Die von Papst Franz angestiftete Diskussionen über die katholische Familien-
und Ehelehre führt zu unterhaltsamen Blüten. Auf der ORF-Religionsnachrichten-Site
gab es dazu an einem Tag zwei gänzlich gegensätzliche kardinale
Meinungen.
Der noch von Papst Ratzinger inthronisierte und jüngst zum Kardinal ernannte
Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller ließ laut
ORF vom 27.2.2014 verlauten:
"Wir können doch nicht nur deshalb, weil es viele Menschen gibt, die
das Wort Jesu nicht verstehen, daraus die Konsequenz ziehen und meinen, das
Wort Jesu kann oder sollte geändert werden. Es wäre ja paradox, würde die Kirche
sagen: Nachdem nicht jedermann die Wahrheit kennt, ist die Wahrheit in Zukunft
nicht mehr verpflichtend".
Kardinal Müller ist jemand, der in der
katholischen Kirche was zu sagen hat! Denn der Leiter der Glaubenskongregation wurde früher
als Chef der Hl. Inquisition betitelt.
Über Kardinal Kasper, der jüngst vom Papst wegen eines Referates zur
selben Frage hoch gelobt wurde (siehe Info Nr. 1813) berichtete der ORF am selben
Tag:
"Das bloße Pochen auf Regeln überzeuge keinen Menschen, sie auch einzuhalten,
zitiert 'Die Zeit' aus der bisher unveröffentlichten Rede Kaspers vor dem Papst
und dem Kardinalskollegium. Die Bibel verstehe die Gebote nicht als Last und
Einschränkung der Freiheit, sondern als Wegweisung zu einem erfüllten Leben."
Konkret wird aus Kaspers Rede Kasper zitiert: "Barmherzigkeit ist
keine billige Gnade, die von Umkehr dispensiert. Aber die Sakramente sind auch
keine Belohnung für Wohlverhalten und für eine Elite, welche die ausschließt,
die der Sakramente am meisten bedürfen. Wenn ein geschiedener Wiederverheirateter
bereut, dass er in erster Ehe versagt hat, wenn er sich nach Kräften mühte,
die zweite zivile Ehe aus dem Glauben zu leben, können wir ihm dann das Sakrament
der Buße und die Kommunion verweigern?" Weiter im ORF-Bericht: "Er
plädierte dafür, dass die Kirche auf die heutige Realität der katholischen Laien
eingehe und Sünden vergebe: 'Wir glauben ja auch an die Vergebung der Sünden.
An die Möglichkeit, neu anzufangen'. Kardinal Reinhard Marx hatte nach dem Konsistorium
erklärt, der Vortrag von Kardinal Kasper habe die 'Ouvertüre' zu einer Diskussion
geliefert, die so schnell nicht enden werde. (..)"
Anscheinend ist Papst Franz auf Seite von Kardinal Kasper und nicht auf Seite
des Glaubenswächters Kardinal Müller.
Die Strengkatholischen machen sich schon berechtigte Sorgen, auf kath.net
jedoch noch nicht, dort wurde bisher der neue Papst zu sehr gepriesen, auf der
Site katholisches-info hingegen glaubt man schon, durchzublicken: "Es verdichten
sich die Zeichen, die zumindest den Eindruck entstehen lassen, als erfolge alles
nach einer strategischen Planung. Als sei die Einberufung der Bischofssynode,
der Fragebogen an die Bischöfe und nun das Konsistorium Teil eines Etikettenschwindels.
Es steht 'Familie' darauf, aber es geht von Anfang an um die Aushebelung der
katholischen Ehelehre zugunsten einer bestimmten Gruppe, der wiederverheirateten
Geschiedenen.(..)"
Das wirklich Bemerkenswerte in dieser Sache: es ist für den katholischen
Alltag eigentlich wurscht, welche Sexual- und Ehelehre die katholische Kirche
vertritt und verkündet, die katholischen Kirchenmitglieder kümmern sich in ihrer
übergroßen Mehrheit sowieso nicht darum.
Wenn es nun offiziell katholisch zulässig werden würde, in nichtkatholischer Ehe und vielleicht sogar vor der Ehe Geschlechtsverkehre auszuführen, nu, das tun fast alle Katholiken ja eh schon seit Jahrzehnten! Es könnte schon sein, dass nach einer offiziellen Reform aus der Gruppe der katholischen wiederverheirateten Geschiedenen ein paar mehr zur Sonntagsmesse gehen und dort den "Leib des Herrn" verzehren würden, aber eine statistische messbare Zunahme des kirchlichen Lebens wird sich daraus nicht ergeben. Denn die katholische Kirche ist das eine und das wirkliche Leben ist längst ganz was anderes. Und wenn sich die Kirche ein bisschen an die Wirklichkeit anpasst, dann verändert das nicht die Wirklichkeit. Amen.