und sein Team hatten offenbar viel mehr
Missbrauchstaten von Priestern in den Archiven der Bistümer entdeckt als von
der Kirche bisher angegeben wurden, die Vertuschung hatte gegenüber der Öffentlichkeit
auch beim internen Auffliegen von Missbrauchsverbrechen bis vor etlichen Jahren
weitgehend funktioniert. Als Vorwand wurde auch genannt, durch die Akteneinsicht
von Außenstehenden würden "Persönlichkeitsrechte" verletzt. So ein
Kinderschänder ist ja schließlich eine Persönlichkeit, deren Schutz wichtiger
ist als seine Untaten.
Nun soll im Frühjahr 2014 ein neuer Forschungsauftrag darüber vergeben
werden, der von 2014 bis 2017 - unzensiert von kirchlichen Stellen - eine
Studie erstellen soll.
Pfeiffer begrüßte diesen Plan, warnte aber, da die
Missbrauchsakten nach einer gewissen Zeit vernichtet würden, es müsse Klarheit
über die Aktenbestände herrschen. Manche Diözesen hätten diese Vernichtungen
nicht durchgeführt und alles aufbewahrt, "wir hörten aber gerüchteweise,
dass in manchen Bistümern viel, ja alles vernichtet wurde". Und: damit
nicht einzelne Bischöfe weiterhin der Vertuschung frönen könnten, müsste sich
jede Diözese diesmal verpflichten, den Vertrag umzusetzen.
Man kann
gespannt sein, ob diese Studie nun objektiv erstellt werden kann oder ob schon
bei der Auswahl des Personals dafür ein strengkatholischer Maßstab angelegt
werden wird, um passende Resultate zu bekommen. Und bis 2017 ist es ja noch
lange ...